0145 - Falschgeld, Gift und Gangster
setzen wolltest. Denn das hattest du doch von Anfang an vor, stimmte?«
Er grinste:
»Klar! Du gehörst nicht in diesen Bezirk. Wir haben hier nur Leute aus unserem Bezirk. Fremde kommen nicht rein. Aber bei dir mach' ich ‘ne Ausnahme.«
Ich grinste.
»Danke.«
»Keine Ursache. Ich werde doch nicht so einen Champion, wie du einer bist, aus meiner Bude rausekeln, bloß weil er seine Bude in einer anderen Ecke der Stadt hat! Was machst du eigentlich so tagsüber?«
Ich mußte unwillkürlich noch einmal grinsen.
»Ganz verschieden. Was gerade so anfällt.«
»Verstehe«, sagte Goliath.
Er verstand mehr, als ich ihm überhaupt gesagt hatte. Wir tranken noch ein Glas von dem schweren, öligen Cognac, dann fragte er wieder:
»Verrätst du mir jetzt was du hier , wolltest?«
Ich nickte.
»Klar! Wenn man in dem Ton gefragt wird, kann man doch gar nicht Nein sagen! Ich warte auf Eddy.«
Ich hatte es gesagt, wie ein Mann an einer Haltestelle äußert, daß er auf den nächsten Bus wartet.
»Auf Eddy?« wiederholte Goliath grinsend. »Dann sieh mal, wer gerade zur Tür reinkommtl«
Ich drehte mich um und blickte zur Tür. Ein Mann war hereingekommen, dem man viele Zuchthausjahre an der blassen Hautfarbe, dem halbmilitärischen Gang und der Frisur ansah. Einen Augenblick war ich im Zweifel, ob Goliaths Äußerung wohl auch eine andere Deutung zulasse, aber dann entschloß ich mich, alles auf eine Karte zu setzen.
Ich winkte und rief:
»Hallo, Eddy!«
Der Mann an der Tür fuhr in meine Richtung, als hätte ihn eine Tarantel gestochen. Seine Augen hatten den kalten, erbarmungslosen Glanz einer Schlange.
***
»FBI«, murmelte Phil und hielt dem Bankbeamten am Schalter AUSKUNFT seinen Dienstausweis hin. »Wir sind angerufen worden.«
Ein Mann, der im Hintergrund des Schalters stand, trat vor.
»Gehen Sie bitte in den Schalterraum. Sir«, sagte er. »Ich werde Ihnen dort den Herrn zeigen, um den es sich handelt.«
»Gut, danke«, nickte Phil.
Zusammen mit dem Detektiv-Sergeanten der Stadtpolizei betrat er die große Schalterhalle, die sich gleich hinter den beiden großen Glasschwingtüren befand. Rechts und links und an der Stirnseite des Raumes befand sich ein Schalter neben dem anderen. Nur links bestanden die Trennwände zwischen den Schaltern aus starken Gittern, weil sich dort die Kassenschalter befanden.
An der Stirnseite gab es einen Schalter mit der Aufschrift KONTOABTEILUNG, und davor stand ein älterer Herr von vielleicht fünfundsechzig Jahren. Er schien in ein lebhaftes Gespräch mit einem Bankangestellten vertieft zu sein.
Phil und der Sergeant waren im vorderen Drittel der Schalterhalle stehengeblieben und warteten auf den Bankbeamten, der sie an der Auskunft angesprochen hatte. Sie taten so, als wären sie sich nicht schlüssig, an welchen Schalter sie sich zu wenden hätten, wurden aber dieses Spiels bald enthoben, denn der erwartete Bankangestellte erschien durch eine Seitentür und begab sich zu ihnen.
»Sehen Sie den älteren Herrn dort am Konto-Schalter?« fragte der Bankangestellte, ein Mann von etwa vierzig Jahren mit einer schweren Hornbrille.
Phil nickte, ohne noch einmal in die Richtung zu blicken. Leise fragte er: »Was wissen Sie von diesem Mann?«
»Mister Celly ist seit gut dreißig Jahren unser Kunde, seit er seinerzeit sein Geschäft für Herrenkonfektion eröffnete. Er hat sich in diesen dreißig Jahren als solider Kaufmann bewährt. Wir haben nie Schwierigkeiten mit ihm gehabt. Er hat zwei- oder dreimal kleinere Kredite in Anspruch genommen, um Vergrößerung seines Geschäftes durchführen zu können, und diese Kredite sind pünktlich und ordnungsgemäß zurückgezahlt worden. Uns ist nichts, aber auch gar nichts Negatives über Mister Celly bekannt.«
»Was hat er eingezahlt?«
»Insgesamt? Tut mir leid, das Bankgeheimnis —«
»Unsinn!« sagte Phil leise. »Mich interessieren nur die falschen englischen Noten. Wieviel hat er eingezahlt?«
»Drei Scheine zu je zehn Pfund.«
»Danke«, sagte Phil. »Und auch nochmals Dank für Ihren Anruf. Sie können Mister Celly jetzt ruhig gehen lassen, falls Sie ihn meinetwegen aufgehalten haben.«
Der Bankangestellte wurde blaß. »Aber Sie werden doch Mister Celly nicht hier in aller Öffentlichkeit verhaften wollen?« stammelte er.
Phil lächelte.
»Wer spricht denn von Verhaftung? Meinen Sie vielleicht, wir glaubten, Mister Celly hätte die Scheine selbst hergestellt? Dann wäre er nicht so dumm, sie selbst auf sein
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