0145 - Armee der Gespenster
eine Sekunde wirkte er nicht nur überrascht, sondern sogar hilflos. Er blickte Claudrin an.
„Ihre Ahnungen scheinen sich zu bestätigen, Kommodore.
Achthundertfünfzig Kilometer - dann kann es niemals Barkon sein!
Hm ..." Er wandte sich erneut an den Orter-Offizier. „Was weiter?
Masse, Zusammensetzung?"
„Zusammensetzung Meteorcharakter, schwere Metalle, aber..."
„Was, aber?"
„Merkwürdig!" Der Offizier schüttelte den Kopf, als könne er nicht begreifen, was ihm seine Instrumente meldeten. „Hören Sie sich die Massenbestimmung an, Sir. Zweikommadrei Millionen Tonnen!"
„Schwerer Brocken!" stellte Bully fest und trat näher. „Das finde ich allerdings auch!"
„Schwer?" Rhodan schüttelte den Kopf. „Das finde ich nicht, ganz im Gegenteil! Bei dem Durchmesser müßte das Gebilde, wenn es in der Hauptsache aus Nickeleisen besteht, mindestens ein Gewicht von vierzig oder fünfzig Millionen Tonnen haben. Da stimmt doch etwas nicht..."
„Also ein großer Körper, der aus schweren Elementen besteht und zu wenig wiegt", faßte Oberst Reg Thomas zusammen und sah ratlos von einem zum anderen. „Gibt es dafür eine vernünftige Erklärung?"
„Es gäbe schon eine", erwiderte Rhodan und lächelte rätselhaft, „aber ich halte nicht viel von Vermutungen. Claudrin, wenn wir schon Barkon nicht gefunden haben, so fanden wir doch etwas anderes. Nehmen Sie Kurs auf den Planetoiden. Seiner Größe nach dürfte er zu diesen Weltkörpern zählen. Möchte nur wissen, was er hier in dieser absoluten Leere zu suchen hat."
Niemand machte eine Bemerkung dazu. Auch Bully schwieg, was als deutliches Zeichen seiner Erschütterung zu bewerten war.
Claudrin ließ sich von dem Orter die genauen Koordinaten des Planetoiden geben, gab die Daten an das Naviationsgehirn weiter und leitete sie dann in den Kontrollautomaten der THEODERICH.
Nach zehn Minuten konnte er melden: „Koordinaten verarbeitet, Sir. Ziel kann in fünfzig Minuten mit zehn Millionen Überlicht erreicht werden."
„Damit warten wir noch", entschied Rhodan. „Wir müssen die Ruheperioden einhalten. Major Nacro, was haben die Materialuntersuchungen ergeben?"
Der Chef-Ingenieur antwortete: „Keinerlei Ermüdungserscheinungen, Sir. Es ist erstaunlich, aber der Antrieb arbeitet so sauber und mühelos, als wäre er eben erst aus der Werkstatt gekommen."
„Wir werden trotzdem warten."
Es wurden zwei lange Stunden, in denen sie sich ihrem Ziel nur unwesentlich näherten. Sie krochen mit Lichtgeschwindigkeit und hätten mehr als tausend Jahre benötigt, ihr Ziel zu erreichen. Es gab in diesen Augenblicken einige Leute auf der THEODERICH, die plötzlich die Ungeheuerlichkeit ihres Erlebnisses begriffen. Die bisherige Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Reise aufgenommen hatten, verwandelte sich in staunende Ehrfurcht.
Zwischen tausend Jahren und fünfzig Minuten bestand ja schließlich auch ein deutlich zu begreifender Unterschied.
*
Die THEODERICH tauchte in den Normalraum zurück und orientierte sich. Der Planetoid war nur wenige Lichtminuten entfernt. Auf den Bildschirmen der Energieortung wurde er sichtbar, während das Schiff mit allmählicher Verzögerung auf ihn zuflog. Eine halbe Stunde später paßte sich die THEODERICH der Geschwindigkeit des in Richtung Milchstraße treibenden Weltkörpers an. Scheinbar bewegungslos schwebten die beiden Gebilde im sonst leeren Raum.
Gebannt sahen die Männer in der Zentrale auf die Schirme. In der Beobachtungskuppel drängten sich die Neugierigen, um einen ersten Blick von der seltsamen Welt zu erhaschen, die ihnen im Abgrund begegnet war.
Der Planetoid hatte keine vollkommene Kugelgestalt, sondern war unregelmäßig geformt. Die Oberfläche wirkte sehr dunkel und hob sich kaum gegen den Hintergrund ab.
Die Scheinwerfer der THEODERICH flammten auf und tauchten die unbekannte Welt in strahlendes Licht. Langsam glitt das Schiff in geringer Höhe über die Oberfläche dahin.
Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß es sich um einen natürlichen Himmelskörper handelte, nicht um ein künstliches Gebilde. Dazu wäre der Planetoid auch zu groß gewesen. Mit bloßem Augen war keine Spur von Leben zu entdecken. Die Oberfläche bestand aus nacktem Fels, spitzen Graten und kleinen, engen Schluchten, die nicht sehr tief waren. Die Instrumente lieferten weitere Einzelheiten.
Der Planetoid besaß keinerlei Atmosphäre und eine Masse, die seiner Größe keineswegs entsprach. Sie war viel zu
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