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015 - Die Heiler

015 - Die Heiler

Titel: 015 - Die Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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raus hier!
    Endlich kam das Ende der Kugel in Sicht und die Rolltreppe, die weiter nach oben führte.
    Mit brennenden Augen lief Matt darauf zu, stolperte die ersten Stufen hinauf. Er blieb erst stehen, als er Lichtschein aus einer weiteren Kugel gewahrte.
    Seine Knie zitterten, als er sich auf eine Stufe setzte, einen tiefen Atemzug der abgestandenen Luft nahm und sich übergab.
    Der Schwindel ließ nach. Er fühlte sich etwas besser.
    Matt stand auf und ging dem flackernden Lichtschein entgegen. Irgendwo sangen Menschen.
    Er erreichte das Ende der Treppe und fand sich in einem schmalen Gang wieder, der von Pechfackeln erhellt war. Der Gesang wurde lauter.
    Vorsichtshalber steckte Matt die Taschenlampe ein und zog die Beretta hervor. Vor ihm weitete sich der Gang zu einer Halle.
    In ihr brannten Kerzen und Fackeln, deren Licht die Schatten der Menschen ins Riesenhafte verzerrte und an den Wänden tanzen ließ.
    Matt pirschte vorsichtig näher heran. Er schätzte, dass sich mindestens zehn Heiler in dem großen Raum befanden, vielleicht auch mehr. Der schmale Gang, in dem er stand, ließ keine genauere Schätzung zu, da Matt nur einen Teil der Wand sehen konnte. Sie schien mit Lageplänen bedeckt zu sein.
    Der Gesang brach ab. Eine einzelne Stimme begann Sätze vorzutragen, die von den anderen gemeinsam kommentiert wurden. Matt fühlte sich an einen Gottesdienst erinnert.
    Oder an eine Satansmesse, fügte eine zynische innere Stimme hinzu.
    Vorsichtig tastete er sich weiter voran, bis er in den gewölbten Saal blicken konnte.
    Zehn kahl rasierte Heiler, die nichts außer langen hellen Kitteln trugen, wandten ihm die Rücken zu. Sie knieten mit geneigten Köpfen auf dem Boden. Jeder von ihnen hielt ein Skalpell in der ausgestreckten rechten Hand.
    Am Kopfende des Saals stand ein weiterer Heiler, der mit lauter Stimme fremdartige, lateinisch klingende Worte aufsagte. Seine Augen waren geschlossen und sein Körper neigte sich vor und zurück, als sei er in Trance.
    Neben ihm stand ein steinernes Podest, auf dem ein Buch hinter Glas lag. Matt konnte den Umschlag nicht erkennen, tippte aber auf ein medizinisches Werk. Das konnte genau die Hilfe sein, die er brauchte!
    Matt entdeckte eine Tür, ungefähr fünf Meter von ihm entfernt. Mit etwas Glück konnte er sich dahinter verbergen, bis das Ritual beendet war und die Heiler den Raum verließen.
    Er wagte kaum zu atmen, während er an den Betenden vorbei schlich. Wenn nur einer von ihnen aufsah, bekam er ernsthafte Probleme.
    Matt erreichte die Tür und wandte sich ihr zu. Er steckte die Pistole ein und griff nach der Klinke. Zentimeterweise drückte er sie nach unten und hoffte, dass die Tür nicht knarrte, wenn er sie aufzog.
    Plötzlich brach der Singsang des Heilers ab. Stille senkte sich über den Raum.
    Matt schluckte und drehte sich langsam um. Elf Augenpaare starrten ihn an.
    Der Vorbeter der Heiler streckte ihm den ausgestreckten Zeigefinger entgegen.
    »Epidemie!«, schrie er.
    Shit, dachte Matt. Er riss die Tür auf und rannte los - direkt in den Schlag hinein.
    Verschwommen sah er noch einen hellen Kittel und ein weißes Gesicht, dann knickten seine Beine ein…
    ***
    Aruula träumte.
    Sie stand hinter ihrer jüngsten Tochter und kämmte deren langes dunkles Haar, so wie ihre Mutter es einst bei ihr getan hatte.
    Ayra blickte auf. Ihre Hände glitten nervös über das Kleid, das neben ihr auf einem Stuhl lag. Es war ihr Hochzeitskleid, das Rogad von einem Händler aus Kobenhachen erworben hatte. Ayra würde es am morgigen Tag tragen.
    »Mutter«, sagte sie leise, »woher hast du gewusst, dass Vater der richtige Mann für dich ist?«
    Aruula lächelte und erinnerte sich an den Tag vor mehr als dreißig Wintern zurück, als sie die gleiche Frage geplagt hatte.
    »Ich habe es nicht gewusst«, entgegnete sie ehrlich. Und manchmal, so viel gestand sie sich ein, wusste sie immer noch nicht, ob Rogad, mit dem sie immerhin sechs noch lebende Kinder hatte, der Richtige war. Dann dachte sie an die Stimme des Mannes, den sie als junges Mädchen in weiter Ferne gespürt hatte.
    »Maddrax«, seufzte Aruula, während die Frauen weiter ihre Stirn kühlten.
    »Aber«, fuhr sie fröhlicher fort, »meine Mutter wusste es.«
    Ayra neigte den Kopf. »Und was sagst du als meine Mutter?« Die Frage sollte scherzhaft klingen, aber Aruula hörte die Zweifel, die ihre Tochter an der Heirat hatte.
    Sie legte Ayra die Hände auf die Schultern.
    »Als deine Mutter«, antwortete sie

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