0146 - Vanessas Schreckensnacht
kennen. Er wohnt schon eine Weile in Lynton.«
»Ich kenne ihn nicht!« knurrt Goldstone mißtrauisch. »Komme von diesem Friedhof kaum mal weg.«
Zamorra wies auf das Gebäude, das an den Friedhof grenzte. »Ihr Haus, Mr. Goldstone?«
»Ja.« Der Friedhofswärter kniff die Augen zusammen. »Ich habe Sie beide beobachtet!« zischte er feindselig. »Aus der einen Gruft raus, in die andere rein. Darf ich fragen, was das soll?«
Professor Zamorra erklärte Goldstone, aus welchem Grund er nach Lynton gekommen war. Glücklicherweise glaubte ihm der Totengräber. Schließlich sahen weder der Para-Mann noch Carl Hexman wie ein Grabschänder aus.
Goldstone wartete sogleich mit jener Geschichte auf, die er den Leuten von lynton schon erzählt hatte.
Er sagte, er wäre hier auf dem Friedhof jenem unheimlichen Spuk begegnet.
Zamorra wollte hören, wie die Begegnung verlaufen war, und bat den Mann, ausführlich zu erzählen.
Goldstone nickte eifrig und sagte hastig: »Er kam durch das Tor. Ich schließe niemals ab. Wozu auch? Die Toten laufen nicht weg. Ich hatte in dieser Nacht noch zu arbeiten. Ein Grab war auszuheben. Es ging auf Mitternacht zu. Ich schaufelte mich in die Tiefe, mein Kreuz schmerzte, ich richtete mich auf, um mich mal zu strecken. Da sah ich ihn. Ich dachte zuerst, mir würde mein Geist einen Streich spielen. Aber ich konnte tun, was ich wollte, er verschwand nicht.«
»Kam er auf Sie zu?« fragt Hexman.
»Zuerst ja. Aber dann schwenkte er ab. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie froh ich darüber war.«
»Wohin ging er?« wollte Hexman wissen.
»Kommen Sie. Ich zeig’s Ihnen«, brummte Goldstone. Sie gingen mit ihm. Er führte sie zu einem gepflegten Grab.
IDA WHORF
ELI WHORF
Das stand auf dem Grabstein.
»Lauritz Whorfs Eltern«, erklärte Robert Goldstone. »Hierher ging die Spukerscheinung. Ich beobachtete ihn. Er blieb ungefähr zehn Minuten. Dann verschwand er wieder durch das Friedhofstor.«
»Sind Sie ihm gefolgt?« fragte Carl.
Der Friedhofswärter schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Mr. Hexman.«
»Warum nicht?«
Goldstone hob verlegen die Schultern. »Ehrlich gesagt, ich war froh, daß er weg war - und daß er mich in Ruhe gelassen hatte. Er hätte mir ja auch wer weiß was antun können.«
Zamorra wollte wissen, ob sich der Spuk hier noch einmal gezeigt hatte. Goldstone verneinte das. »Jedenfalls habe ich ihn nicht mehr gesehen«, fügte er hinzu.
Zamorra blickte Hexman an. »Möchtest du dir auch noch die restlichen Grüften ansehen, Carl?«
»Du nicht?«
»Offengestanden, ich glaube nicht, daß Whorf sich hier versteckt.«
Goldstone starrte Zamorra an. »Sagten Sie ›Whorf‹? Glauben Sie wirklich, daß dieser Spuk der verschwundene Lauritz Whorf ist?«
»Ja, das glaube ich, Mr. Goldstone.«
»Wieso sieht er so grauenvoll aus? Was ist mit ihm geschehen?«
»Das, mein lieber Mr. Goldstone«, sagte Zamorra ernst, »konnte ich bis jetzt noch nicht herausfinden. Aber ich bin erst seit gestern in Lynton. Kann sein, daß mir das Licht morgen aufgeht. Jedenfalls fahre ich nicht von hier fort, ehe ich nicht weiß, was Lauritz Whorf zugestoßen ist.«
***
Als sie Carl Hexmans Haus betraten, läutete das Telefon. Hexman eilte zum Apparat. Er meldete sich, sagte: »Einen Augenblick.« Und gab den Hörer dann an Professor Zamorra weiter.
Am anderen Ende des Drahtes war Bill Fleming.
»Wie geht es Nicole?« war Zamorras erste Frage.
»Sie befindet sich auf dem Wege der Besserung«, antwortete der Amerikaner. »Hat nur noch erhöhte Temperatur, gibt keine Minute Ruhe, möchte aufstehen und so tun, als wäre alles in bester Ordnung.«
»Du sorgst dafür, daß sie im Bett bleibt, Bill.«
»Ehrensache. Wenn es sein muß, lege ich mich sogar zu ihr…«
»Untersteh dich!«
»Lieber Freund, du verstehst meine edlen Motive völlig falsch.«
»Ich kenne dich. Ich weiß, daß du jederzeit bereit wärst, jedes andere Mädchen gegen Nicole einzutauschen.«
»Na schön, ich gebe zu, ich bedaure, daß ich diesem Prachtmädchen nicht vor dir begegnet bin. Aber da du sie nun mal zu deiner Freundin gemacht hast, finde ich mich eben damit ab. Wenn’s auch schwerfällt. Doch nun zum eigentlichen Grund meines Anrufs. Nicole möchte gern wissen, wie du in Lynton vorankommst.«
Zamorra berichtete seinem Freund.
»Wann kehrst du voraussichtlich nach London zurück?« erkundigte sich der Historiker.
»Weiß ich noch nicht«, antwortete Professor Zamorra. Er bat Bill, Nicole von ihm zu
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