0140 - Schreie in der Horror-Gruft
stellte seine Teetasse zur Seite. »Das bin ich John schuldig.«
»Danke, Will.« Bill runzelte die Stirn. »Die Frage ist, wie wir vorgehen. Sollen wir unsere Tarnung platzen lassen?«
»Nein, auf keinen Fall«, wehrte der Kommissar ab. »Ihr gesellt euch weiterhin zu diesen Leuten vom Betriebsausflug, das ist doch klar. Aber ich schaue mir die Burg inzwischen aus der Nähe an. Ich lasse mich übersetzen und werde als ungebetener Gast da sein. Machen wir es so?«
Bill grinste. »Und wie.«
»Meint ihr denn, daß John auf dieser Burg gefangengehalten wird?«
Jane hob die Schultern. »Wir hoffen es. Wenn wir ihn dort nicht finden, wird Fariac reden müssen. Daß er etwas mit Johns Verschwinden zu tun hat, ist klar.«
»Du hast aber keine Beweise.«
»Nein.«
»Dann sei vorsichtig, Jane«, warnte der Kommissar.
»Die Beweise holen wir uns.« Bill Conolly war fest davon überzeugt.
Jane schaute auf die Uhr. »Himmel, Bill, es wird Zeit. Wir müssen zum Treffpunkt.«
Der Reporter stand auf. Er wollte zahlen, doch Mallmann übernahm die Zeche. »Haut ihr mal ab«, sagte er. »Ich halte hier die Stellung, und wir sehen uns sicher im Schloß.«
»Hals- und Beinbruch«, wünschte Jane.
Sie und Bill verließen das Café. Noch immer standen Gaffer herum. Die beiden gingen rasch zu den Parkplätzen, wo der Bus wartete. Der Fahrer war mitgegangen, von der Gruppe sahen sie noch nichts. Ein paar Minuten später tauchten die Mitarbeiter der Firma Fariac Cosmetics auf.
Sie alle waren recht munter, lachten und redeten. Gordon Fariac ging zwischen seinen Leuten.
»Ah, da sind Sie ja!« rief er, als er Jane und Bill entdeckte. »Sie haben wirklich etwas verpaßt.«
»Vielleicht«, lächelte Jane.
»Aber jetzt müssen wir uns beeilen. Es ist schon fast dunkel. Das Schiff wartet längst.«
Gemeinsam gingen sie zum Anlegesteg. Fariac hatte ein kleines Boot gemietet. Um diese Zeit fuhren nur noch wenige Schiffe, einige Gesellschaften hatten den Betrieb sogar völlig eingestellt.
Jeder wurde vom Kapitän mit Handschlag begrüßt, was den meisten unheimlich gefiel.
Auf dem Schiff war bereits eine Kaffeetafel gedeckt. Fariac setzte sich zwischen seine Mitarbeiter, während Jane und Bill ein wenig abseits Platz nahmen.
Dann legte das Schiff ab.
Über Lautsprecher wurden in englischer Sprache die Sehenswürdigkeiten an den Ufern erklärt, wobei die meisten kaum noch zu erkennen waren.
Jane und Bill hörten gar nicht hin.
Sie dachten an den Abend. Der würde viel interessanter werden…
***
Kommissar Mallmann fuhr mit derselben Fähre über den Rhein, die auch der Busfahrer nahm. Der Zufall wollte es, daß die beiden an der Reling stehenden Männer ins Gespräch kamen.
»Ich habe gehört, daß Sie eine englische Reisegruppe fahren«, sagte Mallmann.
»Ja, und das um diese Zeit.«
»Wieso?«
Der Fahrer deutete zum anderen Ufer. »Schauen Sie sich doch mal um. Bei dem Wetter fährt doch niemand mehr über den Rhein. So etwas muß man drei Monate früher machen.«
»Das stimmt«, gab Will zu. »Haben die denn noch ein weiteres Ziel?«
»Klar. Eine Burg.«
»Wo?«
»Die können Sie jetzt nicht sehen. Ist schon zu dunkel. Aber dort wird übernachtet.«
»Und Sie fahren wieder zurück?«
»Nein, ich bleibe auch da. Ich muß die Leute sowieso hochbringen. Morgen soll es wieder zum Flughafen gehen. Mir egal, ich mache alles mit. Außerdem soll es heute abend ein tolles Gelage geben.«
Will grinste. »Das ist immer wichtig.« Er schaute aufs Wasser. Die Schiffsschraube quirlte es zu weißen Schaumstreifen hoch. Von rechts näherte sich ein Schiff. Man sah nur die Lichter, die im Grau der Abenddämmerung wie Sterne schimmerten.
Der Fahrer tippte an seine Mütze und begab sich wieder zum Bus. Mallmann blieb an der Reling stehen. Er hatte bereits einen Plan gefaßt. Der Kommissar sah nicht ein, daß er die Strecke zum Schloß zu Fuß hochging. Er wollte sich im Ort ein Taxi nehmen.
Wenn der Bus den Weg schaffte, würde auch das Taxi es hinter sich bringen.
Zwei Minuten später verließ er die Fähre. Der Bus rollte an Will vorbei, der Fahrer hupte, und Will winkte.
Der Kommissar suchte einen Taxistand und hatte ihn bald gefunden. Mehrere Wagen warteten dort.
Will nahm den ersten.
Als er dem Fahrer sein Ziel nannte, bekam dieser große Augen.
»Zu dieser Burg wollen Sie?«
»Ja, ist das schlimm?«
»Eigentlich nicht. Aber die Gegend ist verdammt einsam, wissen Sie. Und gern…«
Mallmann ließ den Knaben nicht
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