0141 - Station der Unsichtbaren
grübelte über einer Serie von Formeln, als er den Anruf bekam. „Ein unbekanntes Objekt nähert sich dem Stützpunkt", sagte der junge Techniker, der um diese Zeit Dienst in derWachleitstelle hatte.
Tappan betrachtete sein Gesicht auf dem kleinen Bildschirm. Es war ohne Furcht und Aufregung. Nur ein bißchen Neugierde schimmerte in den Augen. „Was könnte es sein?" wollte Tappan wissen. „Ich habe noch nie so was gesehen", antwortete der junge Mann. „Ein aufrecht stehender Quader, der sich ziemlich schnell auf den Südflügel zuschiebt." Tappan dachte nach. Der Südflügel war nicht der wichtigste Teil der Anlage. Man konnte das Unbekannte herankommen lassen und abfangen. Das war besser, als von weitem darauf zu schießen und es zu vernichten. Dann war nicht mehr zu erfahren, woher es kam und was es gewollt hatte. „Vielleicht ein Tier?" fragte er den Techniker. „Möglich. Wir kennen längst nicht alle Tiere auf Aptulad. Vielleicht gibt es eines, das wie eine große viereckige Säule aussieht und sich im Mittel mit zehn Kilometern pro Stunde bewegt." Das klang nicht sehr wahrscheinlich. Tappan legte den Schreibstift beiseite und stand auf. „Ich komme", sagte er. Der Bildschirm erlosch. Tappans Arbeitsraum lag tief unter der Planetenoberfläche, dicht neben den langen Hallen der Labors. Tappan hatte einen weiten Weg durch schmale Gänge, weite Hallen und lange, finstere Antigravschächte, bis er zur Wachleitstelle kam. Wie immer auf einem solchenWeg fluchte er über die Sparsamkeit, mit der der Hohe Báalol diesen Stützpunkt eingerichtet hatte. Es könnte Laufbänder oder Einschienenwagen geben oder sonst etwas, was den Verkehr erleichterte. Aber nichts der gleichen war vorhanden. DieWege mußten zu Fuß zurückgelegt werden.
Verständlich, überlegte Tappan, wenn man bedachte, daß der ganze Stützpunkt nur einem einzigen Ziel diente und daß die Planung davon ausgegangen war, dieses Ziel würde bald erreicht sein.Wer hätte annehmen können, daß es länger als ein paar Monate dauern würde, eine Möglichkeit der Verständigung zwischen zwei verschiedenen Rassen zu finden? Tappan lächelte grimmig vor sich hin. Sie hatten sich nicht vorstellen können, daß es so schwierig sein würde. Statt ein paar Monate würden sie ein paar Jahre brauchen. Und für einen Aufenthalt von ein paar Jahren war der Stützpunkt auf Aptulad zu unbequem eingerichtet. Allerdings war es jetzt zu spät, noch etwas daran zu ändern, stellte Tappan resigniert fest. Der junge Techniker im kleinen Arbeitsraum der Wachleitstelle wandte sich nicht einmal um, als Tappan eintrat. Er saß im Brennpunkt einer hufeisenförmigen Anlage von kleinen Bildschirmen, Interkomgeräten, Schalttafeln und Kontrollinstrumenten. Nicht alle Bildschirme arbeiteten gleichzeitig. Serienweise leuchteten sie auf, zeigten sekundenlang ein Bild aus der Umgebung des Stützpunktes und erloschen wieder. Andere Schirme wurden hell, um später ebenso zu erlöschen. Tappan wurde gewahr, daß es draußen Nacht war.
über die Tageszeiten pflegte er, in seine Arbeit vertieft, sich gewöhnlich keine Rechenschaft abzulegen. Ein unbestimmtes Gefühl der Gefahr wurde in ihm wach, als ihm klar wurde, daß der unbekannte Eindringling sich für seinen Besuch gerade die Stunden ausgesucht hatte, in denen die Umgebung des Stützpunktes nur durch einen kreisenden Ultrarotscheinwerfer beleuchtet wurde. Der Techniker schien ähnliches zu empfinden.
Er wandte sich um und sah Tappan besorgt an. „Du fürchtest, er könnte feindselige Absichten haben?" fragte er. Tappan ersparte sich die Antwort. Der Junge entstammte derselben Rasse wie er.
Das warnende Gefühl hatte sich auf ihn übertragen. Er konnte spüren, wie es in Tappans Bewußtsein aussah. „Welcher Schirm ist es?" wollte Tappan wissen. Der Junge deutete auf eines der kleinen Geräte in der obersten Serie. Tappan richtete seine Aufmerksamkeit darauf. Der Schirm war im Augenblick dunkel, aber nach ein paar Sekunden leuchtete er auf. Tappan sah das merkwürdige Gebilde, das ihm beschrieben worden war, einen wenigstens drei Meter hohen, anderthalb Meter breiten Kasten, der sich auf das Bildaufnahmegerät zubewegte, und zwar ziemlich schnell. „Halte den Scheinwerfer an und beleuchte ihn!" befahl Tappan. Der Techniker gehorchte. Der Schweinwerfer hielt an. Die Serie von Bildschirmen, in deren Richtung er strahlte, leuchtete hell. Den merkwürdigen Kasten schien das nicht zu kümmern. Er kam weiter auf den Sandhügel
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