0150 - Der »Mongole« und wir
einer. Wie zerschlagen du immer hier herauskommen magst, wir alle sind bereit zu schwören, dass keiner gesehen hat, wie irgendeiner von uns dich angefasst hat.«
»Nett, dass du mich wenigstens am Leben lassen willst.«
»Ich bin noch nicht entschlossen. Vielleicht packen wir dich auch in einen Wagen, erledigen dich und werfen dich in den Hudson. Wenn deine Kollegen sich nach dir erkundigen sollten, dann werden wir sagen, du wärst zwar hier gewesen, seist aber fortgegangen. Mehr wüssten wir nicht.«
»Das werden meine Kollegen dir nicht glauben, Tony.«
»Wahrscheinlich nicht, aber solange sie mir das Gegenteil nicht beweisen können, stört mich es nicht. Und jetzt zur Sache, G-man. Was hat die Frau gesagt?«
»Für einen Mann, der nur Botendienste leistet, interessierst du dich aber mächtig für die Geschäfte des Mongolen«, sagte ich und grinste ein wenig.
»Du willst nicht reden?«, fragte Bellogg. »Ich glaube, du wirst dich schnell eines anderen besinnen. Jonny hat dich von Anfang an nicht leiden mögen.« Er trat zur Seite. »Bring ihn zur Vernunft, Jonny!«
Der Kanadier pflanzte sich vor mir auf. Er begann damit, dass er mir den Rest des Whiskys aus dem Glas, das er noch in der Hand hielt, ins Gesicht schüttete.
Ein paar Platzwunden hatte ich bei der Schlägerei abbekommen. Der Alkohol brannte höllisch darin.
O’Wara hob die Schaufelhand.
»Guten Abend«, sagte eine neue Stimme. »Was treiben die Gentlemen denn da für hübsche Spielchen? Kann ich mich beteiligen?«
O’Wara drehte den schweren Schädel wie ein Panzer seinen Geschützturm.
An der Tür des Raumes stand Phil, der Lauf der Smith & Wesson schimmerte matt in seiner rechten Hand.
»Nimm die zweite Hand auch noch hoch«, sagte Phil, denn O’Wara hatte die Rechte immer noch zum Schlag erhoben.
»Und geh ein wenig von meinem Freund weg«, setzte Phil hinzu.
Der Kanadier gehorchte.
Phil schwenkte die Smith & Wesson.
»Vielleicht sind die anderen Herren auch so freundlich, die Arme in die Höhe zu nehmen.«
Bellogg, Argot und Bane hoben die Hände über den Kopf. Honey Sorly kam in diesem Augenblick zu sich, blinzelte, erkannte, wie die Dinge sich entwickelt hatten, und beschloss, lieber noch etwas den Bewusstlosen zu spielen.
Argot und Bane mussten mich freigeben, als sie die Arme hochnahmen. Ich raffte mich aus dem Sessel auf, zog das Taschentuch und wischte mir den Whisky aus dem Gesicht.
Ich ging zu Shelley Bane und nahm ihm meine Smith & Wesson aus der Tasche. Dann trat ich auf Bellogg zu, dessen Gesicht verzerrt und sehr weiß war.
»Offiziell bin ich nach wie vor ein ehrenhafter G-man«, sagte ich leise, »und wenn icheinem Kollegen sage, er soll nach einer bestimmten Zeit hereinkommen, um nachzusehen, was mit mir geschehen ist, dann tut er das. Dein Glück, Tony, dass du mich nicht gekillt hast, sonst würden jetzt hier die Kugeln pfeifen, und wahrscheinlich lägst du als Leiche neben mir, denn der Junge dort an der Tür schießt verdammt gut. Ich sagte doch, ich kann dir und dem Mongolen jeden Ärger bereiten, den ihr haben wollt.«
Ich ging an ihm vorbei und nahm die Aktentasche vom Schreibtisch, auf dem sie trotz der Szenen, die sich dort abgespielt hatten, noch lag.
Dann ging ich zu Phil.
»Schluss der Vorstellung«, sagte ich.
»Wir kassieren diesen Verein nicht?«, fragte er erstaunt.
»Noch nicht. Das Sündenregister ist noch nicht lang genug. An sechs Wochen pro Nase wegen Körperverletzung eines Beamten bin ich nicht interessiert. Wenn der Richter den Gentlemen einen Mietvertrag für ein Zimmer mit vergittertem Fenster überreicht, dann soll es ein langfristiger Vertrag sein.« Ich fasste Phil an der Schulter. »Komm!«
Phil steckte die Smith & Wesson erst ein, als wir den Saal des First Greenwich Club durchquerten. Er musterte mein Gesicht.
»Du brauchst ein paar Heftpflaster«, stellte er fest. »Wem verdankst du die Schrammen? O’Wara?«
»Eigentlich mehr Hank Argot. Er schlägt kälter und genauer.«
»Hoffentlich hat es sich wenigstens gelohnt. Bist du klüger geworden?«
»Kaum. Nur dass Bellogg die Finger viel tiefer in dieser Sache hat, als er zugeben wollte, das weiß ich jetzt.«
»Und der Mongole ?«
Ich zuckte die Achseln. »Den gibt es wahrscheinlich nicht. Vielleicht ist es Bellogg selbst.«
***
Zwei Tage später konnte ich Kitty Cunnan sprechen. Es war schwer, ihr die Zunge zu lösen. Ich verzichtete darauf, sie in irgendeiner Form unter Druck zu setzen. Schließlich hatte sie
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