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015 - Die Heiler

015 - Die Heiler

Titel: 015 - Die Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Frauen lösten sich aus der Menge, als Matt Aruula sanft zu Boden gleiten ließ.
    Misstrauisch wollte er sie davon abhalten, sich seiner Gefährtin zu nähern, aber dann bemerkte er, dass sie feuchte Tücher in der Hand hielten. Damit hatten sie wohl dem jungen Mann geholfen und wollten jetzt auch Aruula versorgen. Matt nickte ihnen dankbar zu und ließ sie gewähren.
    Majistee Tschak III. sah ihn an. »Hast du gegessen und getrunken, Freund?«, fragte er nach einem Moment.
    Die Art, wie er die Frage stellte, machte Matt klar, dass sie nicht mehr als eine Grußfloskel war, die in dieser Gegend wohl anstelle der üblichen Friedensbekundungen verwendet wurde. Er wusste nicht, wie man richtig darauf antwortete, also überging er die Frage einfach.
    »Mein Name ist Maddrax«, stellte er sich stattdessen vor. »Ich bin weit gereist, um meine Gefährtin Aruula zu den Heilern zu bringen. Sie ist sehr krank.« Tschak nickte. »Ihr wird geholfen werden.« Sein Blick glitt hinauf zu den Kugeln. »Mein Sohn Ruut ist gerade dort oben«, sagte er dann. »Ein böser Geist hat seinen Körper besessen und lässt ihn glühen. Wenn er geheilt ist, bitten wir die Herren der Himmelskugeln um Hilfe für deine Gefährtin.«
    Er schien keinen Zweifel daran zu haben, dass die Heiler seinen Sohn retten würden. In einer Zeit, wo die meisten schweren Erkrankungen mit dem Tod endeten und selbst die Schamanen eine Trefferquote von weit unter fünfzig Prozent hatten, sagte dieses Vertrauen sehr viel über die Fähigkeiten der Heiler aus.
    Und es weckte in Matt den Verdacht, einem Geheimnis auf die Spur gekommen zu sein.
    »Erzähl mir von ihnen«, bat er neugierig. Tschak hob die Schultern. »Es gibt nicht viel zu erzählen. Wir geben den Heilern Nahrung, Stoffe, Werkzeuge und Holz. Als Gegenleistung helfen sie den Kranken. Sonst wissen wir nichts über sie. Niemand weiß, weshalb sie dort oben sind oder wie sie aussehen. Wenn du die alten Weiber nach ihnen fragst, werden sie dir eine Menge Geschichten erzählen. Sie sagen, dass die Heiler ihr Wissen von den Göttern stahlen und zur Strafe so schrecklich entstellt wurden, dass ihr Anblick einen Menschen töten würde. Manche behaupten auch, die Kugeln würden den Himmel davon abhalten, auf uns zu stürzen oder dass die Heiler verstoßene Götter sind, die zur Buße Menschen helfen müssen. Aber die Wahrheit ist, dass niemand wirklich etwas weiß und all diese Geschichten Unsinn sind…« Er zögerte. »Außer die mit dem Himmel vielleicht«, ergänzte er dann.
    »Aber müssten die Kranken nicht wissen, wie die Heiler aussehen?«, hakte Matt nach.
    »Nein, denn sie kommen in einem dunklen Raum an und schlafen sofort ein. Manche haben am nächsten Tag hier einen blauen Fleck.« Er zeigte auf seine Armbeuge. »Andere haben nichts außer einem kleinen roten Punkt.«
    Spritzen, dachte Matt überrascht. Die Heiler betäuben die Kranken mit Injektionen! Sie müssten technisch wesentlich weiter entwickelt sein als die Menschen in diesem Dorf.
    Matt fielen die Technos ein, die er in London zu finden hoffte, aber er wies den Gedanken gleich wieder von sich. Das Immunsystem der hochentwickelten Bunkermenschen war so schwach, dass sie schon der Aufenthalt in normaler Luft tötete. Sie hätten sich nie mit Kranken umgeben. Also musste es eine andere Erklärung für dieses Rätsel geben.
    Matt sah hinauf zu den schmutzigbraunen Kugeln und fragte sich, welches Geheimnis sich dahinter verbarg.
    Tschak räusperte sich vernehmlich. »Wie kommt es, dass Urk dich unter seinen Schutz gestellt hat, Maddrax?«
    Hat er das?, wollte Matt entgegnen, bremste sich aber. Er vermutete, dass er den freundlichen Empfang nur der Tatsache zu verdanken hatte, dass die Bewohner von Bryssels glaubten, er habe etwas mit Urk zu tun. Diesen Glauben wollte er erhalten, also sagte er ausweichend: »Wir haben zusammen gekämpft.«
    Das schien die richtige Antwort zu sein, denn Tschak hob beeindruckt die Augenbrauen. »Du musst ein mächtiger Krieger sein, wenn du an Urks Seite kämpfen durftest. Ich fühle mich geehrt, dich als Gast in meiner Stadt zu wissen.«
    Matt neigte nichtssagend den Kopf und überließ Tschak die Interpretation dieser Geste. Er wollte es nicht übertreiben. Außerdem ließ ihn etwas am Tonfall des Königs aufhorchen. Es war nicht nur Bewunderung, die aus seinen Worten klang, sondern auch…
    Lautes Rufen riss ihn aus seinen Gedanken. Die Menge deutete hinauf zu den Kugeln.
    Dort war die Tragbahre wieder

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