0143 - Die Schöne aus dem Totenreich
noch war. Gegen Menschen konnte er sich verteidigen, inzwischen auch gegen Dämonen der untersten Stufe, aber gegen mächtigere Wesen der Finsternis kam er nicht an.
Und vielleicht würde er es auch nie schaffen, denn die beiden Todesengel hatten das Urteil gesprochen.
Myxin sollte sterben!
Sie rissen ihn herum, legten ihn auf den Rücken und banden seine Hände mit den magischen Fesseln.
Der Magier schaute hoch.
Er sah in ihre kalten Gesichter mit den gnadenlosen Augen.
Haro, der Held aus Atlantis, lag nach wie vor still auf seiner gläsernen Platte.
Er schlief weiter, obwohl Myxin den Felsen gesprengt hatte und der Voraussagung nach hätte erwachen müssen.
Dann zogen die beiden Todesengel ihre Kurzschwerter. Auf den blanken Klingen spiegelte sich das violette Licht wider. Ein paar Reflexe trafen Myxins Augen.
»Tod dem Magier!« sagten die beiden wie aus einem Munde.
Im gleichen Augenblick ertönte ein langgezogenes Seufzen.
Haro erwachte!
***
Nicht nur Myxin hatte das Seufzen vernommen, sondern auch die beiden Todesengel. Ihre zum Schlag erhobenen Schwerter senkten sich nicht weiter.
Die Botinnen der Finsternis fühlten sich irritiert.
Die beiden wandten die Köpfe, sie schauten auf Haro, der soeben die Augen aufschlug und Myxin somit eine kleine Galgenfrist ermöglichte.
Der Blick des eben Erwachten war gegen die Decke gerichtet.
Beide Todesengel sahen, daß er dunkle Pupillen besaß, fast schwarz und daß Nichtbegreifen in seinem Blick lag.
Myxin wagte es, den Kopf zu heben. Die Todesengel hinderten ihn nicht daran. Sie schauten nur auf Haro.
Der Magier schwieg ebenfalls. Er schielte unter die gläserne Platte und sah, daß Haro seine Finger bewegte. Sehr langsam allerdings, denn sein Kreislauf mußte sich erst wieder an die neue Situation gewöhnen.
Die Todesengel wußten nicht, was sie mit diesem Mann anfangen sollten. Fragend blickten sie sich an.
Schließlich zogen sie Myxin auf die Füße.
»Sieh ihn an!«
Das hätte der kleine Magier sowieso getan.
»Du kennst ihn?« wurde er gefragt.
Myxin sah ein, daß es keinen Sinn hatte, zu lügen. Er nickte langsam. »Ja, ich kenne ihn.«
»Wer ist das?«
»Haro!«
Als der Atlanter seinen Namen hörte, zuckte er mit den Augendeckeln. Seine Sinne waren demnach ebenfalls wieder erwacht.
»Warum liegt er hier?« fragten die Todesengel. »Ist er ein Freund von dir?«
»Ich kenne ihn aus Atlantis. Dort war er der Bote unserer Propheten, der Weisen, der Götter…«
Die Dämoninnen lachten. »Wieso sagst du unserer? Das kann nicht stimmen. Du hast doch damals noch auf unserer Seite gestanden, du mieser Verräter.«
»Ich weiß.«
»Er ist also ein Atlanter.«
»Genau.«
»Und wie kommt er hierher? Bedeutet er eine Gefahr für unsere Asmodina?«
Sicherlich bedeutete der Mann eine Gefahr. Er würde gegen das Böse kämpfen, aber das brauchte Myxin den beiden nicht unter die Nase zu binden. Wenn Haro wieder voll bei Kräften war, würde er sich seines Lebens in Atlantis bestimmt erinnern und sich auch in diesen Tagen gegen das Böse stellen. Falls Myxin starb, gab es dann einen, der sein Erbe weiterführte.
Die Todesengel dachten nach. »Wir werden ihn auch töten«, sagten sie schließlich.
Myxin zuckte zusammen. »Aber warum? Er hat euch nichts getan. Ihr braucht ihn nicht umzubringen.«
»Aber er gehörte zu den Kräften des Lichts. Und diese Kräfte sind unsere Feinde.«
Da hatten sie recht. Myxin redete auch nicht dagegen. Er würde die beiden von ihrem Vorhaben nicht abbringen können. Sie führten ihren Auftrag durch, ob sie dabei einen oder mehrere töteten, das war ihnen egal.
Dämonen kannten kein Erbarmen.
Da setzte sich Haro auf.
Dies geschah steif und ungelenk. Er winkelte dabei seine Arme an und stützte sich mit den Händen ab. Furchtlos blickte er in die Runde.
»Wer seid ihr.« Die Worte tropften langsam über seine Lippen.
Die Todesengel schwiegen – nur der kleine Magier gab eine Antwort. »Ich bin Myxin.«
»Myxin? Myxin…?« Das Wort schien im Gehirn des Atlanter nachzuhallen. Er senkte den Kopf und legte seine Stirn in Falten.
»Ich kenne dich, Myxin, ich habe den Namen gehört. Die Weisen haben von dir gesprochen. Du… du bist ein Dämon!«
Das letzte Wort zischte er und ruckte herum, wobei er gleichzeitig seine Beine von der gläsernen Platte schwang. Mit flammendem Blick starrte er Myxin an.
»Kara und ich haben den Auftrag bekommen, die Dämonen zu töten. Obwohl unser Land dem Untergang geweiht
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