0141 - Mein Todesurteil
»Er hat zuschauen dürfen, wie mein Bruder wieder erweckt worden ist. Ebenso wie dieser andere, ein Freund oder was weiß ich…«
»Kommissar Mallmann!« sagte Jane.
»Ja, kann sein.« Fariac lächelte. »Da haben wir ja doch einen Polizisten unter uns. Einen Kommissar sogar. Fantastisch, meine Freunde werden begeistert sein.«
»Was haben Sie vor?« wollte Jane wissen.
Gordon Fariac verbeugte sich leicht und lächelte spöttisch.
»Schauen Sie sich einmal um, Miß Collins. Sie sehen hier Damen und Herren aus meinem Betrieb. Sie alle haben vom Blut der Fariacs gekostet. Sie haben es getrunken, und dieses Blut hat sich mit dem ihrigen vermischt. Es wühlt und kocht in ihrem Innern, der Keim der Fariacs wird aufgehen. Diese zehn Menschen werden, nein, sie sind es bereits. Sie sind die Vampire, die unser Erbe weitertragen. Deshalb dieser Ausflug, deshalb die Feier, ich mußte sie eben allein in die Hand bekommen, das verstehen Sie doch, Miß Collins?«
»Sicher. Und er?«
»Sie meinen den Grafen?«
»Ja, genau.«
»Ihn habe ich vorhin aus der Asche entstehen lassen. Er ist damals von einem Karel Marek getötet worden, als er in seinen Sarg steigen wollte. Marek war schnell, er hat sich auf ihn geworfen und ihn umgebracht. Leider war ich zu weit entfernt, ich konnte nicht eingreifen, doch ich spürte seinen Tod. Ich wußte, daß er gestorben war, und flog zu diesem Schloß. Damals nahm ich noch des öfteren die Gestalt der Fledermaus an, denn ich herrschte im Reich der Skipetaren. Als ich jedoch an den Rhein kam, begrub man gerade die Opfer. Ich sah einen Mann, der noch schlimmer mit den Vampiren aufgeräumt hat als Marek. Er kam aus der Zukunft, war dorthin verschlagen worden, weil er in meine Fabrik einbrach. Ich spreche von keinem anderen als John Sinclair. Er war es, der mitgeholfen hat, meinen Bruder zu töten. Damals schon habe ich sein Todesurteil ausgesprochen. Ich schwebte über den Köpfen der Männer und sprach das Urteil aus. Tod für John Sinclair!«
»Das haben sich zwar viele vorgenommen, aber bis jetzt hat es noch keiner geschafft«, erwiderte Jane Collins spöttisch.
»Ich weiß, aber die Leute haben es auch falsch angefangen. Ich sprach das Urteil vor über 300 Jahren aus, in einer ganz anderen Zeit, doch ich brauchte nicht 300 Jahre zu warten. Durch Schwarze Magie ist es mir möglich gewesen, John Sinclair in die heutige Zeit hinüberzuleiten. Er befindet sich wieder in der Gegenwart. Und er wartet darauf, daß mein versprochenes Urteil vollstreckt wird.«
»Dann ist er hier?« fragte Jane.
»Genau. Zusammen mit Bill Conolly und diesem Kommissar Mallmann. Die drei sind zusammen.«
Janes Herz klopfte plötzlich schneller. »Wo?«
»Dieses Schloß ist in den letzten Jahren mehrmals zerstört worden. Wir haben es wieder aufgebaut, aber die Grundmauern des alten Teils stehen noch. Und in dem ältesten Folterkeller befinden sich Kommissar Mallmann, ihr Kollege Conolly und natürlich John Sinclair. Alle drei sind zusammen, und keiner von ihnen hat eine Chance, sich zu befreien!«
Jane Collins schaute Gordon Fariac an. Dieser Mann, der Hunderte von Jahren alt war, der in der Vergangenheit Angst und Schrecken verbreitet hatte, wollte auch in der Zukunft seine Herrschaft des Grauens verbreiten. Er hatte vor, sich mit dem Supervampir zu verbünden und damit auch mit Dr. Tod. Wenn diese Allianz zustande kam – alles wies darauf hin –, gingen die Menschen schrecklichen Zeiten entgegen. Die Männer, die es verhindern konnten, befanden sich in der Hand dieses blutsaugenden Monsters, und die Chance, sie zu befreien, war gleich Null. Jane allein würde es nicht schaffen. Gordon Fariac hatte zuviel Zeit gehabt, alles genau vorzubereiten.
Er lächelte hintergründig. »So nachdenklich, Miß Collins?«
»Es bleibt nicht aus.« Jane wollte ihrer Stimme einen ruhigen Klang geben, doch sie konnte ein Zittern nicht vermeiden. Die Gefahr war zu groß, zu stark die Angst.
»Sie sehen also, Miß Collins, es gibt keinen Ausweg mehr für Sie. Ich habe zahlreiche Helfer bekommen. Sie alle stehen gegen Sie. Wollen Sie es mit zwölf Gegnern aufnehmen?«
Janes Blicke glitten zu den Teilnehmern des makabren Ausflugs.
Den meisten ging es wieder besser. Sie hatten die erste Schwäche überwunden und sich an die neue Situation gewöhnt. Es war auch eine Veränderung mit ihnen vorgegangen. Ihre Gesichter wirkten fast ebenso bleich wie die der Vampire. Einige von ihnen hatten die Lippen zurückgezogen, und Jane
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