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0149 - Die Nacht der flammenden Augen

0149 - Die Nacht der flammenden Augen

Titel: 0149 - Die Nacht der flammenden Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schleimiges, hin- und herzuckendes Gebilde, das wie mit Fett eingerieben glänzte, Blasen warf, die zerplatzten und eine stinkende Flüssigkeit absonderten. In diese wie Teig wirkende Masse hatte jemand die Augen gesteckt.
    Sechs verteilten sich halbkreisförmig auf der Vorderseite des Schädels, und jedes Auge glühte wie ein Gruß aus der tiefsten Hölle. Sie waren in dauernder Bewegung, rotierten, wechselten ihren Platz, drückten sich einmal nach oben, dann zur Seite oder wieder nach unten. Nie kam ein Auge mit dem anderen in Berührung, als würden alle sechs von einem wahren Meister gelenkt werden.
    Das also war des Rätsels Lösung – oder?
    Vor dem Pfahl blieb Ogabe stehen. Und zwar so dicht, daß das Holz seinen Rücken berührte.
    Die sechs Augen blickten Suko an.
    Feuerrot stachen sie aus dem Grün des schleimigen Kopfes hervor. Widerlich anzusehen, wie die Masse sich bewegte, als wäre sie aus zahlreichen Würmern zusammengesetzt. Einen Mund oder eine Nase sah Suko überhaupt nicht, und er fragte sich, wie Ogabe mit ihm sprechen wollte.
    Kaum hatte er den Totempfahl berührt, als das Auge oben ebenfalls einen rötlichen Schein annahm und ihn auf Suko niederstrahlte. Der Chinese wurde darin gebadet und er glaubte, ein leichtes Kribbeln in seinen Adern zu spüren.
    Dann hörte er die Stimme. Aber nicht Ogabe sprach, sondern das Auge auf dem Totempfahl.
    Es war reine Hexerei.
    Wie konnte das Auge, daß vorhin so tot schien, überhaupt reden?
    Suko machte sich keinerlei Gedanken mehr darüber, er nahm es einfach hin.
    »Du bist der Eindringling«, diese Worte wurden ihm entgegengeschleudert. »Du hast die Ruhe der Toten gestört und damit auch mich, den großen Dämon Awamba.«
    »Ein Dämon?« fragte Suko und starrte in das Auge hinein, dessen Schichten verschieden waren. Einmal dunkelrot im Kern und hellrot an den Außenrändern.
    »Ja, man nennt mich auch das Auge des Dschungels. Meine Heimat ist der Urwald, dort habe ich gelebt, dort existierte mein Geist. Ich habe über die Tiere gewacht und auch über die Menschen. Man huldigte mir, man stimmte mich gnädig, in dem man mir Opfer brachte.«
    »Wer wurde geopfert?«
    »Menschen.«
    »Hast du ihnen die Augen genommen?« fragte Suko heiser.
    »Ja, denn durch ihr Licht allein konnte ich sehen. Ich brauchte die Augen, um zu existieren. Ihre Körper aber verdorrten unter der Hitze meines flammenden Blicks. Sie wurden zu Holz, ich saugte ihnen die Flüssigkeit heraus, und sie verkohlten. Aber sie lebten weiter. Als untote Diener geisterten sie durch den Dschungel. Und auch ihre Geister waren nicht tot. Sie vereinigte ich in den Augen, die ich losschicken konnte, damit sie alles beobachteten. Und sie haben viel gesehen. Sie sehen auch jetzt noch. Sie haben dich gesehen und einen blondhaarigen Mann mit einer schwarzhaarigen Frau zusammen. Dieser Mann hat es geschafft und die Körper getötet, aber er hat den Geist nicht vernichten können. Und das ist gut so, denn die Augen werden zu seinem Schicksal, das verspreche ich dir.«
    »Heißt der Mann John Sinclair?« Suko wollte auf Nummer sicher gehen.
    »So lautet sein Name.«
    »Dann weißt du, wo er sich befindet?«
    »Er wird beobachtet.«
    »Wo ist er?«
    »Willst du es selbst sehen?« fragte der Dämon.
    »Ja, zeige ihn mir.«
    Das Rot in den Augen wurde blasser. Es geschah nicht auf einmal, sondern intervallweise. Plötzlich war nur noch eine rosafarbene Fläche zu sehen, durch die das erste Weiß bereits schimmerte. Dann begann das Innere des Auges zu zittern, und plötzlich bildeten sich Umrisse und Konturen.
    Menschliche Konturen.
    Ein Mann und eine Frau.
    Sukos Augen wurden jetzt groß. Er kannte die beiden, die ihm da vorgeführt wurden.
    Es waren John Sinclair und Glenda Perkins!
    Der Chinese schüttelte den Kopf. Das konnte er einfach nicht begreifen, aber hatte nicht Ogabe durch das Auge erklären lassen, daß seine Diener die Feinde unter Beobachtung hielten?
    Es war nicht gelogen.
    Suko konzentrierte sich voll und ganz auf die Szene, die er geboten bekam. Sein eigenes Schicksal war in diesem Moment vergessen.
    Sinclair und Glenda befanden sich auf der Flucht. Suko sah sie über eine Straße rennen und in einem Hauseingang verschwinden.
    Sie versteckten sich jedoch nicht innerhalb des Hauses, sondern blieben im Eingang.
    Und John besaß eine Waffe – die Dämonenpeitsche. Suko erinnerte sich daran, daß er sie auf der Straße liegengelassen hatte, jetzt war sie John in die Finger gefallen, worüber

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