0143 - Die Schöne aus dem Totenreich
Antwort. »Und wann?«
»Heute noch.«
»Nicht gestern?« versuchte der Kollege zu scherzen.
Ich stampfte die Zigarette im Ascher aus. »Hören Sie mal, ich mache hier keine Witze. Wenn ich den Wagen brauche, dann eilt es. Und bitte sofort.«
»All right, Sir.«
Ich legte auf. Meine Laune war heute wirklich nicht die beste, aber es gibt Tage, da geht vieles schief und läuft einiges quer. Wie an diesem Tag. Ich hatte wirklich gedacht, eine Spur zu finden.
Leider war es mißglückt.
Schließlich hatte ich gehört, daß Gordon Fariac auch nur ein kleines Rädchen in der Maschinerie des Schreckens war. Fariac hatte vor Jane Collins mit seinen Taten gestrunzt und von einem Vampiro-del-mar erzählt, dem Supervampir.
Damit war die Verbindung zu Dr. Tod und seiner Mordliga hergestellt. Ich war damals dabei gewesen, als sie den Supervampir erweckten. Es lag auf der Hand, daß dieses Wesen Blut brauchte.
Anders konnte es nicht existieren. Vielleicht war das in diesem Labor gelagerte Blut sogar für ihn bestimmt.
Mich schauderte, wenn ich daran dachte. Trank Vampiro-del-mar das Blut, denn würde er erstarken und wie ein Tornado des Schreckens über uns kommen.
Schlimme Aussichten, fürwahr.
Ich trug mich mit diesen schweren Gedanken, als ich zu Suko zurückkehrte.
»Was erreicht?« fragte mich mein Partner.
»Ja, sie holen das Blut ab.«
»Wer?«
»Leute vom Yard.«
»Okay.« Suko nickte in Richtung Tür. »Was ist mit den Typen von der Spurensicherung?«
»Meinetwegen können sie nach Hause gehen. Ich sag’s ihnen.«
Den Leiter traf ich in der ersten Etage, wo er und seine Männer Büro- und Aktenräume durchwühlten.
»Nur Staub«, begrüßte er mich.
»Bevor ich daran schuld bin, daß Sie hier ersticken, machen Sie lieber Schluß«, sagte ich.
Er tauchte zwischen zwei Kisten hoch. »Ist das Ihr Ernst, Mr. Sinclair?«
»Ja.«
»Sollen wir dann morgen noch…?«
»Mal sehen. Ich sage Ihnen auf jeden Fall Bescheid.«
»Okay.« Der Mann rief seine Leute zusammen, die froh waren, Feierabend machen zu können. »Gehen Sie mit, Mr. Sinclair?«
»Ich bleibe hier.«
»Angenehmen Abend noch.«
»Danke.«
Die Männer verschwanden. Ich gesellte mich wieder zu Suko. Bei dem Abtransport der Behälter wollte ich in der Nähe sein.
Der Chinese hatte sich auf einen Labortisch gesetzt. Draußen klappten die Türen der Fahrzeuge. Motoren heulten auf, dann starteten die Wagen.
»Bin gespannt, was bei der Laboranalyse des Blutes herauskommt«, meinte der Chinese.
Das war ich auch. Aber einen Vampirkeim durch chemische Untersuchungen festzustellen, war bisher noch keinem Wissenschaftler gelungen.
Es wurde still.
Ich schaute wieder die Wand an. Leer lag sie vor mir. Kein Mosaik zu erkennen. Nur eine graue normale Wand.
Oder?
Ich wischte mir über die Augen. Täuschte ich mich, oder hatte ich dicht vor der Wand ein Flimmern bemerkt?
Ich schaute genauer hin.
Nein, es stimmte. Vor der Wand flimmerte die Luft in der Tat. Ich warf einen Blick zu Suko.
Der saß wie versteinert auf dem Labortisch und schaute in eine andere Richtung. Er bewegte sich nicht, als wäre kein Leben mehr in ihm.
Unwillkürlich griff ich zur Beretta. Sollte dieser Raum etwa noch mehr Rätsel beherbergen als ohnehin schon?
Das wäre ein Ding.
Seltsamerweise konnte ich mich bewegen, und unwillkürlich fuhr meine Hand in den Jackettausschnitt und tasteten die Finger nach der Beretta.
Fauchend bildete sich ein Sog dicht vor der geheimnisvollen Wand. Und aus dem Sog, man sollte es kaum für möglich halten, eine Gestalt kristallisierte sich hervor.
Eine Frau – eine Schönheit…
Sie hatte langes schwarzes Haar, das bis auf die Schultern fiel.
Ihre Haut war gebräunt, wie bei jemandem, der frisch aus dem Urlaub zurückkehrt. Das Gesicht schmal, der Mund vielleicht ein wenig zu klein, dafür waren ihre Wangenknochen stark ausgeprägt.
Die Frau war kaum bekleidet. Sie trug ein bikiniähnliches Ober- als auch Unterteil. Ihre Füße steckten in Sandalen, deren Riemen bis um die Waden geschlungen waren.
Instinktiv spürte ich, daß mir von dieser Schönheit keine Gefahr drohte, und ich ließ meine Hand wieder aus dem Jackettausschnitt rutschen.
Doch am meisten faszinierte mich das, was sie in ihrer rechten Hand trug.
Es war ein Schwert mit einer schmalen, goldenen Klinge!
Dieses Schwert blendete mich so sehr, daß ich unwillkürlich die Augen schloß, und als ich sie wieder öffnete, schirmte ich den Blick mit den Händen ab.
Die
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