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0143 - Brücke ins Jenseits

0143 - Brücke ins Jenseits

Titel: 0143 - Brücke ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brücke ins Jenseits
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umlegen!«
    »Wo kann ich diesen Harper erreichen?«
    »Das weiß ich doch nicht! Da hätte ich Ihnen doch nicht zu schreiben brauchen, wenn ich das gewusst hätte! Sie sind doch ein tüchtiger Spürhund, Cotton! Nach allem, was von Ihnen in den Zeitungen stand, müssen Sie doch ein tüchtiger Spürhund sein!«
    »Ich werde mein Bestes tun«, versprach ich. »Wissen Sie nichts Näheres?«
    Johnny Midwell schüttelte schwach den Kopf.
    Zum ersten Mal schaltete sich Phil in das Gespräch ein.
    »Warum wollen Sie eigentlich die Celling Gang retten, Johnny?«, fragte er. »Was für ein Interesse haben Sie daran?«
    Johnny kicherte wieder. Es war ein unheimliches, fistelndes Kichern.
    »Ich? Ein Interesse an den Celling-Boys? Keine Spur! Nicht das geringste…«
    »Warum wollen Sie denn, dass wir die Burschen davor bewahren, umgelegt zu werden?«
    Johnny schwieg lange. Dann sagte er: »Wenn Harper sie umbringt, landet er auf dem elektrischen Stuhl, habe ich recht?«
    »Wahrscheinlich«, gab ich zu.
    »Sehen Sie«, sagte Johnny.
    »Also wollen Sie nur vermeiden, dass Harper auf den elektrischen Stuhl kommt?«, bohrte Phil weiter.
    »Genau. Genau das!«
    »Und was für ein Interesse haben Sie an Harper?«, erkundigte sich Phil mit unerschütterlicher Ausdauer.
    Johnny schwieg wieder eine lange Zeit. Dann sagte er leise: »Joe Harper ist mein Sohn. Er weiß es nur nicht…«
    ***
    Der Doc winkte uns mit dem Kopf. Wir traten ein paar Schritte zur Seite.
    »Der Mann ist zäher, als ich wissen konnte«, murmelte unser Arzt. »Unter diesen Umständen können wir ihn wirklich hier nicht liegen lassen. Wenn er es nur noch ein paar Minuten gemacht hätte, wie ich annahm, dann wäre es sinnlos gewesen, ihm das Sterben durch die Mühen eines Transportes zu erschweren. Aber unter diesen Umständen - ich weiß nicht mehr, was ich in diesem Fall sagen soll. Es ist möglich, dass er in zwei Minuten stirbt - eigentlich müsste er schon tot sein, wenn es nach der Theorie ginge - aber ebenso gut kann er noch einen ganzen Tag leben. Bei diesem Mann wage ich keine Voraussage mehr.«
    »Ich halte es für besser, wenn er in ein Krankenhaus gebracht wird«, sagte das Mädchen.
    Erst in diesem Augenblick wurde mir überhaupt klar, dass sie noch da war.
    »Sicher«, sagte Phil. »Ein warmes Bett kann ihm auf keinen Fall schaden.«
    Wir gingen zurück zu Johnny Midwell, dem früheren Gangsterkönig der Bronx. Ich kniete wieder neben ihm nieder.
    »Hören Sie, Johnny«, sagte ich. »Um diesen Joe Harper werde ich mich kümmern. Ich werde alles tun, was ich kann, um ihn davon abzubringen, dass er die Celling-Boys umlegt oder umlegen lässt. Aber jetzt müssen wir uns erst einmal um Sie kümmern.«
    »Um mich?«
    »Ja.«
    »Um mich braucht sich keiner mehr zu kümmern.«
    »Doch, Johnny, doch. Wir bringen Sie in ein Krankenhaus. Dort haben Sie Pflege, ein warmes Bett und ärztliche Behandlung. Vielleicht kommen Sie sogar wieder auf die Beine! Sie sind doch ein zäher Bursche, Johnny. Sie dürfen nicht aufgeben!«
    Ich spürte förmlich, wie sein innerer Widerstand ins Grenzenlose anwuchs.
    »Mich?«, geiferte er. »Hier wegbringen?«
    »In ein Krankenhaus, Johnny«, sagte ich geduldig.
    »Ich will nicht in ein Krankenhaus. Ich will hier liegen bleiben! Ich habe mich fünfzehn Jahre lang kreuz und quer herumgetrieben. Ich habe in Missouri bei der Baumwollernte geholfen und in Montana die Kantine eines Lagers für Telegrafenarbeiter geleitet. Ich habe alles Mögliche gemacht, und als ich merkte, dass es mit mir zu Ende ging, da bin ich zweitausend Meilen getrampt, um hier unter diese Brücke zu kommen! Ich will hier sterben! Hier, und an keinem anderen Ort der Welt.«
    »Nehmen Sie doch Vernunft an, Johnny.«
    »Ich brauche keine Vernunft mehr! Ich brauche nur noch ein bisschen Ruhe, um hier sterben zu können. Verdammt, ihr verfluchten Schnüffler, könnt ihr denn einen alten Gangster nicht wenigstens in Ruhe da sterben lassen, wo er sterben will?«
    Er keifte mit gellender, sich überschlagender Stimme.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie unbedingt hier frieren wollen, wenn Sie ein warmes Bett haben können. Sie werden selbst sehen, dass es Ihnen im Krankenhaus besser gefällt als hier«, sagte der Arzt.
    Johnny öffnete mit fliegenden Händen seine Kleidung über der Brust. Und dann hielt er plötzlich eine kleine Damenpistole in der Hand.
    »Seit fünfzig Jahren trage ich dieses Ding auf meiner Brust«, sagte er tonlos. »Es ist nur eine Kugel drin. In

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