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015 - Die Heiler

015 - Die Heiler

Titel: 015 - Die Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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zurück.
    »Gehören Sie nicht zu den Ärzten?«, rief der Mann von unten.
    Jon schlug die Luke zu.
    François schüttelte den Kopf. »Du kannst dich nicht so verhalten, Jon. Wir haben eine moralische Verpflichtung zu helfen. Wenn du…«
    »Wir haben Fleisch!« Die Stimme des Vermummten drang nur noch dumpf zu den beiden Männern hinauf.
    Jon riss die Luke wieder auf. »Was hast du gesagt?«
    »Wir können Sie bezahlen, wenn Sie das möchten. Wir haben Fleisch und Gemüsekonserven, auch etwas Holz.«
    Der Chirurg sah François triumphierend an.
    »Verstehst du mich jetzt? Wenn du nett zu dem Pack bist, bekommst du gar nichts. Behandle sie, wie sie es verdienen, und du kriegst alles was sie haben.« Nach unten rief er: »Wir lassen den Korb runter! Leg die Bezahlung hinein! Dann helfen wir deiner Frau!«
    ***
    Zwei Stunden später ließ Jon die versorgte Frau wieder im Korblift herunter. »Vielen Dank!«, rief er ihr hinterher. »Und empfehlen Sie uns ruhig weiter.«
    Lachend schloss er die Luke und wandte sich den anderen zu, die ihn wie einen Helden gefeiert hatten, als sie die Neuigkeiten erfuhren.
    »Wir sind im Geschäft, verehrte Kollegen. Frohes neues Jahr.«
    Er umarmte sie nacheinander. Nur vor François blieb er stehen. »Kannst du zugeben, dass ich Recht hatte?«
    Der Internist neigte den Kopf. »Ich kann zugeben, dass ein Zufall dir Recht gab.«
    Jons Gesicht verdunkelte sich für einen Moment. Dann lächelte er und schlug François freundschaftlich auf die Schulter. »Wir werden uns schon noch einig«, sagte er.
    Zwei Tage später lag François tot im Schnee. Niemand erfuhr je, wie er dorthin gekommen war…
    ***
    Der Eindruck, den er von der Anhöhe gewonnen hatte, war richtig gewesen. Das Dorf war wohlhabend.
    Matt sah Frauen, die an großen offenen Kochstellen Fleisch und Wurzeln zubereiteten. Alte Männer saßen in der Sonne und gerbten Leder, während Kinder sorglos zwischen den Erwachsenen spielten.
    Nach dem Gespräch mit den wartenden Kranken konnte er sich denken, woher der Wohlstand stammte.
    Matt warf einen Blick auf das Atomium und entdeckte, dass sich eine kleine Menschenmenge davor gebildet hatte.
    Neugierig lenkte er den Frekkeuscher dorthin. Einige Leute sahen ihn kurz an, reagierten aber nicht weiter auf seine Anwesenheit.
    Matt sah, dass ein Seil von der niedrigsten Kugel bis zum Boden herab hing. Daran war ein Korb befestigt, den ein kräftiger älterer Mann mit Nahrungsmitteln füllte. Als der Korb voll war, trat er zurück. Zu seinen Füßen befand sich eine primitive Tragbahre, auf der ein jüngerer Mann lag, dessen Gesicht fiebrig glänzte. Matt bemerkte die starke Ähnlichkeit zwischen den beiden. Sie schienen eng miteinander verwandt zu sein.
    Nach einem Moment wurde der Korb nach oben gezogen. Matt kniff die Augen zusammen, konnte aber nicht sehen, wer die Nahrung entgegen nahm.
    Ein zweites Seil fiel zu Boden. Der ältere Mann trat vor und knotete es an der Trage fest, die unmittelbar darauf den Weg nach oben antrat. Für Matt war es beinahe ein Wunder, dass der Kranke nicht von der schwankenden Konstruktion aus Fell und Holz herab fiel.
    Die Tragbahre verschwand im Inneren der Kugel. Der ältere Mann entspannte sich sichtlich und winkte einen Soldaten zu sich, der etwas abseits stand und einen Holzschemel in der Hand hielt.
    Der Uniformierte stellte mit einer Verbeugung den Schemel ab und wartete, bis der ältere Mann sich gesetzt hatte. Dann flüsterte er ihm etwas ins Ohr.
    Der Ältere nickte und entgegnete ein paar Sätze, worauf der Soldat den Arm ausstreckte und mit dem Finger genau auf Matt zeigte.
    Ist das jetzt gut oder schlecht?, fragte sich der Amerikaner. Vorsichtshalber blieb er fluchtbereit auf dem Frekkeuscher sitzen.
    Der Soldat richtete sich auf.
    »Fremder!«, rief er über die anderen Menschen hinweg. »Majistee Tschak der Dritte, Herrscher von Bryssels und Gebieter über das Volk der Beljeq bittet dich um ein Gespräch!« Mit Beljeq waren wohl die Belgier gemeint, während Bryssels stark an Brüssel erinnerte. Anscheinend trug die Ansammlung von Hütten jetzt diesen Namen.
    Der Tonfall des Soldaten klang nicht gerade bedrohlich, entschied Matt. Er sprang von dem Frekkeuscher und hob Aruula aus dem Sattel.
    Die Menge machte ihm respektvoll Platz, als er mit ihr in den Armen auf den einfach gekleideten älteren Mann zuging, dessen Titel so königlich klang. Ein weiterer Soldat erschien mit einem Schemel und bedeutete Matt mit einer Geste, sich zu setzen.
    Zwei

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