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015 - Die Heiler

015 - Die Heiler

Titel: 015 - Die Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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der Reling hoch, bis sie hinüber sehen konnte.
    Das Meer lag ruhig und einsam vor ihr. Kein anderes Boot war zu sehen. Nur einige Holzstücke trieben auf den Wellen. Sie war allein.
    Nein, dachte eine Stimme in ihr, so ist es nicht gewesen. Vater ist bei diesem Sturm nicht gestorben. Es war doch ganz anders…
    Aber der Traum ließ sie nicht los. Und die Barbaren kamen nicht.
    ***
    Matt sah, wie die Lupas auf ihn zu flogen. Etwas schoss dicht an seinem Kopf vorbei und bohrte sich in die Stirn eines Tiers. Es ging zu Boden.
    Ein zweiter Lupa fiel, dann ein dritter. Die anderen Wölfe wichen unsicher zurück, suchten vergeblich nach den neuen Gegnern. Als das vierte Tier jaulend zusammenbrach, wandten sich die anderen ab und verschwanden lautlos im dichten Unterholz.
    Matt atmete auf. Der Wald war anscheinend doch nicht so einsam, wie er gedacht hatte.
    Er drehte den Kopf, als es neben ihm raschelte, und sah, wie vier bärtige Männer zwischen den Bäumen hervor traten. Sie waren am ganzen Körper mit roter, blauer und weißer Farbe bemalt und völlig nackt. Jeder von ihnen hielt eine primitive Armbrust in der Hand und trug einen Lederriemen über der Schulter, in dem einige zugespitzte Holzstücke steckten. Damit hatten sie die Lupas erledigt.
    Matt räusperte sich und sagte den traditionellen Gruß der Wanderenden Völker auf. »Eja tweeno wa feesa.« Ich komme in Frieden.
    Einer der Männer, die aus Matts liegender Perspektive riesenhaft wirkten, nickte.
    »Das ist gut«, entgegnete er in der gleichen Sprache. »Kämst du in Unfrieden, wärst du jetzt in einer dummen Lage.«
    Matthew zweifelte für einen Moment an seinen Sprachkenntnissen, doch dann grinsten die Männer und kamen näher heran.
    Der glaube ich nicht, dachte Matt. Ich liege hier unter einem hundert Kilo schweren Wolfskadaver und lasse mich von einem nackten Barbaren verarschen. Irgendwas läuft falsch in meinem Leben…
    Das Gewicht des Lupas verschwand von seiner Brust, als einer der Männer den Kadaver beinahe mühelos zur Seite warf. Dankbar kam Matt auf die Beine und erkannte, dass die vier Männer ihn um fast einen Kopf überragten. Jeder von ihnen war weit über zwei Meter groß und ungeheuer muskulös. Wäre Matt noch in seiner eigenen Zeit gewesen, hätte er auf einen großzügigen Einsatz von Steroiden getippt.
    »Mein Name ist Maddrax«, stellte er sich mit dem Namen vor, den ihm Aruula gegeben hatte.
    »Ich danke euch für eure Hilfe.«
    »Ich bin Urk«, sagte der Mann, der ihn auch eben angesprochen hatte. Die anderen schwiegen.
    Matt ließ sie stehen und ging zum Frekkeuscher. Jetzt, wo der Höflichkeit genüge getan war, konnte er sich endlich um Aruula kümmern.
    Besorgt zog er das zerkratzte Fell von seiner Gefährtin. Die Krallen des Lupas hatten sie nicht erreicht. Unverletzt und immer noch bewusstlos hing sie auf dem Rücken der Riesenheuschrecke.
    Matt nahm den Wasserschlauch aus der Satteltasche und benetzte ihr die aufgesprungenen Lippen. Aruulas Augenlider flatterten kurz, öffneten sich aber nicht.
    »Was ist mit ihr?«, fragte Urk, der neben ihn getreten war, ohne dass Matt es bemerkt hatte.
    »Sie nennt es den späten Tod«, antwortete Matt leise. »Eine Wunde hat sich entzündet und vergiftet ihren Körper.«
    Urk grunzte mitfühlend. »Dein Weib wird sterben, wenn niemand sie von dem bösen Geist befreit, der sie heimsucht.«
    Matt schluckte. Er hatte den Gedanken an Aruulas Tod bis jetzt erfolgreich verdrängt. Obwohl ihm unterbewusst klar war, dass diese Infektion mit dem Tod endete, schockierte es ihn, diese Tatsache so locker ausgesprochen zu hören.
    »Ja«, entgegnete er mit belegter Stimme.
    »Deshalb muss ich Hilfe finden.«
    Sorgsam hüllte er Aruula wieder in das Fell. Urk beobachtete ihn nachdenklich und kratzte sich durch seinen roten Vollbart am Hals.
    »Es gibt einen Ort«, sagte er dann, »an dem mächtige Heiler leben. Er ist weniger als einen Tagesmarsch entfernt, aber Fremde werden dort nicht aufgenommen.«
    Matt fühlte, wie neue Hoffnung in ihm aufstieg. »Sie werden uns aufnehmen, ob sie wollen oder nicht. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Urk schüttelte den Kopf und deutete auf die Tasche, in der Matt seine Pistole verstaut hatte.
    »Das ist eine gute Waffe, aber sie wird dir nichts nützen. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Er winkte die anderen Männer mit einer knappen Geste zu sich. Sie hoben einen der Kadaver auf und stellten sich vor ihren Anführer. Urk packte die Schnauze des Lupas und

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