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0143 - Brücke ins Jenseits

0143 - Brücke ins Jenseits

Titel: 0143 - Brücke ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brücke ins Jenseits
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G-man.«
    »Einen Augenblick«, sagte der Vermittlungsbeamte in unserer Zentrale. Und er brachte damit den nächsten Stein ins Rollen.
    ***
    Tim Twinn saß in unserem Office. Der Arzt hatte ihm eine Beruhigungsspritze gegeben, weil ich ihn darum gebeten hatte. Ich wollte keinen Tobsüchtigen verhören.
    Als der Arzt mit der kurzen Untersuchung fertig war, kam er zu mir an den Schreibtisch und raunte mir zu: »Der Bursche hat einen argen Schlag mitten auf den Mund bekommen. Ein paar Zähne sind locker geschlagen, die Lippe aufgeplatzt und eine kleine Blutung scheint es gegeben zu haben. Wissen Sie etwas davon?«
    In diesem Augenblick kamen Mister High und Richter Carsten ins Zimmer. Die Nachricht, dass wir Bens Mörder gefasst hatten, war natürlich mit Windeseile von einer Dienststelle zur anderen gelaufen. Ich glaube, die beiden bekamen die Frage des Doc noch mit, denn sofort richteten sich ihre Blicke fragend auf mich.
    Ich stand auf und nickte. »Jawohl, ich weiß, wie er zu diesem Schlag kam.«
    Der Doc nickte beruhigt: »Na, dann liegt der Fall ja klar. Er hat Sie tätlich angegriffen, nicht wahr?«
    »Sicher hat er ihn angegriffen«, sagte Richter Carsten sofort. »Cotton ist doch kein Schläger, der mir nichts dir nichts den Leuten die Faust auf den Mund schlägt. Er wurde angegriffen, das ist für mich ganz eindeutig.«
    Richter Carsten verletzte in diesem Augenblick - und Sie dürfen mir glauben, dass ich.einen solchen Augenblick bei ihm vorher noch nie erlebt hatte - eines der wichtigsten Gebote für einen Richter: das Gebot der Unparteilichkeit.
    Ich schüttelte ernst den Kopf.
    »Nein, das ist nicht wahr!«, sagte ich. »Er hat mich nicht angegriffen. Jedenfalls nicht, als ich ihm den Schlag versetzte. Da war schon alles vorbei.«
    Carsten verdrehte die Augen.
    »Was wollen Sie denn damit sagen, he?«, raunzte er. »Natürlich hat er Sie angegriffen! Sonst hätten Sie doch nicht zugeschlagen! Ich kenne Sie doch!«
    »Es ist aber nicht wahr«, wiederholte ich eigensinnig. »Er hat mich nicht angegriffen.«
    Carsten holte tief Luft. Sein Gesicht schwoll rot an.
    »Zum Teufel, Sie Esel!«, brüllte er. »Wollen Sie mir dann Aufklärung darüber geben, warum Sie ihn geschlagen haben, wenn er Sie nicht angegriffen hat?«
    Ich nickte. Ganz langsam sagte ich: »Er war dabei, etwas Hässliches über Ben zu sagen.«
    Totenstille kehrte ein. Dann sagte Richter Carsten: »Das war Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener. Der Verstorbene war Ihr Berufskollege, und folglich haben Sie in Wahrung berechtigter Interessen gehandelt. Ich sehe keinen Grund, der mich dazu veranlasst, Sie deswegen zur Rechenschaft zu ziehen. Bitte, beginnen Sie mit Ihrem Verhör. Ich möchte es hören.«
    »Jawohl, Euer Ehren«, sagte ich. »Wenn Sie Platz nehmen wollen?«
    »Danke«, bellte Carsten und nahm zusammen mit Mister High im Hintergrund Platz.
    Ich begann das Verhör. Abwechselnd platzierten Phil und ich die notwendigen Fragen. Das Tonband lief und zeichnete das Gespräch auf. Es verhielt sich alles so, wie Rocky Field gesagt hatte.
    Die letzten Minuten von Ben Charleston aber hatten sich nach der Aussage seines Mörders so abgespielt: »… er wollte mich zur nächsten Polizeiwache bringen. Wir gingen den Kiesweg auf dem Spielplatz entlang. Plötzlich krümmte ich mich zusammen und stöhnte, dass ich fürchterliche Magenkrämpfe hätte. Er beugte sich sofort zu mir und wollte mich stützen. Darauf hatte ich gehofft. In dem Augenblick, da er mich an den Schultern fasste, um mich zu stützen, setzte ich ihm die Pistole auf die Brust und drückte viermal ab…«
    Das war der Schluss seiner Erzählung.
    Lange Zeit herrschte ein eisiges Schweigen in unserem Office. Dann sagte ich zu dem Kollegen von unserem Zellentrakt, der neben der Tür wartete: »Bringen Sie ihn weg! Bringen Sie ihn ganz schnell weg!!«
    ***
    Es war sechzehn Minuten nach vier.
    Aus den Flussniederungen kroch Nebel herauf in die Innenstadt. New Yorks Verkehr wurde langsamer, dickflüssiger, zäher.
    Seit Bens Ermordung waren ungefähr zwanzig Stunden vergangen. Und der Mörder saß bereits in seiner Zelle. Er interessierte mich schon nicht mehr.
    Was hatte die Welt davon, dass man den Mörder hinrichten würde? Ben würde davon nicht lebendig. Seine Kinder bekamen ihren Vater dadurch nicht wieder. Die Frau nicht ihren Mann.
    Eine lähmende Leere breitete sich in mir aus. Nun waren Phil und ich seit fast vierzig Stunden ununterbrochen auf den Beinen. Die Augen

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