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0143 - Brücke ins Jenseits

0143 - Brücke ins Jenseits

Titel: 0143 - Brücke ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brücke ins Jenseits
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zu meiner Überraschung: »Gut, dass sich mal einer von euch sehen lässt. Kommen Sie rein, Mister G-man. Wenn Sie mir die Arbeit abnehmen wollen, die Tür zuzumachen, bin ich Ihnen sehr dankbar.«
    »Aber gern.«
    Ich trat über die Schwelle und schloss die Tür hinter mir. Der Mann nahm einen Stock, den er gegen die Wand gelehnt hatte, während er mit mir sprach, und hüpfte damit auf dem gesunden Bein durch den kleinen Flur auf eine offenstehende Tür zu.
    Ich überlegte, ob ich ihm meine Hilfe anbieten sollte, aber nach dem, was ich von seinem Gesicht gesehen hatte, schien er mir nicht der Mann zu sein, der eine Hilfe annehmen würde, solange er es aus eigenen Kräften schaffen könnte.
    Ich wartete, bis er sich auf einem Sofa bequem zurechtgelegt hatte.
    »Zum Teufel, setzen Sie sich«, brummte er. »Sie machen mich nervös, wenn Sie mich an Ihrer Figur hoch schielen lassen wie einen Touristen am Empire State Building.«
    Ich grinste und setzte mich in einen Sessel, der so stand, dass er mich gut sehen konnte, ohne den Kopf verdrehen zu müssen.
    »Also?«, raunzte er in seiner bissigen Art. »Was verschafft mir die Ehre, Ihres unerwarteten Besuches?«
    »Darf ich meine Fragen ganz nach meinem Belieben an den Mann bringen?«
    »Halten Sie sich nicht so lange mit der Einleitung auf! Legen Sie los!«
    »Gegenüber befindet sich ein Spielplatz…«
    »Das habe ich doch noch nie gehört!«, warf er bissig ein.
    Ich ließ mich nicht irritieren. Der Mann war mir im Gegenteil durchaus sympathisch. Er hatte etwas von der knorrigen Geradheit einer alten Eiche.
    »Auf diesem Spielplatz ist innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden ein schweres Verbrechen verübt worden. Ich möchte es nicht, noch nicht, näher bezeichnen. Aber vielleicht wissen Sie, da Sie doch hier wohnen, irgendetwas über diesen Spielplatz, was die Polizei interessieren könnte?«
    Er hatte die Lippen aufeinander gepresst und schwieg ziemlich lange. Als er endlich den Mund öffnete, bellte er: »Ich möchte wissen, wofür man euch bezahlt! Also erst muss ein schweres Verbrechen passieren, bevor die Polizei mal munter wird! Mister, ich will Ihnen etwas sagen: In diesem ganzen Viertel traut sich nach Einbruch der Dunkelheit kein junges Mädchen und keine ehrbare Frau mehr allein auf die Straße! Und sogar ein Mann ist seiner Brieftasche und seiner Gesundheit nicht sicher, wenn er nicht eine Faust hat, mit der er aufräumen kann.«
    »Das ist ja interessant«, sagte ich.
    Er wurde krebsrot im Gesichte.
    »Interessant nennen Sie das? Ich will Ihnen was sagen! Ich nenne es sehr interessant, dass sich die Polizei drei Wochen lang nicht darum gekümmert hat!«
    »Also seit drei Wochen bestehen diese Zustände«, stellte ich trocken fest.
    »Wieso? Ach so, ja. Das stimmt. Seit drei Wochen geht das so. Und die Polizei hat sich einen verdammten Dreck…«
    Ich unterbrach ihn ebenso laut, wie er sprach.
    »Jetzt halten Sie mal die Luft an! Sind Sie zur Polizei gekommen und haben uns das erzählt? Ist irgendein anderer zur Polizei gegangen? Bei mir ist keiner gewesen! Oder glauben Sie, wir haben nichts anderes zu tun, als herumzulaufen und überall zu horchen, ob sich unsere lieben Mitbürger wohlfühlen?«
    »Zum Henker, wofür werdet ihr denn bezahlt?«, schrie er.
    »Dafür, dass wir uns im Ernstfall erschießen lassen!«, sagte ich todernst zurück. »Wie mein Kollege Ben Charleston, 31 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Für ein mittleres Beamtengehalt hat sich Ben umlegen lassen. Täten Sie’s auch?«
    Er hatte den Mund aufgerissen und sah mich mit großen Augen an. Ich war noch nicht fertig.
    »Jedermann in diesem Land findet es gut und schön, wenn er alle paar Wochen mal kräftig über unsere Polizei herzieht«, fuhr ich fort. »Dass wir tagtäglich unbezahlte Überstunden machen müssen, weil viel zu wenig Leute da sind, dass allein im vergangenen Jahr über sechzig Polizisten in Ausübung ihrer Dienstpflichten gestorben sind oder ermordet wurden, dass wir keinen Feiertag haben, wenn einer im Kalender steht, dass wir keine Hellseher sein können, dass die beste Polizei keinen roten Cent wert ist ohne die tätige Mitarbeit der ganzen Bevölkerung, dass man uns sagen muss, wenn irgendwo etwas nicht stimmt, weil wir es schließlich nicht riechen können - auf alle diese Kleinigkeiten sind Sie Brüllhals wohl noch nie gekommen, was?«
    Dann sagte er plötzlich halb so laut wie vorher: »Da drüben im Schrank steht der

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