0146 - Hinter der Zeitmauer
Wir bauten aus unseren Flugwagen die Motoren aus und machten die künstliche Sonne daraus. Ein paar von unseren Freunden, die bei Onegor zurückgeblieben waren, besorgten uns Saatgut, so daß wir Gras und Bäume anpflanzen konnten. Wir sind nicht viele. Es dauerte nicht länger als zehn Jahre, da reichten unsere Ernten aus, um uns mit allem Nötigen zu versorgen. Wir sind jetzt verhältnismäßig glücklich. Zwar haben wir keine Aussicht, jemals wieder von hier fortzukommen. Aber die meisten von uns glauben gar nicht, daß sie das eigentlich wollen."
Der Wagen senkte sich durch die dichter werdende Luft. Haika hielt auf eine Gruppe von acht Gebäuden zu, die sich am Rand einer Straße in den Schatten hoher Bäume duckten. Der Wagen landete auf der Straße. Haika wies zu den Häusern hinüber und sagte: „Eines davon gehört meinem Vater. Er wird sich freuen, Sie zu sehen. Und wahrscheinlich wird er sehr neugierig sein zu erfahren, was dort oben geschehen ist."
Im Laufe der nächsten Stunden hatte Meech alle Bewohner des Dorfes kennen gelernt. Er klassifizierte sie als solche, die einem organischen Terraner rückhaltlos sympathisch wären. Ihr Oberhaupt, überhaupt der Chef des gesamten Kessels mit seinen insgesamt zwölfhundert Einwohnern, war Parro, Haikas Vater.
Parro war in der Tat versessen darauf, jede Einzelheit über die Landung der TUFATZ XII und den Kontakt mit den Akonen zu erfahren. Meech berichtete, was er wußte, und verstand es, den Eindruck zu erwecken, als sei er müde. Parro verstand das und wies ihm ein Zimmer an, das Haika inzwischen für ihn zurechtgemacht hatte. Meech verschloß die Tür, legte seine Raumkombination ab und warf sich ächzend auf das Bett, wie man es von einem müden Raumfahrer erwartete, der die letzten Stunden in den Treibstoffschacht seines Schiffes eingepfercht zugebracht hatte.
Seitdem war ein ganzer Taphor-Tag vergangen. Meech hielt die Augen geschlossen, als schlafe er. In Wirklichkeit war er jedoch sehr beschäftigt. Er sondierte das Streufeld der Kunstsonne, die den Talkessel erleuchtete und mit Wärme versorgte, und versuchte, den modulierenden Einfluß des Fremdfeldes wiederzufinden, der ihm in seinem Versteck an Bord des Schiffes aufgefallen war.
Als er sich nach „langem Schlaf" schließlich erhob, weil er es für an der Zeit hielt, war er immer noch nicht gescheiter als zuvor. Es war ihm nicht gelungen, die Modulation wahrzunehmen.
Das geheimnisvolle Fremdfeld schien verschwunden.
*
Ein sanftes, zutrauliches Geräusch schlich sich in Ssarghas schläfrige Gedanken. Er horchte auf, ohne wirklich wach zu werden. Ein leises „Plinkplonk" gaukelte ihm einen schmalen, versiegenden Bach vor, dessen letzte Tropfen unter der Hitze des Sommers von einem Felsen zum anderen hüpften, träge, fast so müde wie er selbst. Er sah das Bild deutlich vor sich, das staubige Gebüsch, den weißblauen Himmel, an dem irgendwo die sengende Sonne stand, das schmale, trockene Bachbett und die beiden Felsstücke. Er hörte ein Rascheln im Gebüsch, aber er war viel zu träge, um den Kopf zu drehen und nach der kleinen Echse zu schauen, die da irgendwo nach Fliegen jagte.
Die Wirklichkeit verschwamm um Ssargha herum. Der dunkle Gang war der hellen Sommerlandschaft gewichen. Ssargha spürte die Hitze des Steins, auf dem er saß. Er fühlte das Verlangen, sich zurückzulehnen und vollends einzuschlafen.
Aber da war etwas, was er übersehen haben mußte. Eine Wolke, die das heraufziehende Gewitter ankündigte. Er sah sie immer noch nicht. Aber die Sonne war plötzlich blutigrot geworden.
Ssargha empfand Angst. Er wollte weg von hier. Hier war es gefährlich. Seine Gedanken verwirrten sich.
Donner kam auf, schwerer Donner. Ssargha zitterte unter dem dröhnenden Geräusch. Er kannte sich nicht aus. Der Donner war überall, und das rote Licht. Warum war da keiner, der ihm sagte, was er zu tun hatte? Das kataklysmische Stadium war erreicht.
Ssarghas autarker, eigenlogischer Verstand brach zusammen.
Emotionen, unkontrolliert und energiereich, erfüllten die Denkzentren. Ssargha würde jetzt jedem Befehl gehorchen, den er bekam.
Aus der furchterregenden roten Dämmerung brach dröhnend eine mächtige Stimme.
„Komm her und öffne die Tür!" befahl sie.
Ssargha erinnerte sich schwach, daß da eine Tür war. Das Bild der Bachlandschaft begann zu verblassen. Aber immer noch erfüllte Angst sein Gehirn bis in den letzten Winkel. Mehr tastend als sehend fand er die Tür,
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