0147 - Invasion der Vampire
war ein bißchen hart. Setzen Sie sich. Sie trinken sicher einen Kaffee mit? Raffael, bitte…«
Der Diener glitt hinaus, ohne vorher einen triumphierenden Blick von Nicole eingefangen zu haben. Jean LaCourtine ließ sich in einem Sessel neben Nicole, dem Professor gegenüber, nieder.
»Ich scheine ziemlich bekannt zu sein, daß Sie mich auf Anhieb erkannt und wiedergefunden haben«, sagte Zamorra. Der Kommissar nickte und strich sich durch das Haar. »Ich komme aus zwei Gründen«, erklärte er. »Zum einen brauche ich im Zuge der Ermittlungen Informationen. Ich glaube, Sie waren bis zuletzt im Kino. Vielleicht können Sie mit Daten aufwarten, die mir noch unbekannt sind. Zum anderen möchte ich Sie um Ihre Mithilfe bitten. Sie haben vielleicht schon über die Epidemie in St. Etienne und anderen Orten gehört?«
Zamorra beugte sich vor. »Nein«, stieß er hervor, »eine Epidemie?«
»Nun, es trifft den Kern der Sache am ehesten«, erklärte LaCourtine. »Das Zentrum ist das explodierte Kino. Von dort aus breitet sich kreisförmig und mit erschreckender Geschwindigkeit etwas aus, das uns in dieser Form unbekannt ist. Niemand weiß, ob es ein Virus ist oder eine Strahlenkrankheit… Die betroffenen Menschen verfallen in Apathie, reagieren auf nichts mehr und verdummen. Von einigen wurden Encephalogramme aufgenommen. Die Gehirntätigkeit ist auf nahezu Null reduziert, die Befallenen vegetieren vor sich hin und reagieren auf keinerlei Reize mehr. Der geschätzte Intelligenzquotient beläuft sich auf höchstens zwei oder drei Punkte.«
Zamorra war blaß geworden. »Alles geht vom Kino aus?«
LaCourtine nickte. »Eindeutig. Es gibt keine Möglichkeit, sich dagegen zu schützen. Die Zone der Verdummung, wie wir es genannt haben, breitet sich immer weiter aus. Aber das ist noch nicht das Erschreckendste.«
Zamorra setzte die Tasse an die Lippen und nahm einen winzigen Schluck des heißen schwarzen Getränks. Gleichzeitig trat Raffael wieder ein und servierte dem Besucher ebenfalls Kaffee.
»Was ist«, fragte Zamorra und schluckte, »das Erschreckendste?«
»Wir sind nicht allein«, sagte LaCourtine.
Nicole lächelte. »Mein lieber Kommissar, das ist der Slogan, mit dem für einen berühmten Film geworben wurde. Unheimliche Begegnung der dritten Art - wir sind nicht allein. Sie erinnern sich?«
»Ich meinte es etwas anders«, erwiderte LaCourtine. »Der Science-Fiction-Film interessiert mich nur am Rande. Wir haben den Ausbruch dieser Seuche, dieser Verdummungs-Pest, an das Gesundheitsministerium in Paris gemeldet. Postwendend kam die Antwort, allerdings vom Innenministerium. Diese Ereignisse, die uns soviel Kopfzerbrechen machen, sind nicht die einzigen. In fünf weiteren Städten, in denen dieser verdammte Vampirfilm seine Uraufführung erlebte, geschah das gleiche. Vampire fielen über die Menschen her, töteten sie bis auf sehr wenige, die nur deshalb entfliehen konnten, weil sie in unmittelbarer Nähe des Notausganges saßen. Anschließend explodierten die Kinos, und überall wurde wie bei uns ein Flugkörper beobachtet, der nach der Explosion aus dem betreffenden Kino zu starten schien und am Himmel verschwand.«
Zamorra erinnerte sich an seine Beobachtung.
»In Paris selbst«, erklärte LaCourtine, »fiel die Vorführung am gestrigen Abend durch einen zufälligen, lächerlichen Stromausfall im betreffenden Kino aus. Stellen Sie sich vor, was geschehen wäre. Die Millionenstadt im Bann dieser Verdummungs-Pest… Die Uraufführung ist dort abgesagt worden, Die Sûreté hat den Film beschlagnahmt. Gegen den Produzenten soll ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden, hieß es vor einer halben Stunde.«
»Man langt ja kräftig zu«, brummte Zamorra. »Haben die Behörden keine Angst, sich zu blamieren?«
»Anscheinend nicht«, entgegnete LaCourtine. »Es ist übrigens nicht nur Frankreich betroffen. Nicht nur in unseren Städten grassiert seit der allgemeinen Kino-Explosion die Verdummungs-Seuche. Dieser Film lief in mehreren Ländern gleichzeitig an. USA, Großbritannien, Deutschland, Italien… Von überall kommen gleichlautende Meldungen. Die Katastrophe ist weltweit.«
Zamorra beugte sich vor.
»Lesen Sie Zukunftsromane?« fragte er.
LaCourtine nickte. »Ja. Sie haben die gleiche Idee, nicht wahr? Die in den fünfziger und sechziger Jahren so oft geschilderte Invasion vom anderen Planeten. Aber ich glaube nicht daran.«
»Warum?« fragte Zamorra.
»Weil«, sagte LaCourtine und nahm zwischendurch
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