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0151 - Der Rächer und sein Richter

0151 - Der Rächer und sein Richter

Titel: 0151 - Der Rächer und sein Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rächer und sein Richter
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eine Anklage auf Mordversuch an den Hals ziehen?«
    »Du hast recht«, murmelte ich. »Für die Gangster ist es viel wahrscheinlicher, dass beide auf den Wächter schossen, als sie sahen, dass er seine Pistole ziehen wollte. Natürlich! Wenn zwei Gangster sehen, dass eines ihrer Opfer zur Pistole greift, dann feuern sie doch nicht in die Luft!«
    »Eben!«, nickte Phil. »Das ist der springende Punkt. Ich nehme es einem Gangster nicht ab, dass er einen Warnschuss abgeben will, wenn er sieht, dass einer zur Pistole greift. Im nächsten Augenblick kann der Mann doch seine Pistole auf den Gangster abfeuern, denn ein Warnschuss macht ihn doch nicht kampfunfähig. Na, und so edle Menschen sind ja nun gerade Gangster bestimmt nicht, dass sie lieber sich gefährden, als auf einen anderen zu schießen, der schon Miene macht, seine Waffe zu ziehen.«
    »Gut«, sagte ich zustimmend. »Ich räume ein, dass mit großer Wahrscheinlichkeit auch der zweite Gangster auf den Bankwächter zielte und schoss und nicht, wie er vorgab, ins Blaue, um nur einen Warnschuss abzugeben. Aber wodurch willst du jetzt noch beweisen können, wer von den beiden nun wirklich der Unglücksrabe war, dessen Schuss den Wächter traf?«
    Phil zuckte die Achseln.
    »Das weiß ich auch nicht. Im Grunde brauchte man sich ja über die Sache gar nicht den Kopf zu zerbrechen. Entweder war es wirklich Johnes, der traf, dann ist er völlig zu Recht verurteilt worden. Oder es war der andere Gangster, dann hat Johnes irrtümlich ein paar Jahre zu viel und der andere ein paar zuwenig aufgebrummt bekommen. Es empört mich, dass hier einer Sache nicht richtig auf den Grund gegangen wurde, obgleich man es durch zwei Waffen-Untersuchungen spielend leicht hätte machen können. Das regt mich aus Prinzip auf.«
    Ich verstand ihn sehr gut. Wer wirklich Kriminalist mit Leib und Seele ist, den kümmert es wenig, was die Gerichte aus seinen Ermittlungen machen. Er will nur die Wahrheit wissen. Und im vorliegenden Fall war man keineswegs bis zur Wahrheit durchgedrungen. Man hatte einfach eine Version akzeptiert, die sich als wahrscheinlich anbot. Deswegen aber musste es noch lange nicht die Wahrheit sein.
    Ich stand auf und füllte unsere Whiskygläser noch einmal mit Scotch und Eiswürfeln. Dann sagte ich: »Ich bin deiner Meinung, Phil. Man soll sich unter gar keinen Umständen auf bloße Aussagen verlassen, solange man die Möglichkeit hat, mittels wissenschaftlicher Untersuchungen einen objektiven Tatbestand unumstößlich sicher zu ermitteln. Aber die Geschichte ist sieben Jahre her. Wir haben keine Möglichkeit - ich sehe jedenfalls keine - die Sache jetzt nachträglich noch zu klären. Ich bin dafür, dass wir für heute Schluss machen. Morgen werden wir dann weitersehen, auf welche Weise Hunk Johnes aufgestöbert werden kann.«
    Es war wirklich spät genug, um endlich ins Bett zu gehen. Aber ohne dass wie es selbst ahnten, hatten wir an diesem Abend den Schlüssel zu Hunk Johnes’ Verhalten gefunden und wieder weggeworfen.
    ***
    Well, auch ein G-man ist nur ein Mensch, und gerade als Phil weg war, fiel mir etwas ein, was wir bisher versäumt hatten, was aber unbedingt noch organisiert werden musste.
    Ich rief unsere Zentrale an, meldete mich und sagte: »Gebt mir mal die Überwachungsabteilung.«
    »Sofort, Jerry.«
    Ich klemmte mir den Hörer zwischen Schulter und Ohr und blätterte in den Akten von Hunk Johnes.
    »Überwachungsabteilung, Myer. Hallo, Jerry!«
    »Hallo, Jack. Du hast davon gehört, das Hunk Johnes auf Rikers Island ausgebrochen ist?«
    »Ja, ich weiß Bescheid. Der Kerl, der seinerzeit wegen der Ermordung eines Bankangestellten oder so zum Tode verurteilt worden war?«
    »Ja, der ist es.«
    »Hat man denn den begnadigt? Die Verurteilung liegt doch eine Reihe von Jahren zurück.«
    »Er hat sich bei einer Meuterei auf die Seite des Zuchthauspersonals geschlagen und zwei Wärtern das Leben gerettet. Das genügt, um ihm wenigstens das Leben zu schenken.«
    »Na, die Gelegenheit kam aber günstig für ihn, was? Es hat nicht jeder Hinrichtungskandidat das Glück, dass er ein paar Tage vor seinem Tod schnell noch so eine gute Tat vollbringen kann.«
    »Da hast du recht. Phil meinte auch schon, dass das aber ein seltsamer Zufall gewesen wäre.«
    »Vielleicht hat er selber die Meuterei erst herbeigeführt?«
    »Phil dachte das Gleiche. Wie dem auch sei, jedenfalls ist er ausgebrochen und wir haben noch keine Spur von ihm. In der Bronx lebt seine Mutter oder

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