0142 - Der Schwiegersohn des Teufels
als sie dich holten.«
»So einen Colt würde ich mir nie anschaffen, G-man«, sagte er und gab mir die Leuchtpistole zurück. »Also, ich habe gespielt, und Comy saß auf der Bank unten am Weg. Dann kam ein Ball geflogen, und ich bin drauf zugerannt. Dann wurde ich hochgehoben, und jemand hat mir den Mund zugehalten. Von da an weiß ich nichts mehr. Ich bin erst im Keller wieder aufgewacht.«
Ich zündete mir eine Zigarette an und überlegte.
»Wie war es, als sie dich jetzt zurückbrachten? Bist du die ganze Zeit über in diesem Wagen gefahren?«, fragte ich.
»No, Sir«, sagte Ronald. »Sammy hat mir die Augen verbunden, als es losging. Später nahm er mir die Binde wieder ab. An einer Brücke musste ich aussteigen. Sammy gab mir einen Zehn-Dollar-Schein und sagte, ich solle warten. Dann kam der Mann, der mich hierher gefahren hat. Sammy hat gesagt, das ich ihm die zehn Dollar geben müsste. Ich hab’ es auch getan. Zeigst du mir jetzt deinen anderen Colt?«
Ich stieg aus, lud die Leuchtpistole mit der weißen Leuchtkugel und schoss sie ab.
»Morgen wirst du mich mal besuchen, Ronald«, wandte ich mich an den Kleinen. »Ich werde dir eine Menge Bilder zeigen.«
»Zeigst du mir dann auch deinen anderen Colt?«, wollte Ronald wissen.
Ich versprach es ihm und schickte ihn mit einem Beamten ins Haus.
»Nehmt ihm die Armbänder ab«, sagte ich zu den Cops. »Es ist der falsche.« Und jetzt sah ich auch das Taxi-Schild am Wagen, das ich vorher im Eifer des Gefechts übersehen hatte.
»Sie sind Taxifahrer?«, fragte ich den Mann. Er nickte.
»Weisen Sie sich bitte aus.«
Er tat es und zeigte mir auch seine Fahrlizenz.
»Okay«, sagte ich. »Wie sind Sie zu dem Jungen gekommen?«
»Ich wurde angerufen, dass ich ihn an der Kreuzung 181. Straße und Sedgwick Avenue abholen soll.«
»Von wem, wissen Sie natürlich nicht, oder?«
Der Mann schüttelte den Kopf.
»Wenn wir jeden nach dem Namen fragen wollten, der uns telefonisch bestellt, hätten wir viel zu tun, Sir«, meinte er und rieb sich seine Handgelenke.
»Entschuldigen Sie die Belästigung«, sagte ich. Bevor er mich mit Fragen überfallen konnte, ging ich zum Haus hinauf, wo bereits Phil den Jaguar wieder in den Hof gefahren hatte.
Ich setzte mich hinters Steuer, und Phil nahm neben mir Platz.
Schweigend kurvte ich zum Henry Hudson Parkway hinunter und fuhr in Richtung Washington Bridge.
»Na, Jerry? Wie geht’s uns?«, fragte Phil nach einer Weile und grinste müde.
Ich knurrte etwas Unverständliches.
»Als ich die grüne Leuchtkugel sah, hatte ich Hoffnung«, redete er weiter. »Aber als dann die weiße kam, wusste ich, dass der Mann unschuldig ist. Wie haben sie es gemacht?«
»Auf die simpelste Tour, die man sich denken kann«, sagte ich. »Sie haben den Jungen in ein Taxi gesetzt, das sie telefonisch zur Kreuzung 181. und Sedgwick Avenue bestellten. Danach ist anzunehmen, dass sie irgendwo in der Bronx ihren Schlupfwinkel haben. Ronald Bendix selbst ist nur mit einem Neger in Berührung gekommen.«
»Mit einem ziemlich großen, nicht war?«, warf Phil ein. »Der Neger, der Miss Perkins in Ransoms Boarding-house abholte, war ja auch nicht gerade klein, wie?«
Ich nickte.
»Es wird derselbe sein«, sagte ich. »Jetzt bleiben uns nur noch die Prints, die sie im Boarding-house finden oder nicht finden.«
Mr High wusste bereits Bescheid, als wir sein Office betraten, um ihm Bericht zu erstatten.
»Pech auf der ganzen Linie«, sagt er lächelnd. »Aber lasst euch davon nicht die Laune verderben. Immerhin wissen wir schon eine ganze Menge. Wir wissen, dass es in ihrer Gang einen riesigen Neger mit Namen Sammy gibt, dass eine Frau mitwirkt, und das sie einen dunkelbauen Buick fahren. Die Kollegen von der Spurensicherung haben eine ganze Anzahl Prints mit nach Hause gebracht, und vielleicht,ist was Brauchbares darunter. Die Burschen sind nicht ungeschickt, aber sie werden sich mit den 20 000 Dollar nicht zufriedengeben. Wir werden sie bei ihrem nächsten Coup greifen, oder beim übernächsten. Fassen werden wir sie auf jeden Fall.«
Ich war dem Chef im Stillen dafür dankbar, dass er uns keine Vorwürfe machte, sondern Mut zusprach.
***
Bis in die Nacht hinein saßen wir mit den Spurensicherungsleuten zusammen.
Sie hatten keinen leichten Job, weil sich kein vollständiger Abdruck unter den frischen Prints befand. Wenn Sie glauben, dass der Abdruck eines Zeigefingers genügt, um einen Mann zu identifizieren, dann irren Sie sich. Alle
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