0147 - Ich flog in die Todeswolke
nichts.
Eins jedoch war mir klargeworden. Die beiden Kerle hatten meinen Einsatzkoffer gestohlen!
Es hatte ja so kommen müssen. Irgendwie hatte ich immer damit gerechnet. Gegen Dämonen war der Koffer gesichert, nicht gegen normale, menschliche Diebe.
Obwohl ich auf dem Boden meiner Diele lag, quälte ich mich mit Selbstvorwürfen. Ich hätte ihn besser absichern sollen, hätte mehr achtgeben müssen.
Hätte… hätte … hätte …
Ich hatte es nicht getan und war nun selbst schuld, daß ich jetzt hinterherlaufen konnte.
Schei…
Vielleicht war es die Wut, die meine Lähmung löste. Auf einmal konnte ich mich wieder bewegen. Zwar nur langsam und schwerfällig, aber immerhin, es klappte.
Ich hob den rechten Arm, den linken, drehte die Hand, stützte mich auf den Boden ab und brach zusammen.
Zuviel hatte ich mir vorgenommen.
Wütend, verzweifelt und zornig blieb ich auf dem Teppichboden liegen. Nur durch die Nase atmete ich ein. Vor mir sah ich die Wand. In der Dunkelheit wirkte sie grau und trübe.
Sinclair, reiß dich zusammen, sagte ich mir und startete einen zweiten Versuch.
Ich kam auf die Beine. Zwar fühlte sich mein Körper doppelt so schwer an wie sonst, aber ich stand, und das war wichtig. Wieder dachte ich an den gestohlenen Koffer. Der Dolch lag darin, die magische Kreide, die Gemme, eine Ersatzberetta, die bolzenverschießende Druckluftpistole, allerdings nicht die Dämonenpeitsche, die hatte Suko in Gewahrsam genommen.
Ich besaß noch meine Beretta und das Kreuz. Damit konnte ich mich auch wehren, aber ein Verlust war der Diebstahl des Koffers schon. Davon biß keine Maus den Faden ab.
Ich öffnete die Tür. Im Schlafanzug taumelte ich wie ein Betrunkener in den Gang, wo mich ein den Fahrstuhl verlassender Mieter überrascht anschaute und sich erkundigte, ob etwas wäre.
»Nichts«, sagte ich, »gar nichts. Ich komme nur von einer Karnevalsfete.«
Der Mieter schaute mich böse an und verschwand.
Ich hatte es nicht weit. Nur eine Tür weiter wohnten Shao und mein Freund Suko.
Die Klingel sah ich verschwommen,, fand den Knopf beim Nachfassen, und als Suko öffnete, fiel ich ihm in die Arme…
***
Niemand sah die beiden Diebe, als sie das Haus verließen. Auf der Straße atmeten sie tief durch, sahen sich an und grinsten.
»Ist doch alles glatt gegangen«, meinte Rick, der Mann mit dem Messer. »Dabei hattest du dir bald in die Hose gemacht.«
Sein Kumpan, er hörte auf den Namen Roy Smith, hob warnend die Hand. »Es war schon besser so, daß du den Bullen nicht gekillt hast. Glaub mir.«
Rick Ramford schaute auf seine Zehenspitzen. »Du hast ja recht«, murmelte er, »sorry.«
»Das hätte dir bald auch nichts mehr genützt«, erwiderte Roy. Er war der ältere und der bedächtigere der beiden Männer. Im Knast hatten sie sich kennengelernt und herausgefunden, daß sie zuvor im gleichen Fach gearbeitet hatten.
Als Einbrecher war jeder für sich zu einer traurigen Berühmtheit geworden, und da sie sich auf Anhieb gut verstanden, beschlossen sie, nach der Entlassung gemeinsam weiterzumachen. Roy Smith wurde sechs Monate früher nach Hause geschickt. Er wartete auf Rick Ramford und kundschaftete nur aus, wo es was zu holen gab.
Anschließend führten sie gemeinsam die Raubzüge durch, wobei sie schon bald den Spitznamen »The Robbers« bekamen. Bisher hatten sie der Polizei ein Schnippchen schlagen können, und das Stehlen des Koffers war die leichteste Aufgabe nach ihrer Knastentlassung gewesen.
Sie unterschieden sich im Äußeren und in ihrer Mentalität. Rick war schnell mit der Waffe dabei. Er hatte irisches Blut in den Adern, und in seinem fahlblonden Haar fand sich manch rötliche Strähne.
Er hatte ein blasses Gesicht mit zahlreichen Sommersprossen auf den Wangen und machte an sich einen harmlosen Eindruck.
Roy Smith war einige Jährchen älter. Im Gefängnis hatte er unter Haarausfall gelitten und war nach der Entlassung mit einer Halbglatze erschienen.
Doch seine Beweglichkeit hatte er nicht eingebüßt. Und in Ausdauer und Kondition machte er manch Jüngerem noch etwas vor.
Roy trug die dunklen Haarreste nach rechts und links zur Seite gekämmt, so daß auch die Ohren bedeckt waren. Sein Gesicht gab dem Betrachter einen gutmütigen Eindruck wider, nur der schmallippige Mund störte ein wenig.
Die Männer hatten sich vor allen Dingen auf Villeneinbrüche spezialisiert, bis sie vor drei Tagen von einem glatzköpfigen Typ angesprochen wurden, der ihnen 10.000 Pfund für
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