0147 - Invasion der Vampire
ungehindert und völlig überraschend zwischen den Menschen aufzutauchen. Ich weiß es nicht, aber die Sache interessiert mich. Es muß eine ziemlich mächtige Magie sein.«
»Könnte die Schwarze Familie dahinterstecken?« fragte Nicole überlegend. Doch Zamorra schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich glaube es nicht. Denke an die Menge dieser Vampir-Ungeheuer. Vampir-Dämonen treten stets als Einzelgänger auf, nicht in solchen Rudeln. Und sie gleichen sich auch nicht so stark. Ich glaube kaum, daß Asmodis zu einem weiteren Schlag gegen die Menschheit ausholt. Im Gegenteil. Diese Bestien scheinen tatsächlich aus einem anderen Sternensystem zu kommen - oder aus einer anderen Dimension. Denke an die Chibb oder an die Meeghs, mit denen wir bekanntlich vor kurzem erst in Australien zu tun hatten.«
Nicole nickte. Die Geschehnisse in den Tiefen des Tonga-Grabens saßen auch ihr noch in den Knochen. Zu frisch war noch die Erinnerung an jene unheimlichen Kreaturen, die den versunkenen Kontinent Lemuria wieder auftauchen lassen wollten. Daß es ihnen nicht gelungen war, war dabei nicht einmal allein Zamorras Verdienst. Es wäre wahrscheinlich zur Katastrophe gekommen, hätte nicht die goldene Priesterin aus der Weißen Stadt, Ansu Tanaar, eingegriffen.
Aber das alles war Vergangenheit. Was zählte, war die Gegenwart, und in der gab es abermals Bestien, die über Menschen herfielen.
»Manchmal«, brummte Zamorra, »wünsche ich mir ein einfaches, primitives Spukhaus, in dem ein harmloser Poltergeist sein Unwesen treibt, mit welchem man sich wenigstens halbwegs vernünftig unterhalten kann und bei dem es möglich ist, ihm mit relativ einfachen Mitteln die ewige Ruhe zu geben.«
Nicole lächelte. »Ich glaube, über diese Zeit sind wir hinaus«, sagte sie. »Wissen möchte ich, was Asmodis plant. Der Fürst der Finsternis brütet mit Sicherheit wieder irgend etwas aus. Die Niederlagen, die er in der letzten Zeit hat hinnehmen müssen, werden ihn bestimmt nicht ruhen lassen.«
»Ich bin froh, daß die Jagd auf mich eine kleine Pause erhalten hat«, sagte der Professor. Nur zu gut entsann er sich der verschiedenen gezielten Versuche der Dämonen, ihn zu vernichten. Mit John Sinclair und Tony Ballard stand er ganz an der Spitze der schwarzen Liste im Dämonenreich.
»Ich stelle fest, daß du offiziell als meine Sekretärin fungierst«, fuhr er plötzlich fort. »Die Pflicht einer jeden Sekretärin ist es, falls es dir entgangen sein sollte, nicht nur Diktate aufzunehmen, die Morgenpost zu sortieren und die Ehefrau des Chefs abzuwimmeln, sondern auch, auf Wunsch des Chefs einen Kaffee zu kochen und zu servieren, in dem der Löffel nicht nur stehenbleibt, sondern erst gar nicht hineingeht. Mich dürstet, mein Schatz. Geh, und handle!«
Nicoles Augen blitzten. »Chauvi!« rief sie ihm zu. »Sklavenhalter! Männlicher Egoist!«
»Na schön«, grinste er. »Du darfst dich emanzipieren und dir auch einen Kaffee einschenken.«
Sie stand aus dem Clubsessel auf. »Du bist eine Bestie«, sagte sie im Hinausgehen. »Aber was tue ich nicht alles für dich. Immerhin hast du deinem Mundwerk nach die Erschöpfung gut überstanden und dich prächtig erholt, geliebter Chef.« Sie stürmte auf ihn zu, küßte ihn und verschwand. Auf dem Korridor traf sie auf Raffael.
»Er ist wieder auf dem Damm«, berichtete sie. »Er schreit schon wieder nach Kaffee.«
Raffael Bois schmunzelte. »Dann kochen Sie ihm doch einen«, empfahl der alte Diener. »Wozu sind Sie schließlich seine Sekretärin, Nicole?«
»Ihr Männer seid doch alle gleich«, murmelte sie, während sie in Richtung Schloßküche verschwand.
***
Gerade als Zamorra und Nicole an dem heißen Gebräu nippten, störte Raffael die Idylle. »Ich bitte um Verzeihung, Professor, aber der angemeldete Herr von der Polizei ist da. Ich habe mir erlaubt, ihn direkt mit hereinzuführen.« Er trat zur Seite und gab den Blick auf Kommissar LaCourtine frei, den er anschließend vorstellte.
Zamorra erhob sich und musterte den Mann. Er war ungefähr in Zamorras Alter, hochgewachsen und schnurrbärtig. Bewegliche braune Augen nahmen die Szene, die sich dem Besucher bot, in Sekundenschnelle auf. Er lächelte.
Zamorra lächelte zurück. »Wir kennen uns«, sagte er. »Sie waren gestern abend im Kino.«
Jean LaCourtine nickte. »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Wundern Sie sich nicht darüber, daß ein Polizist in solche panische Angst verfallen kann, aber ich…«
Zamorra winkte ab. »Es
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