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015 - Zombie-Wahn

015 - Zombie-Wahn

Titel: 015 - Zombie-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Alte.
    »Was bereits passiert ist, braucht
nicht nochmal vorzukommen. Vielen Dank für die Auskunft, Edith … Ich muß morgen
früh schon wieder fort sein von hier. Ich habe keine Zeit, auf besseres Wetter
zu warten … Aber Großvaters Grab wollte ich doch gesehen haben, nach neunzehn
Jahren müßte es noch da sein …«
    »Ja, es ist sicher noch da … es
liegt etwa in der Mitte des Friedhofes, wo die mächtigen alten Weiden stehen,
unweit der halbzerfallenen Kapelle … aber sei vorsichtig …, sei vorsichtig!«
    Chantale empfand die Ermahnungen
der alten Frau als unangenehm.
    Sie fuhr los, winkte zurück und
blickte in den Rückspiegel. Dort am Straßenrand stand die Greisin und blieb im
strömenden Regen, eingehüllt in ihre schwarze Stola.
    Die Frau sah ihr nach, als würde
sie die Davonfahrende nie wieder zu Gesicht bekommen.
    Aufgrund der Auskunft bereitete es
Chantale de Loire keine Schwierigkeiten, den Weg auf Anhieb zu finden.
    Etwa zweihundert Schritte hinter
dem Ortsschild befand sich der angegebene Feldweg, der vom Regen völlig
aufgeweicht war. Der schlammige Boden schmatzte unter den Reifen.
    Chantale de Loire machte ein
bedenkliches Gesicht, sie fürchtete, irgendwann stecken zu bleiben. Zweimal
drehten die Räder durch, faßten dann aber wieder.
    Auf dem holprigen Weg fuhr Chantale
de Loire den sanft ansteigenden Hügel hoch.
    Alte, knorrige Bäume säumten den
Weg zwischen dem steppenartig aussehenden Hügel und der dunklen Mauer, die das
Friedhofsgelände umgab.
    Das Gemäuer zeigte Spuren von
Verwitterung, der Weg, der zum Tor führte, war von Unkraut überwachsen. Schon
lange war niemand mehr hier gewesen. Am rostigen Tor, an dem kein Schloß mehr
zu entdecken war, wären längst Reparaturarbeiten fällig gewesen. Aber die
wurden nicht mehr durchgeführt. Kein Mensch kümmerte sich um den Friedhof, und
Chantale hatte plötzlich das Gefühl, daß die greise Edith ihr nicht die volle
Wahrheit sagte, was den Totenacker betraf.
    Es gab noch viele Angehörige, die
unten im Dorf lebten. Warum ließen sie hier oben dann alles so verkommen?
    Die Fernseh-Journalistin rollte bis
an das rostige Tor heran, blickte vom Auto in die Runde, schlüpfte in ihren
Regenmantel und zog die Kapuze über den Kopf.
    Ohne weiteren Zeitverlust verließ
sie den Peugeot und schlug die Tür hinter sich zu. Den Zündschlüssel hatte sie
abgezogen, schloß die Tür aber nicht ab. Hier oben gab es niemand, der ihr den
Wagen stahl …
    Das uralte Tor bewegte sich
knarrend in den Scharnieren, als sie dagegen drückte. Es war Chantale nicht
möglich, das Tor ganz aufzuschieben. Es klemmte, und ein durchgerosteter Pfahl
ragte über die untere Begrenzung hinaus, schleifte auf dem regennassen Boden
und blieb darin stecken.
    Doch der entstandene Spalt war
breit genug, die junge Frau durchzulassen.
    Hinter dem Tor führte der Hauptweg
an mächtigen Büschen entlang, die bis über die Mauer ragten.
    Es war so düster, daß man meinte,
der Abend sei bereits angebrochen. Schwer und tief hingen Regenwolken am Himmel
und schienen die Kronen der riesigen alten Eichen und Weiden zu streifen.
    Die Luft war kalt. Chantale de
Loire zog fröstelnd die Schultern hoch und beeilte sich, auf dem breiten,
unkrautüberwachsenen Kiesweg der Mitte des kleinen Friedhofs näher zu kommen.
    Das Gelände war leicht
überschaubar. Schon vom Eingang her sah man die größten Weiden, die ihre
ausgedehnten Wipfel über die einsamen Grabreihen breiteten.
    Chantale sah auch die Umrisse der
kleinen, baufälligen Kapelle, die ebenfalls seit nunmehr neunzehn Jahren nicht
mehr benutzt wurde. Gerade so, als laste seit damals ein Fluch über diesem
abgelegenen Totenacker.
    Chantale de Loire war eine
furchtlose Frau, eine, die mit beiden Beinen fest im Leben stand. Doch hier auf
dem einsamen Friedhof – weit und breit keine Menschenseele – wurde es ihr doch
ein wenig mulmig zu Mute.
    Unwillkürlich beschleunigte sie
ihre Schritte und strebte zwischen Grabreihen der Friedhofsmitte entgegen.
    Die alten Steine waren mit Moos und
Schlingpflanzen bewachsen. Ab der mittleren Grabreihe begann Chantale de Loire
damit, die Aufschriften und Namen zu lesen.
    Schon fünf Minuten später wurde sie
fündig: Genau unter der mittleren der drei großen Weiden, in unmittelbarer
Nachbarschaft der den Witterungseinflüssen ausgesetzten Kapelle, fand sie das
Grab ihres Großvaters.
    ›Ives Saint-Mireille
    1885 – 1961
    Er ruhe in Frieden ‹
    Nur für diese Zeilen hatte sie
Augen. Ihr

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