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0150 - Der »Mongole« und wir

0150 - Der »Mongole« und wir

Titel: 0150 - Der »Mongole« und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der »Mongole« und wir
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in ihrem Leben nicht viel Glück gehabt, und was zum Schluss über sie hereingebrochen war, das war mehr gewesen, als ihre Nerven auszuhalten vermochten.
    Ich hatte das Kind aus dem Heim geholt. Erst weinte sie, als sie es umarmte, aber dann beruhigte sie sich. Sie fragte nicht nach Kenneth Hardy. Sie wusste, auch ohne dass sie den Totenschein gesehen hätte, dass er tot war.
    Ich brauche Ihnen das lange und stockende Gespräch nicht in Einzelheiten mitzuteilen. Wichtig für uns war nur ein Satz.
    »Ken sagte immer, wenn er über den 10. des nächsten Monats hinwegkäme, dann hätte er gute Aussichten, nie von der Polizei gefasst zu werden.«
    »Meinte er, dass ihm an diesem Tag oder danach irgendjemand zur Flucht verhelfen könnte?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Oder sollte er Geld bekommen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Welches Ereignis an diesem Tage konnte er meinen?«
    »Ich weiß nicht.«
    Mehr war nicht zu erfahren, und ich habe genügend Leute verhört, um zu erkennen, dass Kitty Cunnan nicht log. Sie wusste wirklich nicht mehr.
    Im Büro lag eine Notiz, dass Thomas Frazer von der Night Manhattan Post meinen Besuch wünsche. Ich rief Phil telefonisch aus dem Archiv. Zusammen fuhren wir zur Redaktion der Zeitung. Es war acht Uhr abends.
    Frazer saß in seinem unordentlichen Büro, hatte die Brille weder auf der Nase noch auf der Stirn und gähnte vor sich hin. Sein rundes Kinn war mit einem mächtigen Heftpflaster verziert.
    »Ah, da seid ihr«, sagte er bei unserem Anblick. »Ladet mich auf Staatskosten zum Essen ein. Um diese Zeit bin ich hier noch entbehrlich. Nennenswerte Verbrechen geschehen selten vor Mitternacht.«
    »Hast du uns deswegen hergelotst?«
    »Nein, aber ich sehe nicht ein, dass der Staat die Dienste seiner Bürger ohne Bezahlung erhält. Wenigstens ein Abendessen sollten meine Bemühungen um das FBI wert sein.« Er berührte vorsichtig und nachdenklich das Heftpflaster an seinem Kinn.
    Wir gingen zusammen in ein kleines Inn in der Nähe. Thomas bestellte sich das teuerste Gericht auf der Speisekarte und ein besonders großes Glas Orangensaft.
    »Raus mit der Sprache«, verlangte ich.
    Er schüttelte den Kopf, schob ein mächtiges Stück Steak zwischen die Zähne und knurrte kauend: »Erst das Geld, dann die Ware!«
    »Betrifft es den Mongolen ?«
    Er nickte.
    »Spann uns nicht auf die Folter. Sprich oder iss wenigstens rascher!«
    Er bequemte sich zwischen zwei Bissen zu der lakonischen Bemerkung.
    »Den Mongolen gibt es wirklich.«
    Damit brachte er uns auf die Palme, aber je mehr wir ihn bestürmten, desto gelassener vertilgte er das Steak auf Staatskosten. Erst als er den letzten Bissen mit einem gewaltigen Schluck Saft hinuntergespült hatte, lehnte er sich bequem zurück, rieb sich die Hände und sagte befriedigt: »Nichts schmeckt so gut wie ein Essen, das ein anderer bezahlt.«
    »Die Ware«, drängte ich.
    »In Ordnung, ich liefere korrekt. Gestern Nacht war ich in meiner guten alten Ganovenkneipe, von der ich euch erzählt habe. Als ich hineinkam, spürte ich sofort, dass eine ganz besondere Atmosphäre in der Bude herrschte. Die Luft knisterte vor Spannung. Es war gerammelt voll, aber ich vermisste die Frauen, die sonst häufig mit ihren fragwürdigen Freunden herumsitzen. Auch wurde nicht gelacht und nicht geschrien. Die Männer saßen schweigend über ihrem Bier oder dem Gin. Ich ging trotzdem zur Theke. Hallo, Dicker, begrüßte ich den Wirt, aber er reagierte nicht. Verschwinde, Tom, sagte er, ›du gehörst nicht hierher‹ ›Mann, ich komme seit Jahren jede Nacht‹, erwiderte ich. ›Heute hast du hier nichts zu suchen‹, antwortete er. ›Geh! Ich rate dir es in aller Freundschaft. Du machst dir und mir sonst einen Berg Schwierigkeiten, besonders aber dir‹.«
    Frazer machte eine Pause.
    »Los, Dicker! Nun rede schon. Du weißt, dass ich schweigen kann.«
    Er winkte dem Kellner, um neuen Juice zu bestellen.
    »Stellt euch vor, Jungs, statt mir zu antworten, ruft der Wirt zwei massive Gestalten, zeigt mit seinem fetten Finger auf mich und befiehlt: Setzt den Mann vor die Tür und sorgt dafür, dass er sich trollt! Die Kerle packten zu. Mir passte die Behandlung nicht. Ich sehe ja nicht aus wie ein Catcher, aber ich verstehe mehr von Jiu-Jitsu, als man mir zutraut. Ich fegte einen von den Beinen und machte auch den anderen Schwierigkeiten. Leider langte es nicht ganz. Er zerschlug mir die Brille und landete einen Schlag auf meinem Kinn. Dann warfen sie mich auf das Pflaster

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