0141 - Mein Todesurteil
entkommen.
Die Finger bewegte ich auf und ab. Das war ein kleiner Fortschritt. Auch der Kreislauf kam wieder in Gang, ich merkte das Kribbeln bis in meine Oberarme.
Dann vernahm ich das Stöhnen.
Sofort hielt ich mit meinen Bemühungen inne.
»O verflucht«, sagte jemand, der irgendwo rechts von mir liegen mußte. Wäre ich nicht gefesselt gewesen, ich wäre hochgesprungen wie ein Kastenteufel, denn die Stimme kam mir verdammt bekannt vor. So schimpfte nur einer.
Mein alter Freund und Spezi Bill Conolly!
Trotz meiner miesen Lage mußte ich grinsen. »He, Alter, benimm dich. Du bist hier nicht allein.«
Ein überraschter Ausruf. »John?«
»In Lebensgröße und gefesselt!«
»So eine Scheiße.« Das kam von Herzen. »Mich hat man auch eingepackt wie einen Rollschinken«, sagte der Reporter. »Ich liege auf einer verdammten Steinplatte und kann kaum die Finger rühren.«
»Warum soll es dir besser gehen als mir?«
»Du scheinst ja munter zu sein«, bemerkte Bill.
»Ich bin auch schon länger wach.«
»Und was ist mit Will Mallmann?« fragte der Reporter.
»Wie?« Jetzt war ich baff.
Bill lachte leise. »Weißt du nicht, daß Will mit mir zusammen war und wir die Erweckung eines Vampirs miterlebt haben?«
»Nein.«
»Ich will dich nicht dumm sterben lassen, John«, sagte mein Freund und begann zu berichten.
Er erzählte genau, was ihm widerfahren war. Ich hörte geduldig zu und konnte mich nur immer wieder wundern. Ich hatte ja in der Vergangenheit festgehangen und erlebte nun mit, wie sich der Fall in der Gegenwart entwickelt hatte.
Daß wir zusammengetroffen waren, konnte man als logische Kette von Vorgängen bezeichnen, als Fügung des Schicksals oder als einen reinen Zufall.
»Jetzt weißt du alles«, sagte der Reporter.
»Dann haben wir also noch Hoffnung.«
Bill räusperte sich. »Wieso?«
»Schließlich ist Jane Collins frei.«
Der Reporter lachte. »Das stimmt, John. Aber ich glaube, du setzt deine Hoffnung ein wenig zu hoch.«
»Wieso?«
»Jane steht allein gegen mehrere Gegner.«
»Es sind zwei.«
»Nein«, verbesserte mich der Reporter. »Du kannst noch zehn hinzurechnen.«
»Verdammt, die Leute vom Betriebsausflug, die hatte ich vergessen!«
»Sehr richtig, John.«
Was sollte man da noch sagen? Bill hatte hundertprozentig recht.
Es standen zu viele Feinde gegen Jane Collins. Allein konnte sie die kaum schaffen.
»Und was machen wir?« fragte Bill.
»Ein dummes Gesicht und einen guten Eindruck«, antwortete da eine andere Stimme.
Will Mallmann!
»Auch schon wach?« fragte der Reporter.
»Und wie. Ich habe euch zugehört. Hallo, John!« rief er zu mir.
»Wie es dir geht, brauche ich wohl erst gar nicht zu fragen. Genauso beschissen wie mir.«
»Da sagst du was Wahres.«
»Wenn wir die Hände frei hätten, könnten wir Skat spielen«, murmelte Mallmann und fluchte wenig später.
»Jetzt hätte ich mich doch fast stranguliert.«
»Aufpassen«, meinte Bill.
»Ja, du Schlauberger.«
Wir schwiegen danach. Jeder versuchte, sich wenigstens ein wenig Erleichterung zu verschaffen, aber die verdammten Fesseln waren zu raffiniert geknüpft, daß sie um keine Fingerbreite nachgaben. Es war zwecklos.
Erschöpft und in Schweiß gebadet ruhten wir uns schließlich aus.
Nur unser Keuchen war zu hören.
Bill sprach das aus, was wir wohl alle dachten. »Da liegen nun drei Geisterjäger gefesselt und warten darauf, daß eine schwache Frau sie befreit. Fast eine Schande.«
Ich konnte ihm nur recht geben.
»Du vergißt eins«, sagte Will. »Wir warten nicht nur auf Jane, sondern auch auf unsere Freunde, die Vampire.«
»Mein Blut wird Ihnen nicht schmecken«, knurrte Bill. »Ach, verdammt, ich hätte mir einen ansaufen sollen, dann wären die Vampire hinterher breit gewesen.«
Der Reporter bewies Galgenhumor.
Es war auch das einzige, was uns in dieser hoffnungslosen Lage blieb…
***
Jane Collins hörte den Befehl und wußte, was die Stunde geschlagen hatte.
Zwölf standen gegen sie.
Und trotzdem verfiel sie nicht in Panik. Sie behielt vorerst die Nerven, denn nur Kaltblütigkeit konnte sie jetzt noch retten.
Blitzschnell zog sie ihre Waffe. Schneller jedenfalls, als die Vampire reagierten. Sie hatten noch nicht die Geschmeidigkeit, dazu lag die Umwandlung erst zu knapp zurück.
Jane richtete die Mündung der Astra auf Gordon Fariac. »Keinen Schritt.« schrie sie.
Fariac blieb tatsächlich stehen. Aber er lächelte, weil er sich siegessicher fühlte. »Was soll das
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