0146 - Höllenfahrt im Todesstollen
etwas verändert?«
»Verändert haben sich nur meine Bandscheiben«, sagte Hawn grinsend. »Deshalb tut mir auch der Rücken so verdammt weh.«
»Wenn wir den Teufelsstein gefunden haben, kaufe ich dir von der Prämie, die Mr. Kendall zahlen wird, ein schönes Heilpflaster«, sagte Clark Kelly und lachte.
»Sobald ihr irgendeine Beobachtung macht - sobald ihr das Gefühl habt, in diesem Stollen ist nicht mehr alles beim alten, lasst es mich wissen, okay?« sagte Kendall.
»In Ordnung, Boss«, erwiderte Hawn.
»Weitermachen«, sagte Kendall und verließ das Bergwerk.
»Ist 'n netter Mann, was?« sagte Kelly.
»Das meinst du doch nicht im Ernst«, entgegnete Hawn.
»Nett wie 'ne Puffotter.«
»Ach so. Ja, das ist er. Der klopft dir mit einer Hand freundschaftlich auf die Schulter, und mit der andern stößt er dir eiskalt ein Messer in den Bauch.«
»Deshalb mag ich ihn so. Bei ihm weiß man wenigstens, woran man ist.«
Sie arbeiteten weiter. Einen Hund nach dem andern beluden sie. Andere Männer schafften die Förderwagen fort, leere Loren wurden gebracht, weiteres Gestein polterte in die Metallbehälter. Es war ein harter Job. Aber Kelly und Hawn hatten Kraft genug, um sich von ihm nicht unterkriegen zu lassen.
Mit ihren Spitzhacken brachen sie Gesteinsbrocken aus dem Gröllberg, durch den es sich zu graben galt. Wenn ein Block für einen Mann zu schwer war, hievten sie ihn gemeinsam in den Förderwagen. Kleineres Geröll beförderten sie mit der Fassschaufel in die Hunde.
»Spürst du was?« fragte Kelly, ohne die Arbeit zu unterbrechen.
»Nein«, sagte Hawn. »Und ich bin sicher, dass sich daran auch später nichts ändern wird.«
»Vielleicht doch.«
»Blödsinn«, meinte Hawn kopfschüttelnd.
»Der Teufelsstein soll eine mächtige Ausstrahlung haben.«
»Glaub' ich nicht. Soll ich dir sagen, wie ich über die ganze Sache denke?«
»Nun?«
»Dahinter steckt nichts weiter als Gerede. Die Dorfbewohner haben sich selbst eine schöne Gruselgeschichte zusammengebastelt, und Cornell Kendall ist darauf hereingefallen.«
»Heißt das, du glaubst, hinter all diesem Geröll befindet sich überhaupt kein Teufelsstein?«
»Vielleicht ist irgend so ein komischer Stein dahinter. Aber dass der irgendeine besondere Kraft hat, glaube ich nicht«, sagte Hawn. »Kann uns aber egal sein. Sobald wir das Ding gefunden haben, halten wir die Hand auf, und Kendall muss blechen, sonst drehe ich ihm eigenhändig den Hals um.«
Clark Kelly griente. »Du bist ein wahrer Gemütsmensch.«
»Immer schon gewesen«, sagte Oscar Hawn. Er schien auf seinen Charakter sogar stolz zu sein.
In der nächsten halben Stunde redeten sie kein Wort miteinander. Sie legten eine morsche Holzstütze frei, wechselten sie gegen eine eiserne Stütze aus, beluden unermüdlich die Förderwagen und schickten sie aus dem Bergwerk.
Ohne dass sie es merkten, nahm das Böse allmählich Einfluss auf sie. Vor allem in Hawn, der daran nicht glauben wollte, nistete es sich ein.
Er wurde unruhig und unzufrieden. Er glaubte, mehr arbeiten zu müssen als Kelly.
Er gewann mehr und mehr den Eindruck, dass Clark Kelly sich auf seine Kosten ausrastete.
Eine Weile fraß er das in sich hinein. Aber das Böse schürte seinen Hass, wiegelte ihn gegen Kelly auf.
»Du hältst mich wohl für einen vollkommenen Idioten, was?« fragte er schließlich heiser.
Kelly grinste. »Kein Mensch ist vollkommen, mein Junge.«
»Verdammt, das ist kein Spaß!« herrschte Hawn ihn an. »Denkst du, ich merke nicht, wie du 'ne ruhige Kugel neben mir schiebst, während ich für zwei schuften kann?«
Clark Kelly wäre darauf nicht eingegangen, wenn ihn die Strahlung des Bösen verschont hätte. So aber reagierte er auf die Worte des andern mit Wut.
»Du nennst mich also einen faulen Hund, was?«
»Genau!« schrie Hawn. »Stinkfaul bist du!«
»Sag das noch mal!« knurrte Kelly.
»Ein stinkfaules Dreckschwein bist du, das die andern arbeiten lässt!« brüllte Hawn.
Es blitzte in Kellys Augen. »Das nimmst du sofort zurück!«
»Ich denke nicht daran!«
Kelly griff nach seiner Schaufel.
»Ach, so kommst du mir, du Bastard!« knurrte Hawn. »Okay, wenn du Wert auf Prügel legst, kannst du sie gern haben!«
Er packte ebenfalls den Stiel seiner Schaufel und schlug sofort auf Clark Kelly ein.
Wut und Hass verzerrten sein Gesicht. Ein irrer Ausdruck war in seinem Blick. Er war nicht mehr normal, wusste nicht mehr, was er tat, wurde vom Einfluss des Bösen beherrscht und
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