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0151 - Der Rächer und sein Richter

0151 - Der Rächer und sein Richter

Titel: 0151 - Der Rächer und sein Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rächer und sein Richter
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hatte ich im Handumdrehen, aber Mr. Hydes war im Augenblick unabkömmlich, sagte mir irgendeine Vorzimmerdame.
    Ich sagte, dass ich Cotton hieße und beim FBI wäre. Das brachte die Gute ein bisschen auf Trab und eine Minute später hatte ich den unabkömmlichen Mr. Hydes an der Strippe. Nach einigem Hin und Her versprach er mir, ein Boot zu schicken. Es war gute zwanzig Minuten später an der Kaimauer, und wir gingen die Stufen hinab, die in die Mauer eingelassen waren.
    Das Boot war nicht mehr als eine Nussschale mit Außenbordmotor und wurde von einem Mann gesteuert, der die Uniform der Aufseher trug. Er mochte fünfzig Jahre alt sein, hatte ein mürrisches Wesen und legte keinen Wert auf ein Gespräch. Es konnte uns nur recht sein.
    Die Fahrt war durch den dicken Nebel nur sehr langsam zu machen, da man ständig damit rechnen musste, dass irgendwo aus der Nebelwand ein Schlepper oder sonst irgendein Schiff auftauchen konnte.
    Unsere Ausweise wurden gründlich geprüft, bevor man uns am Tor einließ. Ein anderer Aufseher führte uns in den Verwaltungstrakt. In seinem Office saß Mr. Hydes vor einem mit Papieren übersäten Schreibtisch. Er war an die vierzig Jahre alt, sehr klein und hatte ein verkniffenes Gesicht. Wir hatten sofort den Eindruck, dass er seinem Posten nicht gewachsen war. Nachdem wir uns miteinander bekannt gemacht hatten, fragte ich: »Wie lange sind Sie schon hier der Boss, Mr. Hydes?«
    Er riss ruckartig den Kopf hoch.
    »Wieso? Was hat das mit dem Verschwinden eines Mannes zu tun? Wollen Sie mir etwa die Verantwortung dafür in die Schuhe schieben?«
    »Wir schieben nicht, wir fragen«, sagte ich lakonisch. »Sie können unsere Fragen beantworten oder nicht, ganz wie Sie wollen. Nur muss Ihnen klar sein, dass wir selbstverständlich von diesem Gespräch einen Bericht anfertigen lassen. Wer den alles lesen wird, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Hydes rang die Hände.
    »Ich habe gleich gesagt, dass mir dieser Tag Unglück bringen wird«, zeterte er. »Wenn mir morgens die erste Sache misslingt, geht alles schief!«
    War der Mann auch noch abergläubisch? Ich beugte mich vor.
    »Nun reißen Sie sich mal zusammen, Hydes«, sagte ich. »Pech kann jeder mal haben. Glauben Sie doch nicht, dass wir irgendwem Schwierigkeiten machen möchten. Wir wollen nur den ausgebrochenen Sträfling wiederfinden. Das ist alles.«
    Hydes wischte sich mit dem Taschentuch die Stirn ab.
    »Ich bin nur der stellvertretende Direktor«, erklärte er uns. »Ich vertrete Mr. Stewish während seiner Krankheit. Aber ausgerechnet jetzt muss das passieren! Ausgerechnet jetzt!«
    »Nun hören Sie doch endlich auf, sich zu bemitleiden«, sagte Phil. »So kommen wir doch nicht weiter! Sie haben Pech gehabt, und damit fertig. Jetzt wollen wir zusammen sehen, wie wir es revidieren können, indem wir den Mann so schnell wie möglich wieder einfangen. Ist der Kerl aus der Zelle ausgebrochen?«
    »Nein«, sagte Hydes gequält. »Er lag im Krankenrevier. Angeblich wegen einer schweren Magenverstimmung. Sie wissen ja, wie das ist: Was soll ein Arzt machen, wenn jemand über Leibschmerzen klagt? Er kann ihm ein paar Tabletten verschreiben, aber doch nicht gleich den Bauch aufschneiden. Wenn der Mann nun ständig vor Schmerzen wimmert, wenn er die Aufnahme von Nahrung verweigert - was soll der Arzt sagen? Es kann eine ernste Sache sein, es kann auch nur vorgetäuscht werden, um sich mal für ein paar Tage vor der Arbeit zu drücken.«
    »Dass man simulieren kann, brauchen Sie uns nicht zu erzählen«, warf ich ein. »Sie brauchen auch den Doc nicht in Schutz zu nehmen. Erzählen Sie uns lieber, wie der Mann es anstellte, dass er davonkam.«
    »Der Arzt hatte ihn ins Revier legen lassen. Innere Abteilung. Im Revier sind die Sicherheitsvorkehrungen nicht ganz so streng wie in den Blöcken. Irgendwie kam der Mann aus seinem Bett unbemerkt auf den Hof. Ich habe noch nicht herausfinden können, wie das möglich war.«
    »Schön, er war also im Hof. Aber damit war er doch noch nicht draußen? Über die Mauer hätte er selbst mit Unterstützung nicht kommen können. Dazu ist sie viel zu hoch. Und die Tore sind doch wohl geschlossen?«
    »Selbstverständlich! Aber im Hof stand ein Lastwagen, der Medikamente brachte. Einer von diesen altmodischen Kästen. Der Kerl muss sich unten an den Wagen geklammert haben, obgleich mir das schleierhaft ist, wie er das fertig gebracht hat.«
    »Das hängt von der Bauweise des Lastwagens ab. Bei gewissen Typen ist

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