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0150 - Der »Mongole« und wir

0150 - Der »Mongole« und wir

Titel: 0150 - Der »Mongole« und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der »Mongole« und wir
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dich auf die Treppen deines Hauses gelegt, und ich wünsche dir viel Spaß daran.«
    Es knackte. Die Leitung war tot.
    Für einen Augenblick starrte ich das Telefon an. Dann hieb ich den Hörer in die Gabel und sprang aus dem Bett. Ich lief in das Wohnzimmer, dessen Fenster zur Straße hinausblickten. Ich schob die Gardine zurück.
    Die Straße lag leer im grauen Licht des frühen Morgens. Kein Mensch war zu sehen. In der Ferne ratterte ein Lastwagen.
    Ich öffnete Fenster, aber den Hauseingang konnte ich nicht sehen, soweit ich mich auch hinausbeugte.
    Rasch fuhr ich in die Pantoffeln, warf den Morgenrock über und nahm die Smith & Wesson aus dem Halfter.
    Ich verzichtete auf den Fahrstuhl, schlich die Treppen hinunter. Ich war ziemlich vorsichtig. Ich wollte nicht in eine alberne Falle tappen. Es war schließlich nicht schwierig, in das Haus einzudringen, sich auf einen Treppenabsatz niederzulassen und mich zu durchlöchern, sobald ich im Treppenhaus auftauchte. Aber es geschah nichts. Niemand war im Treppenhaus, und hinter den geschlossenen Wohnungstüren schliefen die braven Bürger. Ich erreichte den Hausflur. Die Kälte der Steine drang durch die dünnen Sohlen der Pantoffel. Ich schob den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn und drückte die Klinke herunter. Dann, mit einem Ruck, riss ich die Tür auf.
    Nichts geschah. Keine Maschinenpistolengarbe zersägte die Stille des frühen Morgens. Keine Pistolen bellten, kein einzelner, gut gezielter Schuss peitschte aus einem Gewehr. Es blieb alles still.
    Aber auf der obersten Treppe des Eingangs hockte, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, ein Mann. Er hatte die Knie angezogen und den Kopf daraufgelegt. Er saß da wie ein Betrunkener, der seinen Rausch ausschläft.
    Ich bückte mich und berührte leicht seinen Arm.
    Er neigte sich unter der sanften Berührung nach der anderen Seite, ganz langsam. Dann bekam er das Übergewicht. Er rollte die drei Stufen hinunter. Die Arme und die Beine schlugen haltlos, fielen zur Seite, als der Mann auf dem Rücken liegen blieb.
    Ich blickte in die weit aufgerissenen Augen von Tim Rackley. Der Mund klaffte.
    Ich beugte mich über den Toten. Aus seiner Brust ragte der seltsam gebogene Griff eines Dolches. Wie mit einer Heftzwecke war mittels dieses Dolches ein beschriebener Wisch an den Mann gehängt worden. Zwei Worte in Druckbuchstaben standen darauf.
    Er redete!
    Einen Augenblick stand ich reglos. Ich dachte, dass Tim Rackley dieses Schicksal nicht verdient hatte. Er war ein zu kleiner Ganove, um so zu sterben. Ich dachte an die Geschichten, die er mir vom Mongolen erzählt hatte. Ich hatte sie nicht geglaubt. Jetzt lieferte dieser selbst mir den Beweis, dass etwas Wahres daran war; einen verdammt unwiderlegbaren Beweis.
    Ich riss mich von meinen Gedanken los. Die Arbeit musste getan werden. Mit großen Sätzen sprang ich zu meiner Wohnung hoch, nahm das Telefon und wählte die FBI-Nummer.
    »Schickt mir die Mordkommission«, sagte ich. »Sie haben mir einen Toten vor die Tür gelegt.«
    Dann wählte ich die Nummer der Night Manhattan Post.
    »Ist Thomas Frazer noch im Haus?«
    »Augenblick mal! - Ja, ist noch hier. Ich stelle durch.«
    Zwei Sekunden später hörte ich Toms: »Ja.«
    »Hier ist Cotton. Einer der Leute, deren Namen du mir nanntest, liegt ermordet vor meinem Haus. Komm her, Tom! Ich finde, du hast einen ersten Anspruch auf diese Nachricht.«
    ***
    Ein Ring von Cops hielt die Neugierigen in angemessener Entfernung. Im Innern dieses Ringes standen Phil, Frazer, Collin, der die Mordkommission leitete, und ich. Der Polizeiarzt kniete neben der Leiche und hantierte mit der kalten Geschäftsmäßigkeit seines Berufes an dem Toten herum. Schließlich richtete er sich auf. Er ächzte ein wenig dabei, denn er war kein ganz junger Mann mehr.
    »Er ist noch nicht lange tot. Eine Stunde vielleicht. Die Totenstarre ist noch nicht eingetreten, und der Körper hat noch einen Hauch von Wärme. Ich glaube, dass ihn die zwei Kugeln ausgelöscht haben, die ihm in den Rücken gejagt wurden.«
    »Kugeln, Doc?«
    »Ja, der Körper hat hinten zwei Einschüsse.«
    »Und der Dolch?«
    »Scheint nur ’ne Verzierung zu sein. Genau kann ich es zwar erst nach der Obduktion sagen, aber das Ding ist nicht so platziert worden, dass ein Mensch schlagartig daran sterben kann. Das Herz ist vermutlich nicht getroffen worden. An dem Stich allein wäre er nur langsam verblutet, und dabei hätte er wesentlich mehr Blut verlieren müssen, als er

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