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015 - Die Augen des Dr. Schock

015 - Die Augen des Dr. Schock

Titel: 015 - Die Augen des Dr. Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Verständnis für diesen Wunsch. Zum Arbeiten war Sally heute nicht mehr zu gebrauchen. Kein Freier hätte jetzt mit ihr eine Freude gehabt. Es hätte Ärger geben können. Ein Kunde, der sich betrogen fühlte, konnte viel Stunk machen.
    Um solchen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, nickte der Zuhälter.
    »Okay, Sally. Du wirst morgen doppelt so fleißig sein, damit ich meine Spielschulden bezahlen kann.« Er redete kurz mit dem Mann, dem er das Geld schuldete. Im Anbetracht der außergewöhnlichen Ereignisse hatte dieser ein Einsehen und bestand nicht darauf, daß Dobie sofort bezahlte.
    »Kann ich noch einen Drink haben?« fragte Sally.
    »Nein«, antwortete Sig. »Jedenfalls nicht hier. Zu Hause kannst du meinetwegen eine ganze Pulle leermachen.«
    »Bringst du mich?«
    »Wenn du möchtest.«
    »Ich habe Angst, allein heimzugehen.«
    Dobie meinte überzeugt: »Der Kerl ist längst über alle Berge. Vor dem brauchst du dich nicht mehr zu fürchten, Baby. Den siehst du nicht wieder.«
    Der Zuhälter grüßte in die Runde, nahm Sally Bingo um die Mitte und verließ mit ihr die Bar.
    »Ich hätte ihm die Zähne eingeschlagen, wenn ich ihn erwischt hätte«, knurrte er draußen.
    Sally zweifelte an seinen Worten. »Er hätte dich fertiggemacht, Sig.«
    »Ich hätte ihn mit meinem Messer kirre gemacht.«
    »Er war ja schon kirre.«
    »Verdammt, steig endlich von deiner fixen Idee herunter. Es gibt keine lebenden Toten. Die existieren bloß im Kino und in Gruselromanen. Der Bursche war nichts weiter als ein Verrückter, dem es gelang, aus der psychiatrischen Abteilung des Hospitals zu fliehen.«
    »Seine Hände waren eiskalt, Sig.«
    Der Zuhälter grinste. »Kein Wunder, er rannte ja nur im Hemd durch die Gegend.«
    »Wir haben Sommer.«
    Sig Dobie winkte ab. »Wenn du dir morgen die Zeitung kaufst, wirst du lesen, daß sie den Wahnsinnigen schon wieder eingefangen haben. Und den Leuten im Krankenhaus wird man gehörig Feuer unterm Hintern machen, damit so etwas nicht noch mal passiert.«
    Während sie die Straße entlanggingen, drehte sich Sally Bingo immer wieder um. Sie wurde ihre Angst nicht los. Sie befürchtete, von dem Unheimlichen im weißen Totenhemd verfolgt zu werden. Sig Dobie amüsierte die Angst des Mädchens. Er war davon überzeugt, daß sie völlig unbegründet war, aber er irrte sich.
    Der Horror war für Sally Bingo noch nicht zu Ende…
    ***
    Ich hatte das Gefühl, ein Eissplitter würde mir ins Herz fahren. Harry Dean, der Detektiv, der uns helfen wollte, hing am Galgen! Er hatte seine Hilfsbereitschaft mit dem Leben bezahlt. Aber wieso war das möglich? Der Henker von London sah zwar lebensecht aus, aber er lebte doch nicht wirklich! Und Esram Bannon, dem diese grausame Tat zuzutrauen war, befand sich nicht im Raum. Oder etwa doch?
    War er in der Lage, sich unsichtbar zu machen?
    Ich versuchte mich auf den gefährlichen Gegner zu konzentrieren.
    Auch Mr. Silver bemühte sich, eine Wahrnehmung aufzufangen, aber wir hatten damit beide kein Glück.
    Ich schob grimmig den Revolver in die Schulterhalfter und holte mein Springmesser aus der Hosentasche. Ein Druck auf den Knopf, die Klinge schnellte aus dem Griff.
    »Ich kann ihn da nicht hängen sehen«, sagte ich heiser.
    »Hilf mir, ihn abzunehmen, Silver.«
    Ich machte mir Vorwürfe, weil ich Harry Deans Angebot, uns zu helfen, angenommen hatte. Ich hätte wissen müssen, daß dies kein Fall für ihn war, hätte ihn höflich, aber bestimmt nach Hause schicken sollen.
    Verdammt, wenn ich das getan hätte, wäre er jetzt noch am Leben gewesen. Schuldbeladen kletterte ich auf das Holzgerüst, das eine schlimme Erinnerung in mir wachrief.
    Mir fiel der Geisterhenker ein, gegen den ich in Deutschland, in Hannover, gekämpft hatte. Auch er hatte sein schreckliches Handwerk auf einem ähnlichen Holzgerüst verrichtet.
    Mr. Silver schlang seine Arme um Harry Dean, um ihn hochzuheben, während ich die scharfe Messerklinge an den Strick setzte.
    Plötzlich ließ der Ex-Dämon den Detektiv los. »Tony!« rief er erschrocken.
    »Was ist?« fragte ich verwirrt. »Was hast du denn?«
    Dean, den Mr. Silver ein Stück angehoben hatte, war wieder nach unten gesackt, und der Strick, der soeben locker gewesen war, spannte sich wieder surrend.
    »Tony, das ist nicht unser Harry Dean«, keuchte Mr. Silver.
    »Wieso nicht? Er muß es sein!«
    »Nein, Tony, das hier ist… eine Wachsfigur!«
    ***
    Sally Bingo betrat das Haus, in dem sie wohnte. Sie machte Licht im

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