0149 - Die Nacht der flammenden Augen
ihn sich dann über die Schulter zu schleudern.
Dort blieb Suko erst einmal liegen. Seine Beine pendelten am Rücken des Negers, die Arme und der Kopf in Höhe der Brust.
Suko schaukelte, als der Kerl mit ihm die Treppe hinunterschritt.
Unten befand sich im rechten Winkel zur Treppe eine Tür. Bis zum Anschlag stand sie offen. Durch sie fiel auch der Lichtschein.
Gali und Suko betraten einen fast leeren Kellerraum, in dem es muffig stank. Nur an einer Wand lagen ein paar Bretter, die vor sich hinfaulten. Sie reichten fast bis an das schmale Fenster hinauf, das mit einer lichtdurchlässigen Eisenklappe gesichert war.
Gali mußte den Kopf einziehen, so niedrig war die Decke. Er dachte auch nicht mehr daran, Suko zu tragen, sondern bückte sich und ließ den gefesselten Chinesen von seiner Schulter rutschen.
Suko zog den Kopf ein und milderte seinen Fall somit ein wenig ab.
Gali lachte nur.
Gebückt ging er weiter auf eine dunkle Tür zu. Er zog sie einen Spalt auf, und sofort quollen grünliche Dämpfe durch die Öffnung.
Sie stanken erbärmlich, rochen nach Moder, Schwefel und fremdartigen Gewürzen, so daß Suko husten mußte.
Da es still war und der hünenhafte Neger auch nichts sagte, vernahm Suko die gutturale Stimme aus dem anderen Raum. Sie sagte etwas, das der Chinese nicht verstand, dafür aber Gali. Er drehte sich um, ging auf Suko zu, umfaßte wieder seine Achselhöhlen und schleifte ihn auf die spaltbreit geöffnete Tür zu.
Kurz davor blieb er stehen, winkelte sein rechtes Bein an, klemmte seinen Fuß in den Spalt und öffnete die Tür ganz.
Suko wurde in eine völlig andere und fremdartige Welt geschafft, in eine regelrechte Alptraumlandschaft. Er sah sich in den Fieberdschungel Afrikas versetzt.
In großen Trögen und Behältern wuchsen exotische Bäume und Gewächse. Fast bis zur Decke reichte das Schilf. Lianen und andere Pflanzen waren miteinander verflochten. Es herrschte ein feuchtwarmes Treibhausklima, und grünweißes Licht strahlte aus den Scheinwerfern an der Decke des Raumes.
Aus irgendwelchen Gefäßen strömte der grüne Qualm, dessen ätzender Geruch so sehr Sukos Atemwege malträtierte.
Der Chinese wurde weitergezogen. Es gab einen Weg, der von der Tür direkt zum Ziel führte.
Ziel?
Ja, ein Ziel war vorhanden.
Der Opferplatz!
Er befand sich inmitten des Dschungels und nahm eine kreisrunde Form ein.
In der Mitte stand ein dunkler Totempfahl, der weder bemalt noch beschnitzt war, aber einzigartig in seinem glatten, polierten Holz. Nur an der Spitze war er verändert.
Dort zeichneten sich die Umrisse eines Auges ab, das etwa fünfmal so groß war wie das eines Menschen.
Der Hüne ließ Suko los. Auf dem Boden blieb der Chinese liegen, umwallt von den grünlichen Rauchwolken. Er lag jedoch so, daß er den Totempfahl anschauen mußte.
Dieser Ogabe hatte von Awamba gesprochen. War der Totempfahl mit Awamba identisch?
Suko glaubte fest daran, daß er bald eine Antwort bekommen würde. Und zwar von Ogabe.
Noch sah er ihn nicht. Der Schwarze schien sich irgendwo verborgen zu halten. Da auch der Hüne nicht mehr zu sehen war, konnte Suko die Stille fast körperlich fühlen.
Eine Weile verging. Der Chinese hatte Zeit und Muße, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen.
Er hatte sich schon in schaurigeren Verliesen befunden. Dieses hier war zwar fremdartig, aber es flößte ihm keine direkte Furcht ein.
Und dann hörte er Schritte. Hinter sich.
Leider konnte Suko sich nicht drehen, weil er gefesselt war.
Gleichzeitig mit den Schritten klang der dumpfe Trommelwirbel auf.
Tam-Tam…
Zuerst war Suko zusammengezuckt, dann hatte er sich gefangen und wollte schauen, wie es nun weiterging.
Er kam.
Ogabe oder Awamba?
Suko wußte es nicht. Er merkte nur den Schatten, der plötzlich über ihn fiel, weiterwanderte, und im nächsten Augenblick stand Ogabe vor ihm.
Der Chinese hob den Blick.
Schon beim erstenmal hatte er sich erschrocken, und auch diesmal traf ihn der Schock, denn die Gestalt war so schrecklich anzusehen, daß Worte zur Beschreibung fast versagten…
***
Es mußte einfach Ogabe sein, denn die Körpergröße stimmte. Nur das Äußere hatte sich verändert. Ogabe war ein anderer geworden – ein Dämon. Er war Awamba!
Er trug jetzt ein nilgrünes Gewand, das aussah, als wäre es aus Schilf hergestellt worden. Bis zum Hals besaß er die normale menschliche Körperform. Was dann jedoch kam, war das reine Grauen.
Sein Kopf war nur noch ein grünliches,
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