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0143 - Brücke ins Jenseits

0143 - Brücke ins Jenseits

Titel: 0143 - Brücke ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brücke ins Jenseits
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hohem Bogen durchs Zimmer, klatschte aufs Bett und rutschte in die Kissen.
    Ich setzte mit einem Sprung über das Bett und jagte zum Schrank. Twinn stand dahinter, in die Ecke gekauert und starrte auf seine blutende Hand.
    »Steh auf«, sagte ich.
    Er spuckte mir ins Gesicht.
    Ich holte mein Taschentuch heraus und wischte mir die Wange ab. Dann schob ich meine Pistole ins Schulterhalfter zurück.
    Auf der Straße heulten die Polizeisirenen. In der Wohnung über uns gellte eine Trompete.
    Und dazwischen schrie dieses kauernde Bündel Mensch in sinnloser, sich überschlagender Wut.
    »Ihr Hunde! Ihr verdammten Hunde! Ihr…«
    Ich sah schweigend auf ihn herab. Erst als er keinen Ton mehr herausbrachte, wiederholte ich: »Stehen Sie auf!«
    Er kam langsam hoch. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    »Was wollt ihr von mir?«, krächzte er.
    »Sie sind Tim Twinn?«
    Er nickte nur.
    »Sie sind verhaftet wegen Mordes an dem G-man Ben Charleston. Geben Sie die Tat zu?«
    »Ja!«, schrie er. »Ja! Ich war es! Und ich hätte euch auch umgelegt! Alle hätte ich umgelegt. Alle!«
    Ich sah ihn an. Mir lief etwas kalt über den Rücken. In den Augen dieses jungen Burschen stand ein Hass, der unbegreiflich war und jedes Maß überstieg.
    »Warum musste er auch dazwischenkommen?«, geiferte er. »Wer hat ihm gesagt, dass er seine Nase in unsere Angelegenheiten stecken soll. Dieser blöde Hu…«
    Ich schlug zu.
    Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich jemanden schlug, ohne von ihm angegriffen zu sein.
    ***
    Die 23jährige Fotografin Eireen Marshall war auf der Suche nach schönen Motiven. An diesem Nachmittag hatte sie sich den Harlem River als Jagdgebiet ausgesucht.
    Sie kam mit ihrem Wagen den Harlem River Driveway herunter. Zwischen der Washington und der Hamilton Bridge fuhr sie an den Straßenrand und stieg aus.
    Am jenseitigen Ufer des Flusses sah man das Gewirr der Auf- und Abfahrtrampen, ab und zu von umherwehenden Nebelschwaden verhüllt. Die Scheinwerfer der Autos geisterten wie schwache Punkte durch den Nebel. Ein Bild von Verlorenheit, von unendlicher Einsamkeit inmitten einer Millionenstadt.
    Eireen Marshall kletterte den Uferhang hinauf und suchte den besten Standort.
    Plötzlich entdeckte sie ein Bündel unter dem letzten Brückenpfeiler. Neugierig lief sie hin.
    Ein alter Mann lag da, in Lumpen eingehüllt, auf dem nackten Stein und brabbelte aus seinem zahnlosen Mund leise vor sich hin. Als sich Eireen tiefer beugte, sah sie, dass sein Kinn und Teile des Halses mit Blut beschmiert waren.
    Um Gottes willen!, dachte sie. Da hat doch jemand tatsächlich diesen alten Mann niedergeschlagen! So einen alten Mann…
    Sie beugte sich vor.
    »… kommt er denn nicht…«, hörte sie den Alten murmeln. »… G-man… er weiß doch… Cotton! Kommen Sie doch endlich… FBI… bald zu spät.«
    Eireen runzelte die Stirn. Damit konnte sie nun gar nichts anfangen. Da war ja nicht ein zusammenhängender Satz dabei! Aber, FBI, das hatte sie deutlich verstanden. Und Cotton - war das nicht der bekannte Gangsterjäger, über den die Zeitungen ab und Zu schrieben?
    Sie fasste einen jähen Entschluss, lief zurück zu ihrem Wagen, startete und jagte hinunter zur Auffahrt unterhalb der High Bridge. Über die verwirrende Vielfalt der Verteilerschlaufen fuhr sie hinauf in die 179th Street. Bei der nächsten Kneipe hielt sie an, ging hinein und suchte die Telefonzelle auf, die in der hintersten Ecke des Lokals in die Wand eingebaut war.
    Auf der ersten Seite des Telefonbuchs fand sie in fetten Buchstaben:
    Federal Bureau of Investigation FBI, 201, East 69th Street, New York 21. N. Y… LE 5-7700.
    Sie warf ihren Nickel ein, wählte zuerst die beiden Buchstaben und dann die Ziffern.
    »Ja, hier spricht Eireen Marshall«, sagte sie hastig, als sich die Zentrale des FBI gemeldet hatte. »Ich muss Ihnen etwas sehr Merkwürdiges melden. Unter der kleinen Washington Bridge, die hinüber in die Bronx führt, nein, nicht die über dem Hudson, die kleine, die den Harlem River überquert, ja, die meine ich! - Also, unter dieser Brücke liegt ein alter Mann, der anscheinend überfallen worden ist. Sein Kinn und sein Hals sind ganz blutig.«
    Sie räusperte sich, weil ihr vor Aufregung etwas in die Kehle geraten war, und fuhr fort: »Er spricht leise vor sich hin, aber leider keine zusammenhängenden Sätze. Ich konnte nur verstehen, dass vom FBI die Rede war und von einem gewissen Mr. Cotton. Ich nehme an, es handelt sich um den bekannten

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