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0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

Titel: 0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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regeneriert. Ein neuerlicher Schwächeanfall war nicht abzusehen.
    »Wartet, Freunde, wir sind noch nicht am Ende«, flüsterte er, während er hinter den Gnomen herstolperte, die ein erstaunliches Tempo vorlegten. Seine neugewonnene Kraft und die Tatsache, daß man ihm auch jetzt das Amulett noch nicht abgenommen hatte, erfüllte ihn mit Zuversicht. Er verzog das Gesicht, während er die abschreckend wirkenden Gestalten musterte. »Gnomen est omen«, spöttelte er.
    »Rühe«, zischte eines der häßlichen Wesen.
    Es ging eine Treppe hinauf. Zamorra folgte dem Zug der Kette. Er war gespannt auf das, was sich in Kürze abspielen würde. Er vertraute auf das Amulett. Und vielleicht - vielleicht befanden sich unter den Zuschauern des bevorstehenden öffentlichen Spektakels auch einige jener tapferen Männer, die er seinerzeit kennengelernt hatte, als er Camoran jagte. Sie waren seine Freunde geworden. Camoran war zwar tot, aber da waren noch die anderen.
    Camoran, der so gern die Erde gesehen hätte und vorher für Zamorra gestorben war…
    Erinnerungen flogen ihn an an jene Geschehnisse, die erst ein knappes Jahr her waren und doch in dieser Welt schon so lange zurücklagen. Vielleicht aber erkannten ihn jene Freunde wieder, auch wenn hier ein anderer Zeitablauf vorzuherrschen schien.
    »Noch ist Holland nicht verloren«, murmelte er.
    Sie zerrten ihn ins Freie, auf die Plattform hinaus. Die rote Sonne stand noch niedrig über den violetten Bergen. Dennoch war die Färbung des Himmels schon intensiv gelb. Aus seinen Erfahrungen schloß Zamorra, daß es etwa eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang sein mußte.
    Erwartungsvoll musterte er die Gestalten, die ihm entgegensahen. Und in ihren Augen las er, daß er von ihnen nichts zu erwarten hatte - nichts als den Tod!
    ***
    Zamorra trat langsam auf die Gruppe zu. Die Zentralfigur war die Priesterin des Blutes, die jetzt wieder das weiße, durchscheinende Gewand trug. Die roten Haare leuchteten im Licht der Morgensonne wie ein glühender Kranz um ihren Kopf. Dicht neben ihr hielt sich eine Gestalt in schwarzer Kutte. Zamorra zögerte. War jener, den er getötet hatte, wieder zu neuem Leben erwacht, oder gab es mehrere von dieser finsteren Sorte? Er entschied sich für Letzteres, denn was das Amulett einmal vernichtet hatte, das blieb auch vernichtet. Die Abertausende von Käfern waren zerpulvert.
    Ein paar Sklaven standen ringsum und ließen Zamorra keine Sekunde lang aus den Augen. Und im Hintergrund, halb hinter den Säulen verborgen, erkannte der Professor einige Vampire. Er begriff. Die Vampirfrau hatte sich eine Schutztruppe geschaffen, die nur aus Vampiren bestand. Sie schien Wesen ihrer Art zu bevorzugen.
    Auf eine Handbewegung hin verzogen sich die kleinen Kreaturen wieder ins Innere des Tempels. Die Priesterin trat auf den Meister des Übersinnlichen zu und blieb direkt vor ihm stehen.
    Er sah an ihr vorbei. Unten auf dem Vorhof versammelten sich die ersten Zuschauer. Man hatte wohl verkündet, daß die Aburteilung und Hinrichtung öffentlich stattfinden sollte, und kaum einer wollte sich das Spektakel entgehen lassen, wie der Mörder Camorans seinem gerechten Schicksal entgegenging.
    Aber er hatte nicht vor, es ihnen leicht zu machen.
    Plötzlich verengten sich seine Augen. Er glaubte eine düstere Gestalt gesehen zu haben, die am Rand der Tempelplattform entlangschlich, mit einem Sprung den eineinhalb Meter tiefer liegenden Vorhof erreichte und in der größer werdenden Menschenansammlung verschwand. Was hatte das zu bedeuten? Zamorra war sich fast hundertprozentig sicher, daß der Schleicher ein Vampir der Garde gewesen war. Vampire, die das grelle, heiße Sonnenlicht vertrugen, waren eine Seltenheit, und Zamorra kannte nur einige wenige Dämonen, die das fertiggebracht hatten, aber weil die anderen Wächter auch nicht völlig im Dunkeln standen, schien das hier normal zu sein.
    Sein Blick kehrte zur Priesterin zurück.
    »Zamorra«, sagte sie halblaut.
    Etwas in der Stimme elektrisierte ihn. Er glaubte, Nicole sprechen zu hören! Nicole, die mit der Priesterin verschmolzen war und jetzt eine Einheit bildete, aber warum hatte sie dann zugelassen, daß er am vergangenen Tag unten im Gang von einem Schlag der Vampirin niedergestreckt wurde?
    Oder bekam Nicole erst allmählich Gewalt über den Körper?
    Dann besaß er noch einen Trumpf mehr!
    »Nici…«, murmelte er.
    Da straffte sich die Gestalt der Priesterin. Sie trat einen Schritt zurück, warf den Kopf in den

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