0152 - Der Gigant von Atlantis
Gesicht.
»Okay, Freund!« zischte ich. »Bis hierher war es Spaß, jetzt wird es ernst.«
Er wand sich in meinem Griff, doch ich ließ nicht los. Zudem war Valdez kleiner als ich.
»Was ist mit Chiimal? Hast du dieses verfluchte Höllenmonster erweckt?«
»Ja, ja…«
»Dann sieh zu, daß es in dem Felsen bleibt. Sprich den Gegenzauber!«
Er schüttelte den Kopf. »Den gibt es nicht!« kreischte er. »Es gibt keinen Gegenzauber. Chiimal wird leben. Ja, er allein wird leben. Und keiner kann ihn mehr aufhalten.« Ich stieß Valdez von mir und wandte mich der Felswand zu.
Sie schien aus trübem Glas zu bestehen. Ich schaute dort hinein und sah inmitten des Felsens eine Bewegung.
Bewegung?
Bisher hatte sich Chiimal ruhig verhalten, nun aber erkannte ich mit eigenen Augen, daß der Gigant von Atlantis zu unheiligem Leben erwacht war.
Auch Valdez sah es. »Chiimal!« schrie er und warf sich dabei auf die Knie. »Chiimal, du bist da. Komm her. Komm zu mir, der ich dich erweckt habe…!«
Und der Gigant kam…
***
Es war schon faszinierend anzusehen, wie sich das Monster innerhalb der Felswand bewegte. Es schien, als holte er erst gewaltig Atem, wobei sich sein Körper noch mehr aufblähte und an Umfang zunahm. Dann richtete er seinen Schädel auf. Das Horn stieß in die Höhe. Irgendwie fühlte sich der Gigant eingeengt, ich merkte, daß er das Gefängnis verlassen wollte. Unbedingt…
»Chiimal!« schrie Valdez. »Chiimal! Komm her! Komm zu mir, denn ich habe dich geholt. Sei mein Diener, Chiimal! Bitte…« Er fiel sogar auf die Knie und hob beide Arme. Ich warf Suko einen Blick zu.
Der Chinese stand dort wie ein Denkmal und starrte auf die glasig wirkende Felswand. In der rechten Hand hielt Suko die Dämonenpeitsche. Reichte das?
Es war eine Frage, die wir uns immer wieder stellten. Bisher hatten wir Glück gehabt, aber nun sahen wir uns einem Koloß gegenüber, bei dem unsere Magie versagen konnte. Ein häßliches Knirschen und Ächzen, wie ich es noch nie gehört hatte, peinigte meine Ohren. Das Geräusch drang uns aus der Felswand entgegen, denn nun machte sich das Monster bereit, aus seinem Felsengrab zu klettern.
Zuerst bewegte es den Kopf. Es schüttelte ihn und brach durch diese Bewegung gewaltige Steinbrocken los, die wie Riesenkristalle zu Boden fielen. Wir standen viel zu nahe an der Wand.
»Weg!« schrie ich.
Suko und ich reagierten gleichzeitig. Nur Valdez blieb stehen.
Während wir rannten, hob er die Arme, und es sah so aus, als wollte er die geschmolzenen und wieder erhärteten Steine auffangen. Sie mußten ihn einfach zertrümmern, wenn… Nein, sie zertrümmerten ihn nicht. Als ich einen Blick über die Schulter warf, sah ich, daß dicht neben ihm die gewaltigen Brocken zu Boden fielen. Sie trafen auf, und es klirrte, während sie gleichzeitig von der Wucht des Aufpralls in mehrere Teile gespalten wurden, die nach allen Seiten wegspritzten. Sogar uns erreichten die Brocken noch, allerdings in wesentlich geringerer Größe. Und sie tanzten zum Glück an uns vorbei. Ganz fort vom Geschehen wollte ich auch nicht. Das Monster mußte einfach besiegt werden. Und das konnten wir nur hier. Wenn es auf einmal anfing zu laufen und sich auf die Suche nach Menschen machte, war es zu spät. Wir blieben stehen, drehten uns um und blickten zurück. Der Kopf des Giganten lag frei!
Dieser gewaltige Schädel mit dem riesigen Horn ragte aus dem Felsen. Das Maul stand offen. Wir konnten hineinsehen und hatten das Gefühl, in einen tiefen Schlund zu blicken. Ohne daß ich es wollte, rann mir eine Gänsehaut über den Rücken. Dieses Untier war so gewaltig, so schlimm, daß ich direkt Furcht bekam. Es erreichte fast die Größe der Felswand. Zum erstenmal sahen wir auch seinen Körper.
Er wirkte gedrungen, aber ungeheuer wuchtig. Im Gegensatz zum Schädel allerdings war er ein wenig zu klein, genau wie die vier stämmigen Beine, die ebenfalls von einem grünlich schillernden Panzer umgeben waren. Es war wirklich eine höllische Kraft.
Durch eine wilde Körperbewegung gelang es ihm, die nächsten Felsen zu sprengen.
Es knallte, als die Brocken nach allen Seiten wegspritzten und durch das Tal hüpften. Ein weiterer Tritt.
Chiimal war drauf und dran, das ehemalige Felsengrab zu verlassen. Und Valdez schrie. »Chiimal!« brüllte er. »Chiimal, komm her! Ich bin da, ich warte auf dich. Ich habe dich erweckt. Was im alten Atlantis begann, soll hier fortgesetzt werden. Komm zu mir, Chiimal! Hier bin
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