0143 - Das Monster aus der Vergangenheit
mit seiner Last durch dunkle, menschenleere Straßen.
Nahe dem Knute-Rockne-Stadion gab es einen kleinen Sportflugplatz, auf dem nur tagsüber Betrieb war.
Jetzt wirkte das Areal ausgestorben. Gerade richtig für Eth Al-Oman. Die Mumie eilte auf den Hangar zu.
Vor einer schmalen Tür blieb der Hohepriester stehen. Er stellte das gefesselte Mädchen ab und hieb mit der Faust auf das klobige Vorhängeschloß.
Es fiel zu Boden, als hätte jemand mit einem schweren Vorschlaghammer daraufgedroschen.
Eth Al-Oman öffnete die Tür. Er nahm Sabrina Kelly wieder auf und trug sie in den Hangar hinein. Hinter einer ausrangierten Piper Cherokee ließ er das Mädchen zu Boden gleiten.
Da nicht zu befürchten war, daß Sabrina jemanden mit einem Hilfeschrei alarmieren konnte, nahm ihr der Hohepriester den Knebel aus dem Mund.
»Hier bleiben wir«, sagte Eth Al-Oman. »Hier sind wir vorläufig sicher, Nogorata. Hier wird uns keiner entdecken.«
Sabrina Kelly schüttelte verzweifelt den Kopf. »Warum läßt du mich nicht frei? Soll ich ewig deine Gefangene bleiben?«
»Du bist nicht mehr lange meine Gefangene, Nogorata. Sobald du dich wieder zu mir bekennst, erhältst du von mir deine Freiheit zurück. Glaube mir, ich habe dir die Fesseln nicht gern angelegt. Aber es mußte sein. Ich möchte dich nicht wieder verlieren.«
Sabrina schauderte. Sie konnte sich nicht vorstellen, für immer an diese unheimliche Mumie gekettet zu sein.
»Wie soll es mit uns beiden weitergehen, Eth Al-Oman? Hast du dir über unsere Zukunft schon Gedanken gemacht?«
»Ich denke nur noch daran.«
»Wo willst du mit mir leben?«
»Es wird sich etwas finden.«
»Du scheinst mit ewigem Leben ausgestattet zu sein. Ich hingegen werde eines Tages sterben.«
»Nein, Nogorata. Das wirst du nicht. Ich werde dafür sorgen, daß du niemals in die Ewigkeit einzugehen brauchst. Ich bin Hohepriester. Ich habe die Möglichkeit, dich unsterblich zu machen.«
Sabrina überlief es eiskalt. Ein Leben ohne Ende an der Seite dieses Monsters. Es gab nichts Schrecklicheres für sie als diese Aussicht.
»Ich habe Hunger«, sagte sie leise. »Ich habe Durst. Seit vierundzwanzig Stunden habe ich nichts gegessen und getrunken.«
Eth Al-Oman nickte. »Ich werde Speise und Trank für dich besorgen.«
Der Hohepriester wandte sich um und verließ den Hangar, und Sabrina Kelly wünschte sich, er möge nie mehr wiederkommen.
***
Das auf englisch getrimmte Pub war in der Fillmore Street. Das Lokal war wie immer gerammelt voll. Flint Ferguson hatte hinter dem Tresen jede Menge zu tun. Aber auch Eileen Black kam kaum mit dem Servieren nach.
In dieser Nacht schienen die Gäste mal wieder besonders durstig zu sein. Das englische Bier, Marke Red Barrell, floß in Strömen.
Flint Ferguson wischte sich den Schweiß mit dem Handrücken von der Stirn. Er war ein gutaussehender Bursche, der bei allen Mädchen gut ankam.
Auch bei Eileen Black.
Seine dunklen Augen suchten James Peel, den Besitzer des Pubs. Peel war gerade nebenan im Lager. Eine günstige Gelegenheit für Flint Ferguson, mal ein kühles Blondes für sich selbst abzuzapfen.
Er setzte das Glas an die Lippen und trank genießend.
Doch bevor er das Glas geleert hatte, kehrte Peel zurück. Der glatzköfpige Geizkragen mit dem dichten Walroßbart durchbohrte Flint Ferguson mit seinem Blick.
»Hat’s geschmeckt, Ferguson?« fragte er bissig.
»Es war ein Genuß«, gab Flint Ferguson grinsend zurück.
»Wie viele Gläser trinken Sie eigentlich so am Tag auf meine Kosten?«
Flint Ferguson sah den Pubbesitzer entrüstet an. »Erlauben Sie mal, Sie unterstellen mir doch nicht etwa, daß ich Sie bestehle, Peel!«
»Doch, das tu’ ich.«
»Ich verlange, daß Sie diese Anschuldigung auf der Stelle zurücknehmen!«
»Einen Dreck werde ich das… Sie trinken mehr von meinem Bier und meinen Schnäpsen, als Sie ausschenken!«
»Hören Sie mal, ich bezahle meine Drinks. Fragen Sie Eileen. Sie kann bestätigen, daß ich das Geld immer in die Kasse lege.«
»Eileen hat doch einen Narren an Ihnen gefressen. Die würde mir Ihretwegen die größte Lüge auftischen.«
»Verdammt noch mal, warum werfen Sie mich denn nicht raus, wenn Sie nicht zufrieden mit mir sind?«
»Ich hätte es schon längst getan, wenn ich Ersatz für Sie hätte«, sagte James Peel ehrlich.
Eileen, ein blondes, nicht besonders hübsches Mädchen mit vorstehenden Schneidezähnen, kam zum Tresen.
»Streitet ihr euch schon wieder?«
»Halt dich da
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