0140 - Schreie in der Horror-Gruft
hüpfte.
»Klar doch.«
Der Kommissar gehörte zu den Typen, die immer im Dienst waren. Er konnte blitzschnell umschalten. Und er hatte schon einige böse Erfahrungen hinter sich. Nicht nur mit Gesetzesbrechern, die er als Kommissar vom BKA jagte, sondern auch mit Geistern und Dämonen. Er hatte des öfteren mit John Sinclair zusammengearbeitet und erlebt, daß es Dämonen und finstere Mächte gab.
Ein Dämon, der Schwarze Tod, hatte sogar seine frisch angetraute Frau am Hochzeitstag umgebracht.
Seit dieser Zeit verfolgte Mallmann die Mächte der Finsternis mit einem ungeheuren Zorn, und er gab sich auch nicht damit zufrieden, daß der Schwarze Tod nicht mehr existierte. Nein, er wollte selbst mithelfen, das Übel samt Wurzel auszurotten.
In der letzten Zeit allerdings war er etwas ruhiger geworden.
Den Zyklop aus der Hölle, ein widerliches Sumpfmonster, hatten sie in der Nähe von Bremen besiegt, und seit der Zeit hatte Mallmann nur telefonisch mit den Londoner Freunden in Kontakt gestanden. Er wußte jedoch über die Gründung der Mordliga Bescheid und besonders über die Rolle von Solo Morasso, alias Dr. Tod.
Dieser Mensch-Dämon wollte die Herrschaft der Welt. Und das Sinclair-Team kämpfte dagegen an. Irgendwie fühlte sich der Kommissar auch dazu hingezogen, er hielt Augen und Ohren offen, um sofort etwas über das Wirken der Schwarzblütler zu erfahren. Was als völlig normaler Fall begann, endete oft in einem Strudel des Schreckens.
Mallmann hatte sich darauf eingestellt und seine Konsequenzen gezogen. Mit seinem Vorgesetzten hatte er über die erlebten Fälle gesprochen. Der Mann war erst skeptisch gewesen, hatte sich aber doch überzeugen lassen und ließ dem Kommissar jetzt freie Hand, wenn es um die nicht erklärbaren Fälle ging.
Seine Kollegen ahnten dies. Sie sagten aber kaum etwas, obwohl einige von ihnen bei der Hochzeit gewesen waren und das Grauen miterlebt hatten. Viele verdrängten die Ereignisse jedoch schnell aus ihrem Bewußtsein.
Anders der Kommissar. Er nahm den Kampf auf. Zu seinen ersten beiden Hobbys war noch ein drittes hinzugekommen: die Dämonenjagd.
Locker saß der Kommissar mit der Römernase und dem leicht lichten, dunklen Haar hinter dem Lenkrad. Niemand sah ihm an, wie konzentriert er war. Der Manta GL/T war sein erstes Hobby, die Stereoanlage sein zweites. Allerdings hatte er in der letzten Zeit nur selten Musik gehört. Allein machten ihm die Abende keinen Spaß mehr.
Und noch eine Konsequenz hatte der Kommissar gezogen. Er trug immer eine mit Silberkugeln geladene Pistole bei sich. Neben seiner eigenen Dienstwaffe. Der gute Will Mallmann war also gerüstet, auf die Diener der Finsternis zu treffen.
»Da ist der Mercedes!« sagte Hollering plötzlich. »Auf der rechten Seite. Jetzt schert er nach links.«
Nun sah Will ihn auch.
Ein heller Wagen mit dem Nummernschild aus Koblenz. Der Benz wurde beschleunigt.
Auch Mallmann gab Gas. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel.
Hinter ihm war frei.
Der Manta schoß voran, war im Nu auf der linken Seite und zischte an zwei Lastwagen vorbei. Dann jedoch mußten sie wieder auf die normale Spur wechseln. Gegenverkehr.
»Ist der denn wahnsinnig?« flüsterte Hollering.
Auch Will Mallmann wurde blaß. Erst im letzten Augenblick zog der Mercedes nach rechts.
Die Reifen jaulten und jammerten.
»Puh, das war knapp!« stöhnte Hollering.
Will nickte nur.
Zwischen dem Manta und dem beigen Benz befand sich nur noch ein Toyota. Doch der ließ den Kommissar nicht vorbei. Wenn Mallmann mal die Chance hatte zu überholen, dann drehte der Toyota-Fahrer auch auf.
Die nächste Ortschaft. St. Goarshausen.
Der Mercedes fuhr hinein. Zum Glück herrschte wenig Verkehr in dieser sonst weinseligen Stadt. Mit fast 80 Stundenkilometern rasten die Wagen hintereinander her. Und sie hatten sogar noch Glück, daß die Ampeln auf Grün standen.
Dann bog der Benz ab. Links rum das Steuer.
Die Reifen des Mantas protestierten kreischend, als Will ihn ebenfalls in die Kurve zog. Hollering wurde in den Schalensitz gepreßt. Der Toyota war verschwunden. Will grinste schief, als er dem Mercedes auf den Fersen blieb.
»Gleich haben wir ihn«, sagte er.
Die nächste Kurve.
Rechts herum. Parallel zum Rhein schoß der Mercedes dahin. Ein rasendes Ungeheuer, das sich einfach Platz schaffte und keinerlei Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer nahm. Menschen flitzten zur Seite. Zwei Radfahrer sprangen von ihren Rädern und flüchteten in einen
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