0151 - Die Gruft der Leichenräuber
vielleicht ein Kind aufrecht durchqueren. Ich mußte mich bücken.
Einmal leuchtete ich in die Runde. Von drei Seiten war ich durch Mauerwerk umringt. An der vierten begann der Gang. Er führte genau in die Richtung, aus der ich gekommen war.
Zum Friedhof.
Schon wurde mir einiges klar. Wahrscheinlich war ich auf den Weg der Ghouls gestoßen, den sich diese Monster gegraben hatten.
Außerdem würde mir eine Kriecherei unter der Erde hier nicht erspart bleiben. Ich bewegte mich dann von Grab zu Grab. Wenn ich daran dachte und an die Funde, die ich unter Umständen machen konnte, schüttelte ich mich jetzt schon. Das war wirklich nichts Schönes.
Aber wo befand sich die Leichengruft?
Es war fraglich, ob ich darauf eine Antwort finden würde. Gebückt ging ich weiter. Der Gang war schmal und wurde vom Lampenstrahl fast völlig ausgeleuchtet. Eigentlich hätte ich die Ghouls sehen müssen, doch die schienen sich hier unter der Erde mit erstaunlicher Geschwindigkeit voranzubewegen.
Etwa fünf Minuten vergingen.
Hinter mir war es längst stockfinster geworden. Wenn der Gang jetzt einstürzte, kam ich hier nie wieder raus. Ich hoffte nur, daß er die nächsten Stunden noch hielt.
Allerlei Kriechtiere krabbelten an den Wänden und auf dem Boden herum. Käfer, Ameisen und auch Mäuse.
Bis jetzt kam ich gut voran, bis der Lichtfinger eine Stelle erfaßte, wo sich der Gang teilte.
Was nun?
Ich blieb stehen. Wo waren die Ghouls hingegangen? Ich schnupperte wie ein Hase, aber es roch hier überall nach ihnen.
Ich entschied mich für die linke.
Diesmal landete ich in einen noch engeren Stollen. Manchmal war er noch schmaler als ich in der Breite, und so mußte ich mich querstellen, um überhaupt hindurchzukommen.
Auch die Decke wurde niedriger. Schließlich kam ich gehend nicht mehr weiter.
Die nächste Gangart war die fast tiefkriechende. Eine widerliche Angelegenheit, und dann kam die große Enttäuschung. Es ging nicht mehr weiter.
Der Gang vor mir war zu!
Einfach verschüttet.
Der Fluch, der über meine Lippen drang, hätte noch einen Seemann rot werden lassen.
Ich machte wieder kehrt und hörte gleichzeitig die angsterfüllten Schreie…
***
Auch Werner Tonagel hatte einen Einstieg entdeckt. Es war ein alter Schacht, der ihn an einen Brunnen erinnerte. Darauf gestoßen war er nur, weil seine Schritte plötzlich so hohl klangen, was er überhaupt nicht gewohnt war.
Als er sich bückte, stellte er fest, daß er über Holzbohlen gelaufen war.
Er nahm sie weg und sah den Schacht.
Unheimlich kam er ihm schon vor. Wie eine Röhre stieß er in die Tiefe. Und als Werner die Innenränder abtastete, stellte er fest, daß sie gemauert waren.
Mit anderen Worten: Menschen hatten diesen tief in den Boden führenden Schacht hergestellt.
Unter Umständen war es ein Brunnen, und Werner fand sogar Steigeisen. Dieser Fund bekräftigte ihn in seinem Vorhaben, es doch einmal zu versuchen.
Er wollte in die Tiefe steigen. Sicherlich würde er einen Gang finden, der ihn zu seinem Freund brachte.
Werner Tonagel überwand seine Angst und begab sich an den Abstieg. Er war schon immer ein guter Kletterer gewesen, so bereitete es ihm keine Schwierigkeiten, in die Tiefe vorzudringen.
Je weiter er sich voranbewegte, um so muffiger wurde die Luft.
Auch ein anderer Geruch kam hinzu.
Leichengestank… Am liebsten wäre Werner wieder umgekehrt, aber das konnte er Hermann nicht antun. Er war ja mit seinem verstauchten Fuß noch viel schlimmer dran gemeinsam würden sie vielleicht einen Ausgang finden.
Eine Taschenlampe trug Werner immer bei sich. Sie war zwar klein und nicht sehr lichtstark, doch hier machte sie sich bezahlt.
Der junge Mann leuchtete in die Tiefe.
Etwas glänzte dunkel.
Wasser!
Für einen Moment erschrak Werner. Hatte er es hier doch mit einem Brunnen zu tun, der zusätzlich noch gefüllt war? Die Antwort fand er, als er auf dem letzten angerosteten Steigeisen stand.
Sein vorgestreckter Fuß versank nur bis zu den Knöcheln im Wasser. Datunter befand sich ein matschiger und morastiger Untergrund.
Werner ließ sich fallen, stand jetzt auf dem Grund des Brunnens und schaute sich um.
Er lächelte, als er den Gang erkannte. Es ging also weiter, und das freute ihn.
Werner brauchte nur noch ein paar Meter durch das Wasser zu laufen, dann wechselte der Untergrund und wurde felsig. Der Junge mußte sich ducken, als er sich voranbewegte.
Auch er nahm den widerlichen Geruch wahr, der ihm entgegenströmte und sich
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