0152 - Der Gigant von Atlantis
ich!«
Das Monster öffnete sein Maul noch weiter. Eine breite Zunge fuhr daraus hervor, klatschte zu Boden und wühlte zahlreiche Steine auf. Dann machte es eine ungeduldige Bewegung mit dem hinteren Körper und sprengte die letzten Felsenreste. »Verdammt, John, wie sollen wir das Untier stoppen?« fragte Suko. Seine Stimme klang belegt.
Ich hob die Schultern. Dabei zog ich die Beretta. »Ein Versuch kann nicht schaden!«
Ich lief ein paar Schritte vor, hockte mich nieder, hob den rechten Arm und zielte genau. Ich hatte mir den Schädel des Monsters ausgesucht, am liebsten würde ich die geweihte Kugel in den Schlund oder in eines der Augen schießen. Langsam zog ich den Stecher zurück. Trocken peitschte die Waffe auf.
Ich traf das Monster auch, weil es in seiner Größe gar nicht zu verfehlen war, aber die Kugel zeigte keine Wirkung. Chiimal schüttelte nur den Schädel. Mehr geschah nicht.
»Es geht nicht!« knirschte ich. »Verdammt, es geht nicht! Und so nahe kommen wir nicht an das Biest heran, als daß wir mit der Peitsche zuschlagen könnten.«
»Wobei wir nicht wissen, ob es etwas hilft«, sprach Suko meine weiteren Gedanken aus. »Genau.«
Chiimal schien den Aufprall der Kugel überhaupt nicht gespürt zu haben. Er war damit beschäftigt, sich völlig aus dem Felsen zu befreien.
Und er schaffte es.
Eine letzte wilde Bewegung, noch einmal ein gewaltiges Knirschen und Brechen, Felsbrocken jagten raketenartig nach allen Seiten weg, prallten gegen die anderen Wände der Schlucht und wurden zu gefährlichen Querschlägern, die zum Glück weder mich noch Suko erreichten. Mit einem letzten Tritt befreite es sich völlig aus seinem Gefängnis. Jetzt war es frei!
Aber noch etwas geschah.
Auch die beiden Personen, die ich zuerst auf dem Nebelbild und jetzt im Gestein gesehen hatte, schafften die Befreiung. Der Krieger und das Mädchen lebten.
Für einen Moment irrte mein Blick zur Seite, so daß ich nur sie beobachtete.
Beide bewegten sich noch langsam, als wären ihre Gelenke stumpf und eingerostet. Kein Wunder, bei dem langen »Schlaf«, den sie hinter sich hatten.
Dann aber ruckte der Kopf des Mannes herum. Er schaute auf seine Lanze, blickte das Mädchen an und legte eine Hand auf seine Schulter, während die Fremde sich bei ihm festklammerte und auf das Untier deutete, das ihnen jetzt den Rücken zuwandte.
Der Krieger, ein ungeheuer mutiger Recke, nickte, löste sich von dem Mädchen und verließ ebenfalls das riesige Felsengrab. Ich sah seine geschmeidigen Bewegungen, und dann setzte er zu einem gewaltigen Sprung an.
»O je«, stöhnte Suko.
Der Krieger schaffte es tatsächlich, auf den Rücken des Monsters zu klettern. Er, der in einem langen, magischen Schlaf gelegen hatte, wollte das vollenden, was er vor ungeheuer langer Zeit begonnen hatte.
Er wollte Chiimal umbringen!
Konnte er es schaffen?
Wie ein Wiesel bewegte er sich über den breiten Rücken auf die strahlenförmigen Hörner zu, die wie ein Kragen hinter dem Kopf hervorstanden.
Noch hatte Chiimal nichts bemerkt, seine Haut war wohl zu dick.
Aber er wurde gewarnt.
Valdez schrie: »Chiimal, Chiimal, Vorsicht!«
Der Koloß schüttelte sich. Er bewegte seinen Körper hin und her, setzte seine gewaltigen Kräfte ein, und wie ein Stromstoß fuhr es durch seine Knochen.
Der Krieger hatte die Lanze gehoben. Er befand sich jetzt dicht hinter dem gewaltigen Echsenkragen. Er wollte darüber klettern, um an die schwache Stelle des Monsters zu gelangen.
Da merkte Chiimal, was los war.
Plötzlich wuchtete er seinen Körper in die Höhe. Es ging sehr schnell, so daß der Krieger diese Bewegung nicht mitbekam, sondern nur die Folgen spürte.
Er wurde vom breiten Rücken des Monsters wie ein Blatt Papier hinweggefegt.
Wir hörten einen Schrei. Das Mädchen hatte ihn ausgestoßen. Es sah, wie sein Freund durch die Luft flog und zu Boden krachte, wo er benommen liegenblieb.
Valdez lief auf ihn zu, und das Monster drehte sich schwerfällig um, weil es den am Boden liegenden Mann töten wollte. Das konnten und durften wir nicht zulassen. Bis jetzt hatten wir tatenlos zugesehen, doch nun, als der Krieger keine Chance hatte, mußten wir ihm helfen. »Komm, Suko!«
Der Chinese verstand. Gleichzeitig rannten wir los, während Suko seinen magischen Stab hervorholte und damit zu retten versuchte, was noch zu retten war…
***
Chiimal hatte die Drehung geschafft.
Ich sah die gesamte Szene wie auf dem Präsentierteller. Der Koloß stierte
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