0146 - Vanessas Schreckensnacht
Whorf es mir zu bunt. Ich begab mich mit einer Taschenlampe in den Keller. Er hatte alle Möbel an einen anderen Platz gestellt. Aber er war nicht da. Zumindest konnte ich ihn nirgends entdecken. Zwei Nächte später hörte ich ihn in meinem Schlafzimmer seufzen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich erschrak. Ich machte Licht. Er war wieder nicht zu sehen. Seine Schritte schlurften über die Treppe. Ich stürmte aus meinem Schlafzimmer, bewaffnet mit einem Schuh. Ich wollte ihn aus dem Haus treiben, das nicht mehr das seine war. Aber er zeigte sich mir nicht.«
»Hat er dich schon mal angegriffen?« fragte Zamorra. »Ich meine nicht angefaßt, sondefn attackiert.«
Carl schluckte trocken und schüttelte dann nervös den Kopf. Er stieß seine Zigarette in den Aschenbecher.
»Nein«, sagte er heiser. »Das hat er noch nicht getan. Aber ich fühle, daß er es eines Nachts tun wird. Deshalb habe ich mich an dich gewandt. Wenn einer mit diesem Spuk fertig wird, dann du.«
»Die Leute im Ort vermuten also ein Verbrechen«, murmelte Zamorra. Er dachte laut. Carl bestätigte seine Worte mit einem heftigen Kopfnicken. »Jeder Mord hat ein Motiv«, sagte Zamorra. »Wer profitierte von Lauritz Whorfs Tod?«
»Barton Moffatt«, kam es umgehend aus Carls Mund. »Sonst niemand. Natürlich dachte ich zuerst dasselbe, was du jetzt denkst, Zamorra. Aber dann habe ich ein wenig im Ort herumgehört. Moffatt und Whorf waren die besten Freunde, die du dir vorstellen kannst.«
»Vergiß nicht, daß Wendy zwischen ihnen stand. Ein Keil! Das Mädchen kann die beiden auseinandergetrieben haben.«
»Die Leute im Ort sind zwar davon überzeugt, daß Whorf einem Verbrechen zum Opfer fiel, aber sie sind ebenso davon überzeugt, daß Barton Moffatt mit dieser Sache nichts zu tun hat.«
»Wie lange sind Barton und Wendy nun schon verheiratet?« fragte Zamorra.
»Zwei Monate.«
»Eine glückliche Ehe?«
»Was kann man nach zwei Monaten schon sagen?«
Da hatte Carl recht. Zamorra erzählte, welches Erlebnis er auf der Herfahrt gehabt hatte. Er beschrieb Carl die Erscheinung. Carl Hexman wurde plötzlich aschfahl im Gesicht. Sein Kinn klappte nach unten. Er war wie gelähmt. Er zitterte am ganzen Körper. Es dauerte einige Augenblicke, bis Zamorra begriff, daß Carl nicht ihn anstarrte, sondern an ihm vorbeischaute.
Der Para-Mann wandte sich um.
Und dann sah er das abscheuliche Monster zum zweitenmal!
***
Ächzend wippte der Schaukelstuhl. Abel Cool hatte ein volles Glas in der rechten Hand pendelte mit dem Stuhl nun schon seit einer Stunde hin und her.
Er hatte viel getrunken. Aber er hatte noch nicht genug, obwohl seine Zunge schon ziemlich schwer war. Nun hielt er mit dem Schaukeln inne. Seine glasigen Augen suchten Vanessa.
Er grinste dümmlich. »Na, Vanessa. Wie fühlst du dich? Ist nicht alles bestens?«
Vanessa Cool nickte mit zusammengepreßten Lippen. »Und wem hast du das zu verdanken? Mir.«
»Ja, ja. Ich habe eine kluge Frau.« Cool setzte sein Glas an die Lippen und trank.
»Mußt du dich unbedingt zu Tode saufen?« fragte Vanessa vorwurfsvoll.
»Gönnst du mir nicht mal ’nen Schluck Whisky?«
»Dein Fehler ist, daß du niemals weißt, wann du genug hast. Du wirst noch mal ein ganz schlimmer Alkoholiker werden.«
»Blödsinn. Wegen der paar Whiskys am Tag.« Cool nahm das Schaukeln wieder auf.
Vanessa legte das Strickzeug weg.
Sie war mal wieder daran, einen neuen Schal für den Winter zu stricken. Sie konnte nichts anderes. Nur Schals. Die Schränke waren voll davon.
»Wendy führt keine glückliche Ehe«, sagte Vanessa.
»Wie kannst du das behaupten? Nach zwei Monaten!«
»Barton ist fast jeden Tag betrunken!« sagte Vanessa.
Cool lachte. »Dieses Recht hat ein Mann. Er darf sich betrinken, sooft er will.«
»Kommt ganz darauf an, aus welchem Grund sich ein Mann betrinkt!«
»Allerdings.«
»Barton tut es aus Angst. Die Gewissensbisse zernagen ihn. Er wird mit dem nicht fertig, was er getan hat. Er kommt darüber nicht hinweg. Er kann dieses Duell im Morgengrauen nicht vergessen.«
Cool nahm einen großen Schluck von seinem Glas.
Er setzte sich zu ihr an den Tisch. »Weißt du was? Ich werde den Burschen in den nächsten Tagen mal ins Gebet nehmen. Ich werde ihm klarmachen, daß er bei der Stange bleiben muß. Ich werde ihm sagen, daß er keine andere Wahl hat.«
»Das weiß er selbst. Das brauchst du ihm nicht zu sagen.«
Abel Cool schüttelte den Kopf. »Es kann nicht schaden, wenn man es
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