0143 - Brücke ins Jenseits
Nachricht für ihn«, sagte ich.
»Johnny Midwell?«
»Ja.«
»G-men, wenn ihr glaubt, ihr könnt mich belügen, irrt ihr euch. Es kostet mich nur einen kleinen Wink, und ihr werdet diesen Raum nie mehr verlassen -jedenfalls nicht lebend.«
»Ich sage die Wahrheit. Johnny Midwell will, dass wir Joe Harper etwas übermitteln.«
»Und was ist das?«
»Das kann ich nicht sagen.«
»Hm…«, knurrte Stockfield. »Wo ist Johnny denn jetzt?«
»Er liegt unter der Washington Bridge und ringt mit dem Tod. Er hat eine Lungenentzündung und Tb. Offene Tb. Er hustet ständig Blut.«
»Wie habt ihr ihn gefunden?«
Ich hob langsam meine Hand und 2og millimeterweise meine Brieftasche heraus. Die Burschen rechts und links sollten ja nicht auf den Gedanken kommen, ich wollte meine Kanone ziehen. Ich hatte keine Lust, mich von ihnen zu einem Sieb schießen zu lassen.
Da ich es so langsam tat, sanken die Mündungen ihrer Kanonen wieder ein wenig ab, als meine Brieftasche langsam zum Vorschein kam. Ich nahm den graubraunen Fetzen Packpapier heraus und ging langsam auf Stockfield zu.
Eine dürre Klauenhand streckte sich aus und nahm mir das Blatt aus der Hand. Dieselbe Hand hielt das Blatt nach links, und der Alte sagte dabei: »Lies vor, Billy, mein Junge.«
Einer der Männer ging hin, beugte sich über das Blatt und begann langsam und stockend zu lesen. Ab und zu half ich ihm. Als er fertig war, sagte er: »Das ist alles, Chef.«
Der Alte reichte mir das Blatt wieder. Er verriet durch keinen Wimpernschlag, ob die Geschichte glaubte oder nicht.
»Was will Midwell wieder in New York?«, fragte er nach einer Weile.
»In Ruhe an dem Ort sterben, wo er geboren wurde. Unter der Washington Bridge von Harlem herüber in die Bronx.«
»Nichts weiter?«
»Selbst wenn er noch etwas wollte, könnte er es nicht mehr. Es ist gut möglich, dass er in diesem Augenblick bereits tot ist. Johnny ist am Ende.«
’ Stockfield ließ den Kopf nach vorn sinken und schien nachzudenken. Dann sah er uns noch einmal durchdringend an.
»Hören Sie, Cotton«, sagte er. »Vor einiger Zeit wurde einmal ein Mann aus der Bronx verhaftet, weil er einen Kerl umgelegt haben sollte, den er nie zuvor gesehen hatte.«
»Ich weiß«, fuhr ich fort. »Man wollte ihm etwas in die Schuhe schieben. Der Mörder war ein anderer, ein ziemlich reicher Knabe.«
»Ja. Und wenn Sie nicht gewesen wären, hätten sie den Falschen auf dem Stuhl brennen lassen.«
»Ich habe nur meine Pflicht getan. Ich habe diesen Fall bearbeitet und stellte fest, dass er nicht der Mörder sein konnte. Also habe ich dafür gesorgt, dass er wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.«
»Gut. Dieser Mann steht mir nahe. Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, wieso. Weil Sie ihm geholfen haben, will ich vergessen, dass Sie sich den Weg zu mir erzwungen haben, Cotton. Ich sage Ihnen sogar, wo Sie Joe Harper finden werden. Aber ich warne Sie! Dringen Sie nicht wieder bis zu mir vor! Wir stehen nun einmal in verschiedenen Lagern. Zwischen uns kann es nur Kampf geben!«
Seine Augen blitzten, als hätte ich einen Jüngling vor mir.
»Sie sollten sich zur Ruhe setzen, Stockfield«, sagte ich. »Denn eines Tages wird das FBI auch Sie hier ausräuchern!«
Ein Mann riss seine Pistole hoch, aber im selben Augenblick gellte der Ruf des Alten wie ein Peitschenschlag durch den Raum: »Rolly! Ich habe ihnen freien Weg versprochen! Willst du mein Wort brechen?«
Der Bursche zog den Kopf ein.
Stockfield aber beschrieb uns die Lage einer leer stehenden Fabrik. Phil und ich hörten aufmerksam zu.
»Dort werdet ihr Joe Harper mit seiner ganzen Bande finden«, schloss Stockfield. »Und jetzt, Billy, mein Junge, führ sie wieder zurück auf die Straße! Ich habe meine Schuld bei ihnen bezahlt.«
***
Wir stiegen in unseren Jaguar, als Phil sagte: »Das Ruflämpchen brennt!«
»Dann melde dich!«
Er nahm den Hörer des Sprechfunkgerätes und sagte: »Hallo, Leitstelle! Hier ist Wagen Cotton mit Cotton und Decker!«
Er lauschte eine Zeit lang in den Hörer, dann legte er ihn zurück. Sein Gesicht war härter geworden.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Vor einer guten halben Stunde sind die Boys der Celling Gang umgelegt worden«, sagte Phil.
»Was wollen wir tun?«, fragte ich Phil.
»Am nächsten Drugstore anhalten«, erwiderte er.
»Warum?«
»Damit ich eine Tasse Kaffee trinken kann.«
»Und dann?«
»Dann fahren wir zu Joe Harper und heben ihn mitsamt seiner Bande aus! Was denn sonst?«,
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