0141 - Station der Unsichtbaren
davon? Kildaar schwankte zwischen der Ansicht, daß Dilan ihn zum Narren halten wolle, und seiner Pflichttreue hin und her. Schließlich wirbelte er herum und brüllte die Männer an: „Los, raus mit euch! Wir müssen ihn fangen!" Sie hatten auf diesen Befehl gewartet. Sekunden später rannten sie schon den Gang hinunter, der zum Südausgang führte.
Die warme Nachtluft schlug ihnen beklemmend entgegen, als sie ins Freie hinausstürmten. Aber sie sahen jetzt den grellen Feuerschein, der zwischen den beiden nächsten Gebäude-flügeln zum Himmel loderte. Sie bogen um die Ecke und konnten jetzt sehen, wo der Kasten stand. Der Kasten andererseits schien die Angreifer nicht zu bemerken. Seelenruhig hielt er seine Waffe gegen die Wand des Hauptgebäudes gerichtet und bearbeitete sie mit der Gewissenhaftigkeit einer Maschine. Aus zusammengekniffenen Augen sah Kildaar flüssiges Gestein die Wand herunterträufeln und auf dem Boden erstarren. „Feuer!" schrie Kildaar erregt. Der Kampf dauerte nur ein paar Sekunden. In einer Kreuzgarbe flammte der merkwürdige Kasten hell auf.
Augenblicke lang war die Szene von solch greller Helligkeit erleuchtet, daß niemand etwas sehen konnte. Und als dann alles vorbei war, brauchten die Augen eine Weile, um sich an die vollendete Dunkelheit zu gewöhnen. Kildaar wagte sich zögernd vorwärts. Mit schußbereiter Waffe näherte er sich der Stelle, an der der Kasten zuletzt gestanden hatte. Er fand ein schwarzes zerschmolzenes Häufchen und atmete zufrieden auf. Die Blaster hatten ganze Arbeit geleistet. Allerdings würde es jetzt ziemlich schwierig sein herauszufinden, wer der Fremde eigentlich gewesen war und was er gewollt hatte. Kildaar sah auf und betrachtete nachdenklich das mannshohe Loch, das der Fremde mit seinem Blaster in die Wand des Hauptgebäudes geschmolzen hatte.
*
Es war nicht gerade ein Kinderspiel gewesen, aber besondere Mühe hatte Meech auch nicht aufwenden müssen. Er hatte Kildaars und seiner Leute Annäherung rechtzeitig bemerkt. Eine Zehntelsekunde bevor sie zu schießen begannen, hatte er die Vorderwand seines Kastens verlassen. Als das Gehäuse unter dem konzentrierten Feuer auffammte, war Meech schon so gut wie in Sicherheit gewesen. Mit robotischer Behendigkeit zwängte er sich durch das Loch, das er selbst in die Wand des Gebäudes geschossen hatte. Seine Automatik hatte er im Kasten zurückgelassen. Unter dem Schmelzgut, das nach der Vernichtung des Kastens übrigblieb, würden die Báalols eine bestimmte Menge Metall finden, die groß genug war, um zu erklären, was aus der Waffe des vermeintlichen Kastenwesens geworden war. Meech dagegen brauchte die schwere Automatik nicht mehr. Er besaß andere Waffen. Er sah sich aufmerksam um. Der Raum, in dem er sich befand, war leer bis auf eine Serie von Regalen, die an den Wänden entlangliefen. Also eine Art Registratur. Meech wußte, daß er hier nicht lange bleiben durfte.
Die Báalols würden das Loch in der Wand reparieren wollen.
Wenn sie ihn noch hier fanden, dann war all seine Anstrengung umsonst gewesen. Er ging zur Tür. Im Laufe von drei Sekunden studierte er die Verriegelung des Schlosses, dann gab er eine Reihe von Impulsen von sich, die das Schloß dazu bewegten, sich zu entriegeln. Meech trat hinaus auf einen hell erleuchteten Gang.
Er sondierte nach allen Seiten. Der äther war voll von Ausstrahlungen fremder Gehirne. Aber keines befand sich anscheinend in unmittelbarer Nähe. Meech wandte sich nach links, in nördlicher Richtung. Während er rasch dahinschritt, musterte er das System der Deckenbeleuchtung. Der Plan, den er ausgearbeitet hatte, basierte darauf, daß niemand ihn zu sehen bekam. Darauf, daß ein Unbefugter in ihren Stützpunkt eingedrungen war, würden die Báalols vermutlich bald kommen.
Das ließ sich nicht verhindern. Aber dann wußten sie immer noch nicht, wer der unbekannte Gegner war und was er wollte. Auf einer abgelegenen Welt wie Aptulad boten sich tausend Möglichkeiten oder Erklärungen an. Meech konnte also in die Situation kommen, in der er kein Licht um sich herum gebrauchen konnte. Die Báalol- Leute besaßen eine Reihe eigentümlicher Psi-Fähigkeiten.
Aber im Dunkeln sehen konnten auch sie nicht. Mit einer gewissen übertriebenen Sorgfalt, die vielleicht menschlicher Befriedigung entsprach, registrierte Meech, daß jeweils fünf der Lampen in Serie geschaltet waren. Es würde genügen, eine zu zerstören, um ihre vier Nachbarn ebenfalls zum Erlöschen
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