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0149 - Wir jagten die Ratten

0149 - Wir jagten die Ratten

Titel: 0149 - Wir jagten die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Theodor Horschelt
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alten Vorgängen zu fragen…«
    »Sie sprechen von der Unterschlagung bei Coroner & Cie?«
    »Sehr richtig. Ich weiß nichts von der Sache, vermute aber aus gewissen Gründen, daß unter Umständen die damals spurlos verschwundene Miß Bloome an der Sache beteiligt gewesen sein kann.«
    Mrs. Sedgewick wischte sich verstohlen die Träne aus dem Augenwinkel, hate sich aber gleich darauf wieder in der Gewalt.
    »Schön, Mr. Cotton, ich will Ihnen die Situation schildern. Mein Mann war Hauptkassierer bei der Finanzierungsfirma. Es lag in der Art des Betriebes, daß er Tag für Tag enorme Summen bar in der Kasse hatte. Miß Bloome war Assistentin des Chefs — sie hatte Handelswissenschaft studiert und war sogar zum Doktor promoviert - und genoß sein Vertrauen. Damals kam der große Run auf die Kunden-Kredit-Institute. Die Leute verdienten gut und versuchten, ihren kriegsbedingten Nachholbedarf zu befriedigen. Also nahmen sie Finanzierungsmöglichkeiten in Anspruch. Mein Mann war ständig überlastet. Bei der Firma herrscht die Gepflogenheit, über den normalen Kassenbestand hinaus in einem versiegelten Umschlag 10 000 Dollar für eillige Fälle aufzubewahren. Der Umschlag wurde am Wochenende ins Banksafe gelegt und am Montag wieder geholt. An einem Samstagnachmittag mußte der eiserne Bestand angegriffen werden. Mein Mann öffnete im Beisein des Chefs den Umschlag — er enthielt Papierschnitzel. Mr. Coroner war damals auch mit den Nerven fertig. Er beschuldigte unverblümt den armen John, und mein Mann nahm sich das so zu Herzen, daß er in einem unbeobachteten Augenblick seine Dienstwaffe ergriff und sich erschoß. Man nahm das als Geständnis und verfolgte die Sache nicht weiter. Unser Barvermögen betrug damals rund zehntausend Dollar. Ich wollte der Firma den Schaden ersetzen, aber Coroner nahm das Geld nicht an, weil ihm inzwischen selbst Zweifel gekommen waren. Was mich betrifft, so habe ich meinen Mann in gutem Andenken. Er war gläubiger Christ, wie ich es auch bin, und wir führten eine glückliche Ehe und besaßen alles, was wir brauchten! — Nein, Mr. Cotton, mein Mann hat nie und inmmer das Geld genommen.«
    »Meinen Sie, Miß Bloome könne die Diebin gewesen sein?«
    »So weit möchte ich nicht gehen. Ich glaube nicht, daß man jetzt, nach zehn Jahren, die alten Vorgänge rekonstruieren kann.«
    »Kannten Sie Miß Bloome persönlich?« fragte ich.
    »Nur sehr flüchtig. Sie war ein sehr schönes, blondes Mädchen…«
    Schade. Ich hatte eigentlich eine andere Antwort erwartet!
    ***
    Ich rief noch einmal im Distriktsbüro an und bat, festzustellen, wo Manuela Bloome promoviert hatte und wann sie genau geboren war.
    Dann fuhr ich mit dem nächsten Greyhound-Bus nach Cobham zurück.
    In der Diele traf ich auf Corry. Er sagte etwas von einem feinen Chauffeur, der die Radmuttern nie nachziehe und dadurch den Verlust des Wagens verursacht habe, wurde aber durch Mrs. Drobbs Auftauchen gestört. Sie schickte Corry mit den ersten heftigen Worten, die ich aus ihrem Munde hörte, zum Teufel und nahm mich mit auf ihr Zimmer, um sich Bericht erstatten zu lassen.
    Ich teilte ihr die spärlichen Tatsachen mit und hatte dabei Zeit, sie zu beobachten.
    Muriel Drobb wirkte immer noch schön und gepflegt, aber sie schien in den wenigen seit Danas Entführung vergangenen Tagen um Jahre gealtert.
    »Hören Sie, Jerry, hinter der ganzen Sache steckt doch mehr«, meinte sie, als ich geendet hatte. »Sagen Sie mir eines ehrlich: sind Sie wirklich Chauffeur?« Ich wand mich voller Verlegenheit, konnte aber einfach nicht länger die gütige und zu Tode betrübte junge Frau belügen.
    Ich zeigte ihr meinen Ausweis und sagte langsam: »Der Unfall war kein Unfall, sondern ein Sabotageakt, Mrs. Drobb.«
    »Und Sie meinem er sei direkt gegen Sie gerichtet gewesen?«
    »Natürlich. Nachdem der Anführer der ›Ratten‹ meine Identität kannte…«
    »Moment mal, was hatten Sie denn mit den ›Ratten‹ zu tun?«
    Ich erzählte ihr die Geschichte, und sie sagte: »Wie, das alles haben Sie getan, um den Kidnappern mein Kind zu entreißen?«
    »Sicher! Dafür werde ich vom Staat bezahlt.«
    »Warum sind Sie denn noch bei uns als Chauffeur? Wenn ich richtig verstanden habe, ist der geheimnisvolle Oberboß der Bande doch über Ihre wahre Identität informiert. Dann spielen Sie ja hier die Rolle eines Köders.«
    »Sehr richtig: die Rolle eines Köders, an dem der Hal anbeißen soll.«
    Sie schüttelte den Kopf und murmelte nachdenklich:

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