0142 - Das Geheimnis des Teufelshügels
war halb zugewachsen. Der Mund wirkte wie ein schiefer Strich in der furchteinflößenden Visage.
Trotzdem war Ron Bettles sozusagen der gute Geist des Hotels. Er war nur äußerlich häßlich. Innerlich war er eine strahlende Schönheit.
Da bei manchen Menschen das Schicksal besonders hart zulangt, war Ron zu allem Überfluß auch noch taub und stumm.
Ihm oblag die anfallende Dreckarbeit. Und er wohnte im feuchten Keller des Hotels. Höchst selten kam er nach oben. Da er die Gäste mit seinem häßlichen Gesicht nicht erschrecken wollte, stahl er sich stets aus dem Haus, wenn zu erwarten war, daß er niemandem begegnete.
Als er nun Professor Zamorra und Nicole Duval erblickte, erstarrte er für Sekunden erschrocken. Doch als Zamorra ihm freundlich zuwinkte, löste sich die Verkrampfung aus seinem verkrüppelten Körper.
»Wie geht’s, Ron?« fragte Zamorra. Er bewegte die Lippen deutlich, um dem Taubstummen das Ablesen zu erleichtern.
Bettles nickte dankbar. Er wischte seine feuchten Pranken an der schäbigen grauen Kleidung trocken und streckte Zamorra dann zögernd die Hand entgegen. Zamorra drückte sie. Dann huschte Bettles am Professor und an Nicole vorbei und durch den Hinterausgang aus dem Hotel.
Zamorra und seine Sekretärin begaben sich zu einer Mahagonitür, die die Aufschrift PRIVAT trug. Der Professor zupfte seine Krawatte zurecht und klopfte dann dezent.
»Ja, bitte?« drang eine müde weibliche Stimme durch das Holz. Der Parapsychologe trat ein. Nicole folgte ihm.
Roberta McQuillan saß in einem tiefen Ledersessel. Die Fensterläden waren geschlossen. Der Raum wirkte abendlich düster, obwohl draußen die Sonne vom Himmel knallte.
»Oh, Professor Zamorra«, sagte Roberta, nachdem sie kurz den Blick zur Tür gerichtet hatte.
»Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mich nach Ihrem werten Befinden erkundige, Mrs. McQuillan.«
Roberta schaute den Parapsychologen geistesabwesend an.
»Mit mir ist alles in Ordnung«, log die junge Frau.
»Nicht böse sein, aber das nehme ich Ihnen nicht ab.«
»Professor…«
Zamorra winkte ab.
»Ihr Gesicht ist grau. Jede Nacht - so hörte ich - brennt in Ihrem Schlafzimmer das Licht, bis in die frühen Morgenstunden hinein. Sie haben Sorgen, das sieht man. Wenn Mademoiselle Duval und ich Ihnen irgendwie helfen können…«
»Ich brauche Ihre Hilfe nicht. Vielen Dank«, sagte Roberta McQuillan.
»Wo ist Ihr Mann?« fragte Zamorra.
Roberta zuckte zusammen. Mit flatternden Lidern starrte sie den Franzosen an. Sie wirkte verstört und erschrocken.
»Mein Mann? Er ist verreist, das sagte ich Ihnen schon gestern, als Sie hier ankamen, Professor. Geschäftlich verreist ist er. Er hat in Dublin zu tun. Und anschließend muß er nach London fahren. Was wollen Sie von Matthew?«
Zamorra zuckte die Schultern.
»Oh, eigentlich nichts Besonderes. Ich wollte ihm nur raten, Sie nicht so lange allein zu lassen. Ich glaube, die Arbeit hier im Hotel ist für Sie allein zuviel.«
»Ich komme ganz gut ohne meinen Mann zurecht, Professor.«
»Wie Sie meinen. Mein Angebot bleibt jedenfalls bestehen. Wenn Sie mal zuviel um die Ohren haben, dann dürfen Sie sich getrost an Mademoiselle Duval und an mich wenden. Wir kriegen das dann schon mit vereinten Kräften hin.«
Roberta Mc Quillon bedankte sich mit einem verkrampften Lächeln.
An der Tür wandte sich Zamorra noch einmal um.
»Ach…«
»Ja?« fragte die junge Frau gespannt.
Mit der stimmt etwas nicht, dachte der Professor.
»Sie sagten, ihr Mann wäre bereits seit vier Tagen unterwegs.«
»Das ist richtig, Professor.«
»Seltsam«, sagte der Professor und rieb sich das Kinn mit Daumen und Zeigefinger.
»Was sit daran so seltsam?«
»Nichts weiter. Mir war nur, als hätte ich Matthew McQuillon gestern abend unten am See gesehen.«
»Das ist unmöglich!« stieß Roberta erschrocken hervor. Sie fuhr sich schnell an die bebenden Lippen, aber die Worte waren nicht mehr rückgängig zu machen.
Zamorra hob kurz die Hände, ließ sie sinken.
»Nun, wenn Sie es sagen, wird es wohl so sein. Dann habe ich mich eben gestern abend geirrt.«
Als Nicole Duval und Professor Zamorra den Raum verlassen hatten, überlief es Roberta McQuillan eiskalt.
***
Oliver Kingsbury trat aus seinem Haus. Er bewohnte es mit seiner Schwester Jody und mit seinem Bruder Bo. Es war ein großes Gebäude. Im Garten standen schattenspendende Bäume.
Kingsbury holte seinen grünen Fiat aus der Garage.
Das Quietschen des rechten
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