0149 - Die Nacht der flammenden Augen
Halbkreis um das Lokal gebildet. Sie wirkten wie Denkmäler, nur ihre Augen wären von einem dämonischen Leben erfüllt.
Gleichzeitig begann der dumpfe Trommelwirbel…
***
Shao hatte ihren Freund nur ungern fahren lassen, aber sie konnte nichts machen. Wenn Suko gebraucht wurde, dann war er auch zur Stelle. Und das hatte Shao bereits in Hongkong gewußt, wo sie und Suko sich damals kennenlernten.
»Gib auf dich acht«, sagte Shao zum Abschied. Sie brachte Suko bis zur Tür und küßte ihn auf die Wange.
»Natürlich.«
Der Chinese fuhr nach unten in die Tiefgarage, wo auch seine Harley in einer abgeteilten Box parkte. Die Maschine sprang beim ersten Kick an, der satte Sound des Motors dröhnte durch die Halle und wurde als Echo zurückgeworfen.
Suko fuhr an. Eine wuchtige Rakete auf zwei Rädern, so kam dem Chinesen die Maschine vor. Sicher, es gab schnellere. Die Supermaschinen von Kawasaki, Yamaha oder Honda, doch der Chinese fühlte sich auf seiner Harley wohl.
Per Checkkarte öffnete er die Toreinfahrt und brauste in die Nacht hinaus.
Tageswende. Dazu ein kalter Januar mit böigem Wind. Dieses Wetter trieb niemanden auf die Straße. Suko fand fast leere Fahrbahnen vor und drehte auf. Klar, daß er dabei Strafzettel riskierte, aber er befand sich sozusagen auf einer Einsatzfahrt, und Scotland Yard würde schon dafür sorgen, daß die möglichen Strafzettel unter den Tisch fielen.
Da nicht viel Verkehr herrschte, nahm der Chinese auch Schleichwege. Er mied die breiten Straßen und wurde zu einem regelrechten Kurvenakrobaten. Dann ließ es sich nicht vermeiden, daß er in die breite Charing Cross Road einbog.
Richtung Norden.
Geduckt hockte der Chinese auf der Maschine. Sein roter Helm leuchtete wie ein Fanal. Er trug wetterfeste Lederkleidung und einen breiten Hüftgürtel.
Der Chinese stieß hinein in das Herz von Soho. Rechterhand lagen die Vergnügungsviertel, wo sich Tag und Nacht die Touristen stauten und ihre Devisen loswurden.
Suko mußte nach links. In die andere, die gefährlichere Ecke von Soho.
Er verringerte die Geschwindigkeit und bog kurz darauf in eine der Seitenstraßen ab. Sofort wurde es dunkler. Nur noch wenige Laternen brannten. Das laute Motorgeräusch der Harley hallte durch die Straße und schwang als Echo durch den engen Häuserschlund.
Kopfsteinpflaster, feucht glänzend. Es roch förmlich nach Glatteis, denn es war leicht frostig geworden.
Suko mußte achtgeben. Nur wenig Verkehr herrschte hier.
Zweimal kam ihm ein Wagen entgegen. Viele Bars und Kneipen hatten schon dichtgemacht. Die rostigen Gitterläden versperrten Türen und Fenster.
John hatte dem Chinesen zwar beschrieben, wo die Bar lag, aber sich in Soho zurechtzufinden, dazu brauchte man schon einige Zeit.
Die fehlte Suko.
Er verfuhr sich zweimal.
Dann fragte er.
Der aalglatte Typ, der an einer Laterne lehnte, lächelte weich und bewegte seine Hüften.
»Was willst du denn da? Da ist ja gar nichts los. Bei mir zu Hause können wir einen richtigen…«
»Ich habe dich nicht nach deinem Zuhause gefragt, sondern nach der Adresse von Cargo’s.«
»Ach, sei doch nicht so unwirsch«, sagte der Stricher. Er bequemte sich aber dazu, Suko den Weg zu beschreiben.
»Danke.«
»Und komm mal wieder vorbei!« rief der Knabe. »Du bist so irre männlich.«
Das allerdings hörte Suko nicht mehr. Der Klang des Motors übertönte die Einladung.
Eine Kreuzung.
Nach links hatte der Kerl gesagt.
Die Straße wurde noch enger. Suko fuhr hindurch. Die Häuser wie alte Ställe. Hier hatte niemand renoviert, alles war grau, schmutzig – trostlos.
Die Straße machte einen Bogen. Davon hatte der warme Jüngling auch gesprochen. Suko fuhr hinein, sah eine noch offene Bar und mehrere Personen davor stehen.
Sie schauten ihm nach.
Dann die Abzweigung.
Der Chinese drehte am Lenker, schlenzte seine Maschine in die Gasse. Ja, es war nur mehr eine Gasse. Hier mußte sich auch die bewußte Bar befinden.
Suko fuhr schneller. Die beiden Räder holperten durch Schlaglöcher, doch die Stoßfänger fingen alles ab. Sie waren okay.
Dann zuckte Suko zusammen.
Der breite Scheinwerferstrahl war auf ein Hindernis gefallen. Ein Wagen stand halb schräg in der Gasse und versperrte die weitere Durchfahrt.
Da kam der Chinese nicht vorbei. Er wunderte sich nur, daß es sich bei dem Fahrzeug um einen goldfarbenen Rolls Royce handelte. Solch eine Karosse paßte nun wirklich nicht in diese triste Gegend.
Suko stoppte.
Er stieg von der
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