0152 - Größer als die Sonne
blieb weder stehen noch antwortete er.
Er stieg aus dem Kampfanzug, hing ihn in den Schrank zurück, öffnete die danebenliegende Tür und blickte in ein Bad.
Seitdem alle Aggregate im Schiff ausgefallen waren, bestand allgemeines Badeverbot, weil die Wasserversorgung auch zum größten Teil stillag und nur noch funktionierte, wo natürliches Gefälle aus hochliegenden Tanks das Wasser in die Leitungen druckte.
Tyll Leyden stellte sich unter die Dusche und spülte die letzten Gasspuren von seinem Körper, dann schlug er so lange seine abgelegten Kleidungsstücke aus, bis er überzeugt war, daß sie keine Gasreste mehr enthielten. Als er danach auf die Uhr blickte, stellte er fest, daß der geplante Ausfall in anderthalb Stunden fällig war.
Über bewegungslose Rolltreppen stieg er zu seinem Deck hoch, suchte seine Kabine und legte sich nieder.
Wenige Minuten später war er eingeschlafen.
*
Über Impos ging die Sonne auf. In dem gewaltigen Talkessel wurde es zusehends heller. Aus dem Dunst schalte sich die befestigte Stadt heraus mit ihren beiden massiven und hohen Türmen. Wie ein riesiges Loch sah die dunkle glatte Wand des Achttausenders aus, in dem Es einen Zellaktivator versteckt hatte.
Hinter dem Gebirgsmassiv stand Herkules, der Methanriese. Voll vom Licht der Sonne getroffen, zeigte er seine narbige Oberflache und wirkte dadurch noch drohender.
Oberstleutnant Thomas Herzog hatte dem Planeten, der fast den doppelten Durchmesser von Sol besaß, nur einen flüchtigen Blick zugeworfen. Ihn interessierte die befestigte Stadt aus vieltausendjähriger Vergangenheit und die Belagerer vor der durchschnittlich dreißig Meter hohen Mauer.
Mit dem ersten Sonnenstrahl hatte das Riesenheer der Angreifer das schwere Feuer wieder eröffnet. In der vergangenen Nacht mußte besonders die Artillerie verstärkt worden sein, denn der Höllenlärm, den die Kanonen machten, war noch nie so stark gewesen wie in dieser frühen Morgenstunde.
Aber die Kugelbauchwesen in der Stadt blieben ihren Feinden nichts schuldig. Sie schienen ihre letzten Reserven an schweren Waffen herangezogen und sie in den Stellungen auf der Ringmauer eingebaut zu haben. Dort blitzte es überall auf, und die Granaten schlugen erbarmungslos in die anstürmenden Massen der Belagerer ein.
Thomas Herzog durfte nicht daran denken, daß er mit seinen Männern Augenzeuge eines Kampfes auf Impos war, der vor vielen tausend Jahren hier einmal tatsächlich stattgefunden hatte.
Er fand keine Erklärung dafür, wie Es das bewerkstelligte, nach Belieben mit der Zeit zu manipulieren und ein untergegangenes Volk wieder aus den Gräbern zu holen.
Nur meterweit waren die Hauptschleusen an der EXPLORER-2115 geöffnet. Das allein war schon mit großen Risiken verbunden. Von der Ringmauer her und von den Belagerern wurde der Kugelraumer immer noch unter Artilleriefeuer genommen. Die sich bekämpfenden Kugelbauchmenschen sahen in dem unbegreiflichen Gebilde etwas Feindliches. Beide Parteien feuerten in unregelmäßiger Folge ihre Granaten darauf ab. Die Geschosse konnten der Stahlhülle nichts anhaben, aber sie wurden in dem Moment lebensgefährlich, wenn sie in einer geöffneten Schleuse krepierten.
Herzog zögerte noch, den Befehl zum Ausfall zu geben. Seit man mit Tränengas gegen die Belagerer vorgegangen war, hatten diese ihre Posten zurückgenommen und waren in Herzogs strategischem Plan ohne Bedeutung. Sorgen jedoch bereitete ihm das Riesenheer der angreifenden Kugelbauchwesen. Der Kommandant sah völlig klar, daß er mit seinem Vorrat an Tränengasbomben gegen dieses Heer nicht ankam. Selbst wenn das Unwahrscheinliche doch der Fall sein sollte, dann stand ihnen die Erstürmung der dreißig Meter hohen Ringmauer bevor und gleichzeitig dort oben neue Kämpfe mit den Verteidigern der Stadt.
Die Aggregate lagen still, es funktionierte keine einzige Strahlwaffe, kein Blaster.
Er blickte in die Senke hinein, ein unübersichtliches, mit hohen Sträuchern bewachsenes Gelände. In diese Richtung sollte der Ausfall vorgetragen werden und ihre linke Flanke durch Verschießen von Tränengasraketen gesichert werden. Dann sollte bis zum Fluß vorgestoßen und an seinem Ufer, im Schutz der Böschung, die Ringmauer der Stadt erreicht werden. Mit dreihundert Mann wollte Herzog gegen schätzungsweise fünftausend Kugelbauchmenschen den Durchbruch bis zum Fuß der massiven Mauer erzwingen.
„Fertigmachen!" befahl er. Vier Läufer rannten davon, zu den vier anderen
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