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0150 - Der »Mongole« und wir

0150 - Der »Mongole« und wir

Titel: 0150 - Der »Mongole« und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der »Mongole« und wir
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verloren hat.«
    »Komisches Ding, dieser Dolch. Können wir ihn haben, Doc?«
    »Natürlich!« Er nahm ein weißes Tuch, legte es um den Griff, um eventuelle Abdrücke nicht zu verwischen.
    Ich drehte den Kopf weg. Ich bin hart im Nehmen, aber wie der Doc den Dolch aus der Brust des toten Mannes zog, das wollte ich mir lieber nicht ansehen.
    »Hier ist er, Cotton«, sagte der Arzt.
    Ich ergriff die Waffe vorsichtig mit zwei Fingern am oberen Ende des Griffes. Die Schneide war breit und in der Spitze eine Spur gekrümmt. Der halbrunde Griff war mit ziseliertem Blech beschlagen, das aus Gold oder auch nur aus Messing sein konnte. Jedenfalls machte das Ding einen exotischen Eindruck.
    »Sieht nicht aus, als stamme es aus einer Werkstatt der Bethlehem Steel Company oder einer anderen amerikanischen Stahlwarenfabrik«, meinte Collin. »Riecht mehr nach China. Hatte der Mann Differenzen mit Chinesen?«
    »Ich habe keine Ahnung, wie groß der Unterschied zwischen Chinesen und Mongolen ist. Jedenfalls nennt sich der Mann, der es dem armen Teufel besorgt hat, der Mongole. Wenn der Doktor mit seinen Kugeln recht behält, dann hat er den Dolch quasi als Warenzeichen angebracht, damit auch alle wissen, dass er es gewesen ist,,— Collin, erledige den Rest, bitte! Du weißt Bescheid. Fingerabdrücke usw., aber es wird nichts dabei herauskommen. Lass im Hauptquartier anrufen, sie sollen im Archiv nachsehen, wo er gewohnt hat. Er heißt Tim Rackley und ist vorbestraft. Sie werden ihn finden. - Phil und Tom, kommt mit hinauf in meine Wohnung!«
    Ich schaltete die Kaffeemaschine ein. Bis das Wasser kochte, rasierte ich mich und zog mich an. Phil holte einiges Essbares aus dem Eisschrank.
    »Greift zu«, sagte ich und goss den Kaffee ein.
    »Danke, kein Appetit«, antwortete der dicke Redakteur. »Nur Kaffee.«
    »Mir auch«, meinte Phil. »Irgendwie fühle ich mich etwas schwach auf dem Magen.«
    Und auch ich ersetzte das Frühstück durch eine Zigarette zum Kaffee.
    Ich wandte mich an Frazer.
    »Bei unserem ersten Besuch sagtest du, dass die Night Manhattan Post nur Tatsachen bringt. Jetzt hast du eine Tatsache über den Mongolen.«
    Frazer riss die Augen auf. »Willst du wirklich, dass wir über diesen Mord berichten? Die Furcht vor dem Mongolen wächst ins Ungemessene, wenn die Zeitungen über seine Taten schreiben.«
    Ich rieb mir das Kinn. »Ich bin mir nicht darüber im Klaren, Tom, ob es richtiger ist, die Sache vorläufig zu unterdrücken oder sie in die Öffentlichkeit zu bringen. Die nächste Ausgabe deiner Zeitung erscheint erst in rund vierundzwanzig Stunden. Ich lasse dich rechtzeitig wissen, ob du über den Mord berichten sollst oder nicht.«
    Das Telefon läutete. Es stand noch im Schlafzimmer. Ich ging hinüber und meldete mich.
    »Archiv hier. Collin sagt uns, Sie wollen die Adresse von Tim Rackley. Zuletzt wohnte er in der W. 54. Straße 2344.«
    »Danke.«
    Wir tranken unseren letzten Schluck Kaffee. Frazer setzten wir an seiner Wohnung ab. Phil und ich fuhren in die 54. Straße. Nummer 2344 war ein großes, unfreundliches Haus. Racklys Namen fanden wir an einer Tür im vierten Stock. Die Tür war verschlossen. Wir mussten sie auf brechen.
    Die Wohnung bestand nur aus einem Raum, der Bett, Tisch, einen Sessel, einen Kleiderschrank und einen Radioapparat enthielt. Das Bett war benutzt. Ein verknäulter Schlafanzug lag auf der Erde.
    »Sieht aus, als hätten sie ihn aus dem Bett geholt«, stellte Phil fest.
    Wir begannen ein mühseliges Verhör der Hausbewohner. Schließlich fand sich eine alte Frau, die etwas gemerkt hatte. Wegen irgendeiner Krankheit schlief sie schlecht. Sie war von Lärm wach geworden, aber in diesem Haus lärmte es oft nachts. Die Alte hatte sich nicht darum gekümmert, war aber aufgestanden und in die Küche geschlurft, um einen Schluck Wasser zu trinken. Dabei hatte sie einen Blick aus dem Fenster geworfen, und sie hatte gesehen, dass vor dem Haus ein großer geschlossener Wagen hielt, in den gerade einige Männer einstiegen.
    »Einen haben sie richtig in den Wagen gezerrt«, sagte sie, »aber ich konnte nicht erkennen, ob es Mr. Rackley war.«
    Auch sonst vermochten wir ihr keinen Hinweis zu entlocken, der etwas getaugt hätte. Sie verstand zu wenig von Autos, um auch nur einen alten Ford von einem neuen Cadillac unterscheiden zu können.
    »Ich denke, wir sollten es mal mit einer ganz alten Methode versuchen«, sagte ich zu Phil, als wir wieder auf der Straße standen.
    ***
    Eine Stunde

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