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0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

Titel: 0142 - Der Schwiegersohn des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Schwiegersohn des Teufels
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den übrigen, die er bereits gelesen hatte, und bestellte sich noch einen Whisky.
    Die Polizei hatte diesmal völlig dichtgehalten. Kein Wort stand über die Entführung des kleinen Bendix in den Blättern, die er eben durchgesehen hatte. Kendale war keineswegs glücklich darüber. Ihm wäre eine wirksame Reklame durch die Presse lieber gewesen. Mit Recht sagte er sich, dass die Zahlungsbereitschaft der in Frage kommenden Leute bedeutend größer ist, wenn sie wissen, dass eine Gang am Werk ist, die bisher selbst das FBI an der Nase herumgefühlt hat und ihre Opfer auch wirklich zurückbringt, wenn das Geld eingegangen ist.
    Will Kendale beschloss, dem abzuhelfen.
    Er zahlte, setzte sich draußen in seinen Buick und sagte zu Sam, der auf ihn gewartet hatte: »Fahr in die Heimat, Sammy.«
    Der Neger grinste, trat auf den Anlasser und schlug den kürzesten Weg nach Harlem ein. Unterwegs ließ Kendale halten und kaufte sich ein Exemplar der Abendausgabe der Daily Times. Es war der bequemste Weg, die Telefonnummer der Zeitung zu erfahren.
    »Wohin?«, fragte Sammy, als sie die Lenox Avenue, die Hauptstraße Harlems, entlangfuhren.
    »Biege in die 137. ein«, sagte Kendale. Die Straße war so hell erleuchtet, dass er nicht erst die Innenbeleuchtung des Wagens einzuschalten brauchte, als er nach dem Impressum der Zeitung suchte, wo auch die Telefonnummer stehen musste.
    Als er sie gefunden hatte, hielt er nach einer Telefonzelle Ausschau und gab Sammy das Zeichen, zu halten, als er eine entdeckte.
    Kendale wählte die Nummer der Daily Times. Als sich die Vermittlung der Zeitung meldete, verlangte er den Redakteur vom Dienst.
    Dann legte er sein einmal zusammengefaltetes Taschentuch über die Muschel und fragte: »Haben Sie Lust, als erster New Yorker Zeitung einen Knüller zu bringen, der sich gewaschen hat?«
    »Immer«, sagt der Redakteur am anderen Ende der Leitung. »Mit wem spreche ich?«
    Kendale lachte leise und glucksend.
    »Das, Partner, ist das Einzige, was ich dir nicht sagen kann«, entgegnete er. »Wenn du dir ’nen Orden verdienen willst, dann stell das-Tonbandgerät an.«
    Zeitungsleute sind die sonderbarsten Dinge gewohnt. Vor allem aber riechen sie überall eine Sensation, die sie auf die erste Seite bringt.
    »Okay«, sagte deshalb der Redakteur. »Schießen Sie los. Das Band läuft.«
    Kendale holte Luft und legte los.
    Wie wir eben trotz der Nachrichtensperre der City Police und des FBI erfahren, wurde vorgestern Nachmittag der achtjährige Sohn des Handschuhfabrikanten Thornton Bendix gekidnappt und sein Kindermädchen als lästige Zeugin des Raubes erstochen. Bendix war vernünftig genug, das Lösegeld zu zahlen, ohne die Polizei zu benachrichtigen. Bereits gestern Abend kehrte sein Sohn Ronald wohlbehalten nach Hause zurück. Von den Kidnappern fehlt bisher jede Spur.
    Der Daily Times, der aktuellsten Zeitung New Yorks, ist es gelungen, den Boss der Kidnapper-Gang telefonisch zu interviewen. Hier der Wortlaut:
    Frage: »Wie ist es Ihnen gelungen, die City Police und das FBI an der Nase herumzuführen?«
    Boss: »Wir haben die geistige Beschränktheit der Polizei einkalkuliert und den einfachsten unserer Tricks verwandt. Währen sie vor dem Eingang eines gewissen Ortes kalte Füße bekamen, holten wir uns die Bucks durch das Dach.«
    Frage: »Viele Kidnapper ermorden ihre Opfer, weil sie befürchten, von ihnen einmal wieder erkannt zu werden. Wie kommt es, dass Sie den kleinen Bendix trotzdem zurückbrachten?«
    Boss: »Meine Gang ist ein seriöses Unternehmen, das unbedingt hält, was es verspricht, und zwar in jeder Hinsicht. Wir haben Vorsorge getroffen, dass wir nicht wieder erkannt werden können, und liefern unsere Beute wohlbehalten ab, wenn gezahlt worden ist. Andererseits macht es uns gar nichts aus, sie umzubringen, wenn unsere Anordnungen nicht befolgt werden. Das sehen Sie am Fall des Kindermädchens.«
    Frage: »Wie haben Sie den Jungen zurückgebracht? Hatten Sie keine Angst, dass die Gegend von der Polizei abgeriegelt wird?«
    Boss: »Was Angst ist, wissen wir nicht. Aber wir haben es natürlich einkalkuliert, dass die Cops die Gegend unsicher machen. Der kleine Bendix wurde von einem Taxifahrer nach Hause gebracht, den wir telefonisch bestellten.«
    Frage: »Werden Sie Ihre Tricks beibehalten?«
    Boss: »Wir verwenden jeden Trick nur einmal. Und wir fordern auch jeden nur einmal zur Zahlung auf. Wenn uns jemand Schwierigkeiten macht, dann greifen wir rücksichtslos durch, schon

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