0149 - Die Nacht der flammenden Augen
und begann zu schluchzen.
In mir kochte es. Die Wut stieg hoch wie eine Lohe. Am liebsten hätte ich durchgedreht, aber Les, dieser linke Hund, kannte die Regeln sehr genau.
Er stieß mir die Messerspitze durch die Kleidung, bis ich sie auf der nackten Haut spürte.
Verdammt, das war hart.
Glenda Perkins hatte sich wieder gefangen. Ich sah zwar Tränen in ihren Augen glitzern, ansonsten wirkte sie gefaßt. Sie durfte jetzt nicht durchdrehen, sonst machten die Kerle ihr Vorhaben wahr und brachten sie um.
»Den Mantel aus!« blaffte Soccer. Er zog jetzt ebenfalls ein Messer, aber keine feststehende Waffe, sondern eine, die auf Druck hin aus dem Griff sprang. Dann spielte er lässig mit ihr, warf sie hoch und fing sie am Griff geschickt wieder auf.
Les hechelte: »Ja, mein Freund Soccer kann mit dem Ding umgehen. Der ist ein Künstler.«
Les hatte verkehrte Vorstellungen von Kunst, und Glenda zog ihren Mantel aus.
Sie trug einen dunklen Pullover und einen karierten Rock im Schottenmuster. Der Pullover besaß einen weit geschnittenen Rollkragen, lag ansonsten jedoch eng an, und Glendas hübsche Figur zeichnete sich deutlich unter der Wolle ab.
»Ohhh«, stöhnte Soccer nur, »das ist ja besser als ich dachte.«
Ich schluckte an meiner Wut. Diese Demütigung konnte ich nicht mit ansehen.
»Ruhig, Bulle, nur ruhig!« sagte Les hinter mir.
»Keine Angst«, knurrte ich rauh.
»Nun den Rock«, verlangte Soccer.
Glenda schaute mich an. Ich sah das Flehen in ihrem Blick und preßte die Lippen hart aufeinander.
Auch sie schien zu merken, was in mir vorging und lächelte plötzlich, obwohl es ihr verdammt schwerfallen mußte.
Glenda öffnete den Gürtel, warf ihn aber nicht weg, sondern behielt ihn in der Hand. Der Reißverschluß des Rocks befand sich an der Seite. Mit spitzen Fingern tastete Glenda danach und zog ihn nach unten. Etwas Helles blitzte in dem Spalt auf.
Der Stoff des Slips.
Hinter mir hörte ich Les schneller atmen. Und auch sein Kumpan Soccer hatte einen anderen Blick bekommen. Gieriger. Der Mund stand halb offen. Er riß seine Mütze vom Kopf und schleuderte sie zu Boden. Dann zog er die Jacke auf.
Der Rock rutschte an Glendas langen Beinen nach unten. Sie trug noch ihre Stumpfhose und den Pullover.
»Los, zieh den Pulli aus!« verlangte Soccer. Seine Stimme klang heiser. Er stand wirklich unter Strom.
Glenda ließ die Arme sinken und umfaßte den Rand des Pullovers.
Die Spannung verdichtete sich. Ich spürte, wie Les hinter mir zitterte.
Schon längst hatte ich die Muskeln gespannt. Ich würde eingreifen, egal, was geschah.
Und dann sah ich plötzlich zwei helle Punkte vor dem Fenster.
Die Augen!
***
Nicht nur ich hatte sie gesehen, auch der Alte. Er kreischte los. »Die Augen, sie sind wieder da. Am Fenster, seht!« Er begann zu schreien und zu trampeln.
Soccer schaute hin. Und auch Les. Ich bemerkte es daran, daß er sich bewegte. Der Druck der Messerspitze war auf einmal nicht mehr so stark wie zuvor.
Da riskierte ich es.
Ich wirbelte herum, winkelte gleichzeitig meinen rechten Arm an und warf mich auch zur Seite.
Ich hörte Les’ überraschten Schrei, und im nächsten Augenblick überstürzten sich die Ereignisse…
***
Als Suko erwachte, verspürte er am gesamten Körper die Schmerzen. Er hatte das Gefühl, als hätte ihn jemand in eine viel zu enge Röhre gepreßt, die jetzt überall drückte.
Vorsichtig öffnete er die Augen.
Dunkelheit.
Im ersten Augenblick bekam er Angst, in irgendeiner Kiste oder sogar einem Sarg zu liegen, dann jedoch erkannte er, daß es doch nicht so dunkel war. Ein schwacher grauer Schein fiel in das Innere seines Gefängnisses, so daß Suko Umrisse und Konturen ausmachen konnte. Wenn er den Blick etwas hob, sah er nicht nur einen helleren Himmel, sondern auch eine steil neben ihm aufragende Rückenlehne. Das brachte ihn zurück in die Wirklichkeit, und er begann, sich auch an die vergangenen Dinge zu erinnern.
Suko war nach dem Anruf losgefahren, hatte den Rolls entdeckt, den Hünen mit dem Flammendolch und den glühenden Augen, hatte gegen ihn gekämpft und war danach bewußtlos geworden, wobei er zuvor eine schaurige Gestalt gesehen hatte.
In einem Wagen sitzend.
Und er befand sich ebenfalls in einem Fahrzeug. Sollte es das gleiche sein?
Das wollte Suko wissen und sich aufrichten.
Der Chinese erlebte die zweite Enttäuschung. Man hatte ihn gefesselt. Jetzt erst, als er sich darauf konzentrierte, merkte er, wie bewegungsunfähig er doch
Weitere Kostenlose Bücher