0151 - Der Rächer und sein Richter
umzutauschen.«
»Ich werde dafür sorgen, dass dieser Teil ordentlich hervorgehoben wird«, versprach Kerne. »Was haben wir sonst noch?«
»Die Beschreibung von Johnes entnehmen wir seinen Akten und auch ein Bild. Lass es schnell noch vervielfältigen, damit alle Redaktionen ein Foto von Johnes bekommen.«
»Geht in Ordnung, Jerry. Wo ist das Bild?«
Wir suchten die Akten durch. Es fanden sich die drei üblichen Aufnahmen, die der Erkennungsdienst von jedem anfertigt, gegen den ein Ermittlungsverfahren eingeleitet ist.
»Es wird sich empfehlen, darauf hinzuweisen, dass dieses Bild sieben Jahre alt ist«, warf Phil ein.
»Ja, das werde ich tun«, stimmte Kerne zu. »Hoffentlich hat sich Johnes in diesen sieben Jahren nicht derart verändert, dass das Bild praktisch wertlos geworden ist.«
»Wir wollen es hoffen. Hier, schreib dir doch die Beschreibung ab. Auch dabei sollte man hinzufügen, dass es eine Beschreibung ist, die vor sieben Jahren auf genommen wurde.«
»Ja, ja ich weiß Bescheid.«
Wir warteten bis Theo Kerne seine Arbeit getan hatte, dann packten wir den Papierkram wieder zusammen und gingen damit zurück in unser Office. Wir wollten jetzt endlich in Ruhe die ganzen alten Akten durchlesen.
Nach unserem Brauch teilten wir den Kram in zwei Hälften und machten uns darüber her. Aber schon nach wenigen Minuten meinte Phil mit einem Blick auf die Uhr: »Hör mal, Jerry! Das können wir doch auch bei dir zu Hause machen! Und da haben wir wenigstens einen schönen alten Scotch dabei.«
Ich klappte meine Akte zu.
»Deine Einfälle sind manchmal überraschend intelligent«, sagte ich und stand auf.
***
Abends um halb neun klingelte in Mrs. Britans Wohnung das Telefon.
Es war nicht selten, dass exzentrische Kunden bei ihr noch abends anriefen, um zu erfahren, ob eine Schleife rechts oder links auf irgendeinem Kleid aufgesetzt werden könnte, um dem Ganzen eine apartere Wirkung zu geben.
»Britan«, sagte sie in der knappen Art, die sie sich angewöhnt hatte, seit sie selbst wusste, dass Zeit Geld sei.
»Hier spricht Hunk Johnes. Mrs. Britan, ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie in einer Woche sterben werden.«
Der Anrufer hatte aufgelegt, bevor die erschrockene Frau zu einer Erwiderung gekommen war.
***
Nachdem wir die Akten über Hunk Johnes gelesen hatten, sagte Phil auf einmal: »Seltsam.«
»Was?«
Er zuckte die Achseln.
»Es kann sein, dass ich mir nur etwas einbilde. Ich habe gerade den Tatortbefund gelesen.«
»Welchen Tatortbefund?«
»Vor dem Banküberfall damals. Hunk Johnes ist doch an dem Banküberfall einer Bande beteiligt gewesen.«
»Und an der Geschichte ist dir etwas aufgefallen?«
»Ja. Pass auf! Die Bande stürmte die Schalterhalle mit vier Mann. Außer diesen vier waren noch zwei weitere dabei, aber die blieben gleich vorn am Eingang mit ihren Pistolen stehen. Ihre Aufgabe bestand darin, keinen hinaus - und keinen hereinzulassen.«
»Insgesamt also sechs?«
»Ja. Johnes war bei den vier Männern, die in die Schalterhalle hineinstürmten. Ein Bankwächter zog seine Pistole oder versuchte es wenigstens. Daraufhin fielen zwei Schüsse! Und zwar einer von Hunk Johnes, während der andere Schuss von einem der beiden Gangster am Eingang abgefeuert wurde. Hunk Johnes bestritt bei der Verhandlung nicht, auf den Bankwächter geschossen zu haben. Der zweite Gangster behauptete, er habe einen Warnschuss abgefeuert, der keinen hätte treffen wollen.«
»Und?«, fragte ich gespannt. »Durch eine Untersuchung der beiden Waffen und der beiden abgefeuerten Geschosse ließe sich doch spielend leicht ermitteln, wer von den beiden nun wirklich den Wächter, und wer die Wand getroffen hatte.«
»Eine solche Untersuchung hat niemals stattgefunden. Da Johnes zugab, auf den Wächter geschossen zu haben, wurde als selbstverständlich angenommen, dass auch er es war, der den Wächter getroffen hat.«
Ich wiegte den Kopf.
»Ich weiß nicht, Phil, ob das etwas zu bedeuten hat. Wenn Johnes zugab, dass er auf den Wächter gezielt habe, während der andere sagte, er habe irgendwohin ins Blaue gefeuert, dann müsste es doch eigenartig sein, wenn beide einen solchen Fehlschuss tun, dass jeder irrtümlich das Ziel des anderen trifft.«
Phil beugte sich vor: »Jerry, wer sagt denn, dass der andere nicht auch den Wächter treffen wollte? Als er aber vor Gericht stand, war er schlau genug, die Behauptung aufzustellen, er habe niemals auf den Wächter gezielt! Sollte er sich denn selbst
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