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015 - Die Augen des Dr. Schock

015 - Die Augen des Dr. Schock

Titel: 015 - Die Augen des Dr. Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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vor, als würde mich der Henker von London deshalb erbost anstarren.
    Mr. Silver legte die Wachsfigur auf den Boden. »Der Raum hat kein einziges Fenster«, stellte er fest. »Nicht mal ein winziges Schlupfloch führt nach draußen. Es gibt nur diese eine Tür, durch die wir hereingekommen sind…«
    »Ich weiß, was du sagen möchtest«, fiel ich meinem Freund und Kampfgefährten ins Wort. »Wo befindet sich Esram Bannon? Und wo ist der echte Harry Dean?«
    Der Ex-Dämon nickte und richtete seine perlmuttfarbenen Augen fragend auf mich. »Hast du darauf eine Antwort?«
    »Hast du eine?«
    »Es ist eine Unart, auf eine Frage mit einer Gegenfrage zu antworten«, bemerkte Mr. Silver ärgerlich.
    »Na schön: Ich stehe vor einem Rätsel«, gestand ich.
    »Esram Bannon hält uns ganz schön zum Narren.«
    Der Hüne ballte die Hände zu Fäusten. Wie schwere Schmiedehämmer sahen sie aus. Es war noch nicht lange her, da konnte er sie zu purem Silber erstarren lassen, und ein Schlag damit hatte verheerende Folgen für seine Gegner. Aber das gehörte der Vergangenheit an. Seine einzige Hoffnung war der Tunnel der Kraft. Aber den hatten wir noch lange nicht gefunden. Daryl Crenna alias Pakka-dee hatte uns nicht gesagt, wie wir zu diesem Tunnel gelangen konnten. Ich nahm an, daß er es nicht wußte.
    »Wenn ich Bannon in die Finger kriege, kann er was erleben!« knirschte Mr. Silver.
    »Das hört sich verdammt gut an«, sagte ich. »Aber vergiß nicht, daß du nicht mehr der alte bist, und in Bannon steckt die gefährliche Kraft des Höllenkristalls.«
    »Das schreckt mich nicht ab.«
    »Eine Kostprobe seines Könnens hat er uns bereits geliefert«, sagte ich und wies auf die Wachsfigur.
    »Letzten Endes wird er doch zur Hölle fahren!« sagte Mr. Silver überzeugt.
    In diesem Augenblick zog Bannon sein nächstes teuflisches Register und stellte damit unter Beweis, daß ihm wirklich kaum etwas unmöglich war: Die Wachsfigur begann zu leben!
    ***
    »Bring mir einen Scotch, Baby«, verlangte Sig Dobie und fläzte sich in einen Sessel. Die Hausbar stand nur zwei Meter von ihm entfernt. Er hätte sich selbst bedienen können, aber er wollte, daß es Sally Bingo tat. Sie sollte nur etwas für ihn tun, damit sie sah, welcher Rang ihr zukam, und sie sollte froh sein, daß er ihr erlaubte, ihn zu bedienen.
    Sie goß ein.
    Es war ihm zuwenig. »Mehr«, verlangte er.
    Sie goß das Glas halb voll.
    »Das reicht«, sagte er. »Nimm dir auch was, damit du auf Touren kommst.«
    Sie goß sich ebensoviel ein. Aber nicht aus dem von ihm genannten Grund, sondern um ihre Angst im Alkohol zu ertränken. Sally brachte ihm sein Glas. Er wollte, daß sie sich auf seine Knie setzte. Sie ließ sich darauf nieder.
    Er lachte. »Meine Fresse, hat der Typ dich aus der Fassung gebracht. Du bist ja nicht mehr wiederzuerkennen.«
    »Ich kann dir nicht beschreiben, wie scheußlich das Gefühl war, als er seine kalten Hände um meinen Hals legte, Sig«, entgegnete Sally heiser. »Ich dachte, meine letzte Stunde hätte geschlagen.«
    »Dazu kommt es noch lange nicht. Wir beide werden noch eine Menge Geld verdienen. Du bist noch jung, du siehst toll aus. Das Geschäft wird noch viele Jahre blühen.«
    »Denkst du auch an später, Sig?«
    »Klar, Baby. Klar.«
    »Was wirst du tun, wenn ich ein Alter erreicht habe, wo mich keiner mehr haben möchte?«
    Er hob die Schultern.
    »Du wirst mich zum Teufel jagen und dir ein junges Mädchen suchen, das für dich weiter anschafft.«
    Er tätschelte ihre Wange. »Mach dir darüber heute keine Gedanken, Baby. Siggie läßt dich bestimmt nicht im Stich. Siggie ist ein dankbarer Typ, ehrlich. Ich würde es nicht übers Herz bringen, dich zum Teufel zu jagen. Vielleicht werde ich dich eines Tages heiraten. Warum nicht? Alles ist möglich. Kann sein, daß dann eine andere Puppe an deiner Stelle für mich auf den Strich geht, aber davon hättest du dann ja auch einen Nutzen. Ich schlage vor, wir denken jetzt nicht mehr an später. Konzentrieren wir uns auf das Jetzt, auf diese Nacht, Baby. Trink aus, und dann sei ein bißchen nett zu mir.«
    Sie leerte ihr Glas auf einen Zug, aber die Angst blieb.
    Ihr sechster Sinn sagte ihr, daß das Grauen beängstigend nahe war…
    ***
    Ich traute meinen Augen nicht. Die Wachsfigur lebte plötzlich. Und wie die lebte!
    Sie sprang auf. Ihre Bewegungen waren marionettenhaft.
    Der abgeschnittene Hanfstrick hing von ihrem Hals herunter. Mit seltsam leblosen Augen starrte mich Harry Dean

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